Kinderbetreuung in Gauting:Ausnahme fürs Zwergerl

Eine junge Mutter braucht dringend einen Kita-Platz. Das löst im Gemeinderat eine Grundsatzdebatte über Kinderbetreuung aus.

Von Michael Berzl

Immer öfter suchen schon Mütter von Kindern unter einem Jahr einen Betreuungsplatz. Das zeigt die Nachfrage bei der Großtagespflege "Zwergerlhof" in Unterbrunn, die eigentlich nicht dafür vorgesehen ist. Seit der Eröffnung im Herbst 2016 habe es schon mehr als zehn solcher Anfragen gegeben, teilt die für Kinder und Jugend zuständige Mitarbeiterin in der Gautinger Rathausverwaltung mit. Das Dilemma ist, dass nach den Richtlinien für einen Mietkostenzuschuss der Gemeinde erst Kinder ab einem Jahr aufgenommen werden dürfen. Für eine junge Mutter in einer Notsituation wollten die Leiterinnen der Tagespflege nun eine Ausnahmeregelung und haben damit im Gemeinderat eine gesellschaftspolitische Debatte mit vertauschten Rollen ausgelöst.

Vertreter der CSU, die sonst wohl Kinder lieber länger in der Obhut ihrer Familie sähen, plädierten in dem Fall dafür, eine Ausnahme zuzulassen. So auch Bürgermeisterin Brigitte Kössinger, die erklärte: "Ich habe eine Privatmeinung und eine Bürgermeistermeinung, ob man ein Kind in die Krippe gibt", und damit deutlich machte, dass sie es begrüßen würde, der jungen Frau zu helfen. Beatrice Cosmovici von den Grünen hingegen, die selbst 16 Jahre in einem Kinderzentrum gearbeitet hat, beklagte "eine gewisse Tendenz, Kinder abzugeben". Sie äußerte Zweifel, ob eine ausreichende Betreuung gewährleistet ist und kündigte an: "Ich werde da mal hingehen und mir das anschauen." Die neue SPD-Fraktionssprecherin Stephanie Pahl lehnte eine Ausnahme ab. Es gebe genügend andere Einrichtungen in Gauting, die so kleine Kinder aufnehmen könnten.

Angesichts der aktuellen Notlage einer jungen Mutter, die gerne ihre Ausbildung abschließen würde, warb Kössinger dafür, in Einzelfällen Kinder unter einem Jahr zuzulassen und die Entscheidung den Rathaus-Mitarbeitern zu überlassen. "Sonst schicken wir sehenden Auges jemand in Hartz IV", warnte sie. Außerdem verwahrte sie sich dagegen, im Gemeinderat die Qualität der Betreuung zu bewerten; das Landratsamt sei dafür zuständig, das zu kontrollieren. Die weitere Debatte wurde auf Antrag des CSU-Gemeinderats Michael Vilgertshofer in den nichtöffentlichen Teil vertagt. Die Entscheidung fiel hinter verschlossenen Türen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: