Kinderbetreuung in Weßling:Menü mit Tücken

Nach Klagen von Eltern über komplizierte Formulare führt die Gemeinde Weßling Pauschalbeträge für das Mittagessen ein

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Der bürokratische Aufwand im Bereich der Kinderbetreuung ist für die Mitarbeiter der Weßlinger Einrichtungen und im Rathaus groß. Was noch belastender ist: Wenn es um das Mittagessen für die Kinder geht, ist Streit zwischen Kindergärten und Eltern oft programmiert. Der Grund liegt in den Formularen für den Mittagstisch, die es auszufüllen gilt, wie Kämmerer Sebastian Görlitz am Dienstag im Gemeinderat berichtete. Stets müsse ein Kreuzchen an der richtigen Stelle gemacht werden, wenn ein Mittagessen für das Kind erwünscht ist. "Da kann es passieren, dass man in die falsche Spalte gerät", berichtete er.

Die Leidtragenden waren diejenigen Eltern, die entweder mehr bezahlen mussten, obwohl ihr Kind am Mittagstisch gar nicht teilnahm, oder jene, die plötzlich ein unversorgtes Kind vorfanden. Die monatliche Abrechnung war auf jeden Fall falsch und der Ärger groß. Das ändert sich nun alles. "Es gibt nun keinerlei Diskussion über falsche Kreuzchen, was zu einer deutlichen Entspannung in den Einrichtungen beiträgt", meinte Görlitz.

Denn die Gemeinde führt von September an Pauschalen für Kindergärten, Krippen und Horte ein. Auch die Mittagsbetreuung wird nun pauschaliert. Die Regelung für die Geschwisterkindermäßigung, die als Satzung als erstes beschlossen wurde, schaut künftig wie folgt aus: Bei einem Kind zahlen die Eltern den vollen Betrag, bei zweien sind es zehn Prozent Ermäßigung, bei mehr Kindern jeweils 20 Prozent. Da auch eine Pauschale für das Essensgeld von 65 Euro pro Monat eingeführt wird, bedeutet dies für Eltern und Verwaltung weniger Aufwand. Die bürokratische Vereinfachung bezieht sich auch auf das Getränke- und Fotogeld, das jeweils 20 Euro im Jahr kosten wird. Auch die Mittagsbetreuung wird durch eine Pauschale von 65 Euro pro Monat ersetzt. Alle neuen Regelungen beziehen sich auch auf den evangelischen Kindergarten Sonnenblume.

Bürgermeister Michael Muther, der vorher zusammen mit Görlitz mit den Eltern und Mitarbeitern diskutiert hatte, betonte in der Gemeinderatssitzung, dass die Pauschalen keine Erhöhung der Gebühren nach sich ziehen. Er hofft nun, dass es zu Arbeitserleichterungen auf beiden Seiten kommt. Spätestens Ende des Jahres wird die Rathausverwaltung es wissen; bis dahin haben beide Seiten ihre Erfahrungen gesammelt.

Susanne Mörtl (SPD) kritisierte, dass es anscheinend keine Sonderregelung für Kinder aus einkommensschwachen Familien gebe. Die Sozialreferentin des Gemeinderates kritisierte in diesem Zusammenhang das Jugendamt, das für Kinder aus diesen Familien nicht den Beitrag für das Essen zahlt. "Ich finde das heftig." Mörtl hatte schon mehrmals hingewiesen, dass es in Weßling zwar viele wohlhabende Familien gebe, aber man dürfe nicht diejenigen übersehen, die weniger Geld haben und sich schwer tun, ihren Kindern Essensgeld zu geben. Muther signalisierte aber, dass die Gemeinde in solchen Fällen "durchaus eine eigene Lösung" anstrebe. Man könne das Problem etwa über den Sozialfonds lösen, den die Gemeinde für solche Fälle habe.

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