Kinderbetreuung:Ringen um Hortplätze

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Viele Gemeinden haben zu wenige Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. In Herrsching sollen nun 20 Mädchen und Buben die offene Ganztagsschule besuchen. In Gilching und Gauting wird es wohl Wartelisten geben

Von Christiane Bracht, Herrsching

Derzeit wird fieberhaft gerechnet, geschoben, debattiert und wieder neu nachgedacht. Die Kinder auf Krippen, Kindergärten, Horte oder Mittagsbetreuung zu verteilen, ist eine echte Herausforderung. In Herrsching stöhnt man besonders laut: Etwa 190 Anmeldungen sind heuer eingegangen, erklärt die Sachbearbeiterin Mirjam Goodwin. Es gibt aber nur 169 Plätze. Und so ist es nicht verwunderlich, dass manch ein Elternpaar unzufrieden ist.

Schon werden Klagen laut: "Die Einheimischen werden benachteiligt", hört man und ist entsetzt. Wie kann das sein? Natürlich will niemand als fremdenfeindlich gelten, deshalb wird nur hinter vorgehaltener Hand gemunkelt: "Die Flüchtlingskinder bekommen ganz problemlos einen Platz im Kindergarten, unser Kind nicht. Dabei sind wir berufstätig." Oder: "Unser Kind soll länger in der Krippe bleiben. Das ist nicht nur teurer, unser Kind wird dort auch weniger gefördert. Die Gemeinde will nur Geld sparen." Doch Goodwin wehrt ab: "So ist es nicht." In die Anmeldezahlen sind die Kinder der Asylbewerber gar nicht eingerechnet. Die kommen noch dazu. Das Problem liege auch mehr bei den Hortplätzen, sagt Goodwin.

Schon im vergangenen Jahr hatte Herrsching plötzlich 25 Kinder mehr, die nach dem Gesetz einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz hatten. Denn ins Containerdorf der Ammerseegemeinde sind sehr viele Familien eingezogen, viel mehr als in anderen Gemeinden. "25 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren - das ist praktisch eine ganze Gruppe", verdeutlicht Goodwin das Problem. "Alle unterzubringen, hat uns überfordert." Sie beantragte eine Genehmigung für Notplätze beim Landratsamt und bekam für eine gewisse Zeit sieben zugestanden. Die Vorschulkinder wurden schließlich aufgenommen, damit sie Deutsch lernen und erste soziale Kontakte schließen konnten, bevor sie eingeschult werden. "Uns liegt viel daran, dass sie integriert werden", sagt Goodwin und versichert, dass auch im vergangenen Jahr kein einheimisches Kind benachteiligt wurde.

Auch heuer bemühe man sich, allen gerecht zu werden. Die gut 20 Kinder, die keinen Platz im Hort bekommen haben, können von September an in die offene Ganztagsschule gehen. Der Gemeinderat hat bereits einer weiteren Gruppe zugestimmt, und der Schulleiter stellt ein Klassenzimmer für sie zur Verfügung. Anders als früher können die Kleinkinder jetzt nicht mehr mit zweieinhalb in den Kindergarten wechseln, sondern erst mit drei. Die etwa sechs Flüchtlingskinder im Vorschulalter sollen heuer noch zusätzlich aufgenommen werden. Die Gemeinde ist bereits in Verhandlung. Außerdem bemüht man sich derzeit, für die jüngeren eine Spielgruppe einzurichten, die die Kleinen zwei Mal in der Woche für zwei Stunden fördert. Denn es gibt noch bis zu zehn Flüchtlingskinder im Kindergartenalter, die keinen Platz bekommen werden, sagt Goodwin. Um künftig besser für den Ansturm gewappnet zu sein, plant Herrsching einen neuen Kindergarten an der Riederstraße. Das Grundstück ist bereits gekauft. Es kann aber noch ein paar Jahre dauern, bis das Gebäude steht.

In anderen Gemeinden ist das Problem nicht ganz so prekär: In Gilching gibt es schon seit Jahren zu wenige Betreuungsplätze. Bürgermeister Manfred Walter ist dennoch erstaunlich gelassen: "Früher hatten wir Wartelisten mit 50 bis 70 Kindern darauf, heuer werden es zum ersten Mal seit Jahren voraussichtlich weniger als zehn sein", sagt er. "Wir haben eben viel investiert." Außerdem hat die Gemeinde nur wenige Flüchtlinge.

In Gauting rechnet man insgeheim auch mit Wartelisten, aber "die Planungen sind noch nicht abgeschlossen", heißt es aus dem Rathaus. Allein in der Flüchtlingsunterkunft an der Ammerseestraße leben 70 Kinder und Jugendliche. Wie viele davon ab September einen Kindergartenplatz brauchen, weiß man noch nicht. Anders als in München gibt es keine Kontingente für sie. Vielmehr werden alle gleich behandelt, versichert die Rathaussprecherin Ricarda Polz. "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst." Der Helferkreis will zudem Spielgruppen organisieren.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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