Kinoabend:Ein Leben voller Brüche

Markus H. Rosenmüller bei Premiere des Kinofilms "Trautmann" in München, 2019

Bedient mit seinem neuen Film gleich drei Genres: Regisseur Markus H. Rosenmüller (hier bei der Premiere von "Trautmann" in München).

(Foto: Katherina Hess)

Markus H. Rosenmüller redet beim Filmgespräch über "Trautmann"

Von Blanche Mamer, Starnberg

Wer ist denn bitte Bernd Trautmann? Muss man den kennen? Selbst den jüngeren Fußballern war die Torwartlegende von Manchester City nicht unbedingt ein Begriff. Diese Wissenslücke hat Regisseur Markus H. Rosenmüller jetzt geschlossen. Mit seinem neuen Film "Trautmann" bedient er gleich drei Genres: den Fußballerfilm, den Liebesfilm und die historische Aufarbeitung der Nachkriegszeit und die Versöhnung zwischen Deutschland und Großbritannien.

Beim Filmgespräch am Sonntag im Kino in Starnberg werden Rosenmüller und Produzent Robert Marciniak mit Applaus begrüßt. Rosenmüller erzählt, er sei sehr überrascht gewesen, dass eine so interessante Geschichte wie die von Bernd Trautmann noch nicht verfilmt wurde. Immerhin hat es dann elf Jahre gedauert, bis die Finanzierung stand und der Film mit David Kross in der Hauptrolle fertig wurde. Zum Glück habe er Trautmann noch kennengelernt und sich lange mit ihm unterhalten, sagt der Filmemacher. Der Jahrhundert-Keeper starb 2013 in Spanien, er habe den Film nicht mehr gesehen. Jack Friar (John Henshaw), Trainer des Provinzclubs St. Helens, hatte den Kriegsgefangenen Trautmann als Torwart eingesetzt. Später wurde er gegen den Protest erboster Fans, die ihn als Nazi-Torwart beschimpften, von Manchester City abgeworben.

Zum Idol wurde er 1956, als er beim Spiel um die Meisterschaft zwischen Man City und Birmingham 20 Minuten mit gebrochenem Halswirbel weiterspielte, wie erst später erkannt wurde, und den Cup holte. Inzwischen hatte er Margaret (Freya Mavor), die Tochter von Jack Friar, geheiratet. Bei den Dreharbeiten 2017 sei Mavor noch unbekannt gewesen, heute würde er sie wahrscheinlich nicht mehr bekommen, erzählt Rosenmüller.

Eine Zuschauerin will mehr über Trautmanns Hintergrund wissen. Familienleben habe der Keeper erst mit 22 Jahren bei den Friars kennengelernt, sagt Rosenmüller. Sein Leben sei voller Brüche gewesen. Mit 13 sei er in die HJ eingetreten, habe sich mit 17 als Freiwilliger zur Luftwaffe gemeldet, wo er zuletzt als Fallschirmjäger eingesetzt war. Die schrecklichen Szenen mit dem Buben, der seinen Fußball zurück fordert? Im Gespräch damals habe Trautmann berichtet, wie er in einem Wald in Rumänien auf eine Lichtung gekommen sei und gesehen habe, wie Juden erschossen wurden. Er habe sich nicht getraut einzugreifen und sich diese Feigheit nie verziehen. Diese Schuldgefühle werden deutlich bei der fiktiven Szene mit dem Buben.

"Er war ein sehr freundlicher Mensch, der schnell Freunde gefunden hat und sein ganzes Leben in den Dienst der Versöhnung stellte", betont der Regisseur. Eine Zuschauerin ist überwältigt. Sie sagt, sie habe Rosenmüller diesen Film nie zugetraut.

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