Kino:Und die Freiheit fährt mit

Kino: "Easy Rider" mit bayerischem Heimatblues: Die Wittmann-Brüder auf ihren Zündapp-Mopeds in den USA.

"Easy Rider" mit bayerischem Heimatblues: Die Wittmann-Brüder auf ihren Zündapp-Mopeds in den USA.

(Foto: Verleih)

Das Roadmovie "Ausgrissn" beim Open-Air in Starnberg

Von Peter Haacke, Starnberg

Aussteigen, ausreißen und mal was ganz anderes machen - davon träumen viele. Doch nur wenigen gelingt das Kunststück, aus dem Alltagstrott auszubrechen, das Glück zu finden oder zumindest etwas, das sich so anfühlt. Den Brüdern Julian und Thomas Wittmann aus Lengdorf, einem Dorf östlich von Erding, haben aus ihrer Sehnsucht nach Freiheit einen außergewöhnlichen Film gemacht: "Ausgrissn! In der Lederhosn nach Las Vegas" erzählt die authentische Geschichte eines dreimonatigen Trips zweier junger Männer, die mit ihren 50 Jahre alten Zündapp-Mopeds 12 000 Kilometer von Bayern bis an die Nordsee und durch die USA knattern. Herausgekommen ist ein bildgewaltiges, dokumentarisches Roadmovie in Form eines filmischen Reisetagebuchs in fiktionalem Rahmen - ein Genre, das es so bislang nicht gab -, aufgrund seiner Authentizität aber unterhaltsam und höchst sympathisch rüberkommt. Matthias Hellwig, Chef des Fünfseen-Filmfestivals, bewies jedenfalls gutes Gespür bei Auswahl dieses Streifens fürs Open-Air in Starnberg: Die Zuschauer waren begeistert.

Die Grundidee: Zwei Brüder - begleitet von einem dreiköpfigen Filmteam - fahren auf ihren Mopeds von New York nach Las Vegas, landen in teilweise absurd komischen Situationen und treffen auf unterschiedlichste Menschen: Aussteiger, Waffennarren, Rocker, Einsiedler. Ein Drehbuch gibt es nicht: Alles ist Zufall, alle Charaktere sind absolut authentisch - nicht zuletzt die Wittmanns, die zuweilen aber auch an persönliche Grenzen geraten.

Kritiker mögen bemängeln, dass die erfundene Wirtshausszenerie mit echten Schauspielern - darunter Monika Gruber als Toilettenfrau, die ihre segensreiche Hand über das Projekt hielt und sich als Türöffner für weitere Förderer erwies - als fiktionaler Rahmen zu den schwächeren Parts zählt. Doch gewürdigt werden müssen auch die Umstände des kunstvoll aus 500 Stunden Material zusammen geschnittenen Erstlingswerks: Mit nur 200 000 Euro Etat entstand kein Low-Budget-, sondern ein "No-Budget"-Werk, das einfach nur Spaß macht. Am Ende des Streifens sinniert Julian auf seiner Zündapp C 50 Super sitzend: "Von außen betrachtet war unser Trip wahrscheinlich absolut hirnrissig. Wir haben die Freiheit gesucht und eigentlich gar nicht gewusst, was das sein soll. Aber wir haben gespürt, dass sie irgendwie immer mitgefahren ist."

"Ausgrissn! In der Lederhosn nach Las Vegas" mit Julian und Thomas Wittmann. Kinostart 13. August

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