Ski-WM in Cortina d'Ampezzo:Starnberg jubelt über Kira Weidles Silbermedaille

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Kira Weidle aus Starnberg holt Silber und jubelt mit dem Betreuerteam vom DSV. (Foto: dpa)

Eltern, Nachbarn, Politik und Ski-Club sind aus dem Häuschen. Ihr Jugendtrainer freut sich für die 24-Jährige: "Nicht viele haben an sie geglaubt."

Von Carolin Fries und Peter Haacke, Starnberg

Kira Weidle war überwältigt, sie wusste erst mal nicht, was sie sagen sollte. "Wahnsinn", entfuhr es der 24-jährigen Starnbergerin. "Es braucht noch ein bisschen, bis ich das realisiert habe."

Kurz zuvor hatte sie die deutsche Ski-Rennwelt auf den Kopf gestellt. Im Rennen ihres Lebens holte sie bei der Weltmeisterschaft im italienischen Cortina d'Ampezzo mit Platz zwei das bislang beste Ergebnis ihrer Karriere: das erste WM-Silber für die deutschen Ski-Damen in der Abfahrt seit Katja Seizinger 1996 und die erste Medaille in der Königsdisziplin seit Bronze von Maria Höfl-Riesch 2013. Spontan verlängerte Weidle ihren Aufenthalt in den Dolomiten, bis in die Nacht wurde gefeiert.

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Doch nicht nur im fernen Italien, sondern auch in Starnberg flogen die Korken. "Alles Wahnsinn, einfach surreal!", kommentierte etwa Kiras Vater Günther Weidle den Erfolg seiner Tochter. Im Übrigen habe er auch gar keine Zeit, sagt er am Telefon: "Wir feiern gerade." Am Fernseher zu Hause in Starnberg hatten er und seine Frau Martina mit Sohn Luis verfolgt, wie Kira bei der Ski-WM zur Silbermedaille gerast ist. "Die Nachbarn haben uns schreien gehört und wir sie auch", berichtet Weidle. Ob sie die Tochter schon persönlich sprechen konnten? "Ja, ganz offiziell über die Pressestelle", sagt der Vater und muss lachen. Die Sportsoldatin hat in der Abfahrt mit ihrem zweiten Platz einen Überraschungserfolg erzielt. Nur die Schweizerin Corinne Suter war 0,20 Sekunden schneller. Im Ziel war Kira Weidle zunächst sprachlos. Später sagt sie: "Klar", es sei immer ihr Ziel gewesen, eine Medaille zu gewinnen, "ich wusste, ich hab's drauf".

Das wusste Matthias ("Tissi") Pohlus schon vor Jahren. Der Cheftrainer des SC Starnberg hat das Rennen am Samstag nicht verfolgen können, er trainiert mit dem Kader-Nachwuchs. "Die Nachricht hat mich am Hang erwischt. Ich habe aber knapp 140 Nachrichten aufs Handy bekommen", sagt er. Knapp acht Jahre lang hatte er auch Kira trainiert, feierte mit ihr unzählige Erfolge, ehe sie als 15-Jährige ins Nachwuchsteam der Nationalmannschaft wechselte. 2003 habe die WM-Silbermedaillengewinnerin einst bei ihm in der Skischule begonnen, lange Zeit war Weidle die Nummer eins der deutschen Schülerrangliste. "Sie war als Jugendliche schon sehr fokussiert", so Pohlus.

Weidles früherer Trainer Matthias Pohlus. (Foto: Ski-Club Starnberg)

"Jeder Trainer trägt ein Stück weit zum Erfolg bei", sagt er und freut sich über die Silbermedaille. "Das ist so toll! Nicht viele haben an sie geglaubt. Doch wenn man an sich selber glaubt und das Herz am rechten Fleck hat, ist alles möglich. Sie hat's verdient." Für den Starnberger Ski-Club mit seinen mehr als 700 Mitgliedern sei Weidles Medaillengewinn ein Freudentag "und auch ein Schub". Das beweise, dass man als Verein auf dem richtigen Weg sei, auch wenn die Berge nicht ums Eck lägen. Wie beflügelt seien seine Athleten am Samstagmittag die Pisten hinuntergejagt. Noch am Abend wolle er Kira gratulieren, ein persönlicher Kontakt bestehe nach wie vor.

Starnbergs Landrat Stefan Frey (CSU), quasi Nachbar der Familie Weidle, gratulierte direkt nach dem Rennen auf Facebook "zum sensationellen WM-Silber". In einer schwierigen Saison sei das ein grandioser und sensationeller Erfolg, den sich die junge Frau hart erarbeitet und erkämpft habe. "Der Landkreis Starnberg ist stolz auf sein Ski-Ass!", heißt es weiter. Im Namen der Landkreis-Bürger schrieb Frey per E-Mail an die Betreuer des WM-Teams: "Bitte richten Sie Kira Weidle ganz herzlich die Glückwünsche des Landkreises Starnberg aus" und: "Große Anerkennung und Respekt einer tollen Sportsfrau!" Das Rennen hatte auch Starnbergs Bürgermeister Patrick Janik live am Fernseher verfolgt und sich "riesig gefreut". Weidles Silbermedaille sei der "gerechte Lohn für harte Arbeit" und werfe ein helles Licht "auf die hervorragende Arbeit des SC Starnberg".

Die Starnbergerin fuhr in Italien das Rennen ihres Lebens. (Foto: dpa)

Den bis dahin größten Erfolg einer Starnberger Athletin feierte Miriam Vogt im Februar 1993 in Morioka. Sie eroberte Gold in der alpinen Kombination bei der Weltmeisterschaft in Japan mit jeweils zweitbester Zeit im Slalom und in der Abfahrt. Kira Weidle, die in wenigen Tagen 25 Jahre alt wird, ist nun die zweite Skifahrerin, die eine alpine WM-Medaille nach Starnberg holen konnte. Bereits am Sonntagnachmittag war sie zurück in Starnberg bei ihrer Familie, am Abend folgte ein Termin im Bayerischen Fernsehen. Viel Zeit zum Erholen wird Weidle nicht haben. Vater Günther umschrieb die aktuelle Situation mit "schöner Hektik in entspannter Stimmung". Nächstes Wochenende stehen für Kira Weidle die Deutschen Titelkämpfe auf dem Programm. Die Olympia-Generalprobe in Yanqing (China) Ende Februar fällt aus, die Weltcup-Damen gastieren stattdessen im italienischen Val di Fassa.

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