Fünfseen-Filmfestival 2019 in Starnberg:Weltpremiere zur Eröffnung

Fünfseen-Filmfestival 2019 in Starnberg: Schiff ahoj: Festivalchef Matthias Helwig (oben Mitte) mit Mitglieder seines Teams, einer Jury und Tangolehrer Ralf Sartori (unten li.).

Schiff ahoj: Festivalchef Matthias Helwig (oben Mitte) mit Mitglieder seines Teams, einer Jury und Tangolehrer Ralf Sartori (unten li.).

(Foto: Arlet Ulfers)

Beim größten Kulturevent der Region stehen mehr als 150 Filme auf dem Programm. Gleich zu Beginn am 4. September wird in der Schlossberghalle das Liebesdrama "Zwischen uns die Mauer" von Regisseur Norbert Lechner gezeigt - zum ersten Mal.

Von Gerhard Summer

Die Frage stellt sich jedes Jahr, und wie immer gibt es keine wirklich überzeugende Antwort darauf: "Was sollen wir anschauen?", will also eine Frau von ihrem Mann wissen. Die Zwei blättern sich im Starnberger Kino durchs Programm des 13. Fünfseen-Filmfestivals, sie warten auf die Vorstellung des Vietnam-Mega-Dramas "Apocalypse Now" in der 187 Minuten langen Final-Cut-Version. Er sagt: "Eigentlich können wir alles anschauen."

Genau das ist das Problem: Festivalchef Matthias Helwig, der die kleine Geschichte von dem älteren Paar am Donnerstag in der Pressekonferenz zu seinem Großereignis erzählt, und sein Team haben wieder mehr als 150 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme ausgesucht. Die Produktionen werden von 4. bis 12. September auf 14 Leinwänden in den Lichtspielhäusern Starnberg, Gauting, Seefeld und im Pfarrstadel Weßling laufen und voraussichtlich abermals an die 20 000 Besucher anziehen. Und wenn es nach den euphorischen Beschreibungen von Helwig und seiner Pressesprecherin Maren Martell geht, täte man gut daran, kaum eine der Vorführungen zu versäumen. Allein schon die Kurzfilm-Auswahl sei herausragend, sagt Helwig. Auch die Short-Plus-Sektion könne er nur empfehlen. Und die Filme zum Hauptwettbewerb wie "Stitches", "The River" oder "Thou Shalt Not Kill" hätten ohnehin allesamt "wunderbar erzählte, berührende Geschichten". Wer also nur einen Bruchteil des gewaltigen Programms mit dem Schwerpunkt Mitteleuropa und dem Motto "Raum" mitbekommen will, das dieses Filmfest zum größten Kulturereignis im Fünfseenland und zu einem der wichtigsten deutschen Festivals neben München und Hof macht, sollte sich Urlaub nehmen.

Höhepunkte

Die Ehrengäste des Festivals 2019 sind zwei mit Preisen überhäufte Regisseure und der renommierteste deutsche Szenenbildner: Caroline Link sowie Tom Tykwer und Uli Hanisch, die beide an der Serie "Babylon Berlin" arbeiten. Die Drei kommen am 8. September zu einem Diskurs über "Verfilmte Räume" in die Politische Akademie nach Tutzing. Eine Auswahl ihrer Arbeiten wie "Der Junge muss an die frische Luft", "Nirgendwo in Afrika", "The International" und "Ein Hologramm für den König" laufen genauso wie Produktionen mit der ersten Trägerin des Hannelore-Elsner Preises, der Schauspielerin Barbara Auer, auf dem Filmfest. Ein sogenanntes Architekturpanel am 8. September in Seefeld widmet sich einem der interessantesten Festivalthemen: dem Wohnen der Zukunft. Im Zentrum stehen eine Studie des Wessobrunner Kreises und Modelle wie die Tiny- und die Multihouses. sum

Schon der Auftakt hat es in sich: Helwig startet mit der ersten Weltpremiere in 13 Jahren, Norbert Lechners Ost-West-Liebesgeschichte "Zwischen uns die Mauer". Dass er den Film zur Eröffnung in der Schlossberghalle zeigen kann und das komplette Team samt Hauptdarstellern erscheinen wird, hat mit dem September-Festivaltermins zu tun. Denn zum Münchner Filmfest war das Drama noch nicht fertig, und Venedig nimmt den Film nicht ins Programm. "Ein Glücksfall", sagte Helwig. Insgesamt stehen vier Weltpremieren an, darunter der Tango-Film "Intertango", den Tanzmaniac Ralf Sartori ausgegraben hat, und zwölf Deutschlandpremieren. Es gibt Musikfilme und Dokus über den ausgebeuteten Planeten Erde, Debatten und Werkstattgespräche, Filme aus Taiwan und viele Arthouse-Produktionen. Neu ist der Trailer des jungen Filmemachers Amos Ostermeier, der das Festivalthema elegant und modern aufgreift. Erstmals verleiht Helwig den mit 5000 Euro dotierten Hannelore-Elsner-Preis, und zwar an Barbara Auer, und verlegt die Dampferfahrt ans Ende des Fests. Und neu ist auch: Wer das Programm studiert, entdeckt überraschend viele Filme, die er kennt, weil Helwig zum Motto "Raum" Klassiker und Modernes wie "Interstellar" zusammengestellt hat. Aber: Vielleicht sollte man die noch mal anschauen!

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