Ski Alpin:"Das ist bitter"

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Kira Weidle aus Starnberg auf der Abfahrtsstrecke in Yanqing. (Foto: Harald Steiner/imago)

Kira Weidle aus Starnberg landet bei der Abfahrt auf Platz vier und verpasst damit knapp eine olympische Medaille. Wie Familie und Freunde das Rennen erlebt haben - und nun Trost und Zuversicht spenden

Von Carolin Fries, Starnberg

Um acht Uhr morgens ist Günther Weidle auch an diesem Dienstag schon wieder am Arbeiten, "das Leben geht weiter". Und doch ist dieser Tag, der für ihn und seine Frau Martina um vier Uhr vor dem Fernseher begonnen hat, anders. Tochter Kira startete bei den Olympischen Spielen in Peking in der Abfahrt als Mitfavoritin - und verpasste nur knapp eine Medaille. Die 25 Jahre alte Skirennfahrerin landete in ihrer Paradedisziplin auf Platz vier. "Das ist die undankbarste Platzierung bei Olympischen Spielen", sagt Vater Günther Weidle trocken. Er scheint die enorme Enttäuschung seiner Tochter förmlich nachzuspüren, das sei "nicht das, was Kira sich erhofft hat". Doch: "Für 99,99 Prozent der Menschen ist das gigantisch."

Auch Matthias "Tissi" Pohlus, Cheftrainer beim Starnberger Skiclub, hatte sich den Wecker gestellt, um das Rennen seines ehemaligen Schützlings live verfolgen zu können. "Ziemlich traurig", lautet sein Fazit. "Bei Olympischen Spielen zählen eben nur Medaillen - und sie war so nah dran." 14 Hundertstel fehlten der Starnbergerin zu Bronze, "das ist ein Wimpernschlag". Pohlus hat Weidle als Kind trainiert, bevor diese mit 15 Jahren ins Ski-Internat des DSV wechselte. Pohlus kennt den Ehrgeiz der Sportlerin, ihre Kämpfernatur. Ein so knappes Scheitern - "das ist bitter". Nach dem vierten Platz im Slalom von Lena Dürr aus Germering das zweite Mal Blech bei diesen Spielen. Die beiden teilen sich laut Pohlus ein Zimmer in Peking, "die Pech-WG".

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14 Hundertstel ist die deutsche Abfahrerin zu langsam - so bleibt ihr nur ein undankbares Ergebnis. Olympiasiegerin in der Abfahrt wird eine Schweizerin.

14 Hundertstel fehlen zu Bronze, Kira Weidle ist enttäuscht. (Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)

Seit 2016 sammelt Kira Weidle in den Speed-Disziplinen Weltcup-Punkte, dass sie zur Weltspitze gehört, bewies die Sportsoldatin im vergangenen Jahr mit ihrem Vizetitel bei der Weltmeisterschaft in Cortina d' Ampezzo. Mit großem Selbstvertrauen war sie in die Saison gestartet, eine olympische Medaille hatte sie sich als nächstes Ziel gesteckt. "Und die kriegt sie auch noch", sagt Pohlus. Der 58-Jährige ist überzeugt, dass Spitzensportler Rückschläge brauchen, um daraus die nötige Stärke für den nächsten Erfolg zu ziehen. "Ich bin mir sicher, die Kira macht was draus." Der Skiclub jedenfalls sei stolz, eine Olympionikin in seinen Reihen zu haben und "noch dazu eine, die um Medaillen mitfährt". So ärgerlich der vierte Platz auch sei: Kiras Rennen sei eine Topleistung gewesen, "da kann man nur gratulieren", so Pohlus.

"Sie ist ein sehr gutes Rennen gefahren", sagt auch Starnbergs Landrat Stefan Frey (CSU). Er wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft der Familie Weidle und kennt Kira aus mehreren persönlichen Begegnungen. Sie sei "wirklich sympathisch - eine Kämpferin". Frey sagt, Pech und Glück lägen hier so nah beisammen, Weidle solle den Kopf nicht hängen lassen. "Ich kann sie nur ermutigen, nach vorne zu schauen: Nach Olympia ist vor Olympia", so Frey.

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Glückwünsche und aufmunternde Worte: Vater Günther Weidle hat seiner Tochter gleich nach dem Rennen eine Whatsapp-Nachricht zukommen lassen. Matthias Pohlus hatte auch schon sein Handy in der Hand, "doch die haben in Peking ja gar nicht ihre privaten Telefone dabei", fiel ihm dann ein. Er hat vor, Weidles Eltern seine Glückwünsche überbringen zu lassen. Für die ist trotz der aktuell gedrückten Stimmung klar: Wenn Kira am Sonntag nach Hause kommt, wird gefeiert.

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