Zum Interview kommt sie selbst so atemlos wie die Darstellerinnen in ihrem Film "Frau Mutter Tier" über junge Mütter, die sich zwischen Familie und Beruf aufreiben. Aber Felicitas Darschin stand einfach nur im Stau. Und wer ihr ein Klischee überstülpen will, wird sich schwer tun - das ist schnell klar.
Felicitas Darschin ist eine deutsche Regisseurin, eine von wenigen. Ihr Nachname klingt exotisch, dabei kommt sie von der Halbinsel Darß bei Rügen. Im März wird die mit Julia Jentsch, Kristin Suckow, Annette Frier, Brigitte Hobmeier und Alexandra Helmig prominent besetzte Mütterkomödie, deren Stoff sie über mehrere Jahre mit entwickelt hat, in die Kinos kommen. Mit dem marktschreierischen Getriebe der Filmbranche würde man Darschin auf den ersten Blick kaum in Verbindung bringen. Sie wirkt natürlich und bodenständig. "Ich lasse Inszenierungen lieber vor der Kamera", sagt sie lachend.
1982 in München geboren und aufgewachsen in Gauting, lebt sie heute in Garatshausen, nah an der Natur und nah am See: "Ich sitze gerne am Lagerfeuer und schaue in die Sterne." Sie liebt Pferde, die für sie der Inbegriff von Freiheit sind. Und sie schwimmt lange Strecken, wenn es kalt ist, im Neoprenanzug.
Aber Darschin ist auch Cineastin durch und durch. Den Weg zum Film fand sie wie im Film: Das schüchterne Mädchen freundete sich mit dem Vorführer im alten Gautinger Kino an und sammelte Filmplakate - eine Geschichte wie in dem Klassiker "Cinema Paradiso". Von der stillen Beobachterin im dunklen Kinosaal entwickelte sie sich über Praktika beim Film sehr schnell, noch vor dem Studium an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, zur Regie- und Produktionsassistentin. Mit 19 führte sie zum ersten Mal selbst Regie, kurz danach gründete sie ihre eigene Produktionsfirma. Mit dem Kurzfilm "Teddytester" schloss sie 2007 ihr Studium ab, im Jahr darauf war sie mit ihrem Debütfilm "Zwerg Nase" auf dem Filmfest München und gewann auf dem Fünfseen-Filmfestival den Publikumspreis für den besten Kinder- und Jugendfilm.
Eine karrierefixierte Überfliegerin also? Sicher nicht. Als "Geschichtenerzählerin" bezeichnet sich Darschin selbst. In der immer noch von Männern dominierten Branche muss auch sie sich durchbeißen, um Finanzierungen kämpfen. Seit mehreren Jahren arbeitet sie an einem Herzensprojekt: Für den Episodenfilm mit dem Arbeitstitel "Liebe lieber ungewöhnlich" hat sie in einer sehr frühen Phase auch die Schauspieler, denen sie die Rollen ohnehin auf den Leib schrieb, mit einbezogen und ihre Anregungen ins Drehbuch einfließen lassen. Diesen Arbeitsschritt nennt sie "lebendiges Kreativmanagement": Es ist ein szenisches Ausprobieren lange vor dem Dreh.
Auch ihre Arbeit als Lehrerin an der Medienakademie in Grünwald bezeichnet sie als "kreativen Dialog". Sie versuche, den Studenten nicht ihre eigenen Vorstellungen aufzuzwängen und möglichst offen für andere Ideen zu sein: "Es ist ein Geben und Nehmen." Sozusagen nebenbei arbeitet Darschin auch noch als Fotografin. Eine Ausstellung ihrer Porträts und Naturaufnahmen ist in Planung. "Ich bin gerne vielseitig und versuche, immer wieder etwas Neues zu machen", erklärt sie.
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Bleibt noch die Frage, was sie an der "zeitgeistigen" Komödie "Frau Mutter Tier" gereizt hat, die mit einer Vollzeit-Helikopter-Mutter, einer Karrierefrau mit Kindern und einer Alleinerziehenden so ziemlich alle Klischees bedient, die es rund ums Muttersein gibt. "Gerade mit diesen Klischees, die es ja tatsächlich gibt, legt der Film auch den Finger in die Wunde", sagt sie. Und: "Es war mir wichtig, Tempo in den Film zu bringen und so die Atemlosigkeit dieser jungen Mütter abzubilden." Felicitas Darschin hat selbst keine Kinder und über allzu Privates spricht sie nicht gern. Aber festlegen lassen will sie sich auch in diesem Fall nicht: "Kann ja noch kommen."
Kinostart von "Frau Mutter Tier" ist am 21. März.