Süddeutsche Zeitung

Kinder:Brot aus dem Backhäusl

Mehr als ein Dutzend Kinder probieren beim Tutzinger Ferienprogramm aus, wie aus Getreidekörnern ein Laib wird

Von Paula Rentzsch, Tutzing

Kann es wirklich einen halben Tag lang dauern, einen Laib Brot zu backen? Diese Frage haben sich sicher einige der 15 Kinder gestellt, die am Kampberger Brotbacken im "Backhäusl" im Rahmen des Ferienprogramms der Gemeinde Tutzing teilgenommen haben. Tatkräftig kneteten die Acht- bis Elfjährigen den Teig mit ihren Händen und formten die Brotlinge. Bevor es aber mit dem eigentlichen Backen losging, konnten sie ausprobieren, Mehl selbst herzustellen. Die Kinder suchten sich jeweils zwei Steine und mahlten die Getreidekörner dazwischen.

Gemeinsam mit Claus Piesch, Vorsitzender des Kreisjugendring Starnberg, Manfred Grimm und Elke Schmitz haben sie dann den Teig angerührt. Während der Teig aufging, lernten die Schüler die verschiedenen Stadien des Brotbackens spielerisch kennen. Vom Säen des Getreides über das Mahlen in der Mühle bis hin zum fertigen Laib Brot. Schließlich ging es endlich zum "Backhäusl" weiter, wo Sepp Deimel und Thomas Schefhold warteten. Letzterer wässerte und formte die Brotlinge noch einmal, bevor Deimel sie einschoss. Wie die Kindern lernten, ist "einschießen" der Fachbegriff dafür, die Brote in den Ofen zu schieben.

Deimel war von der Begeisterung der Kinder fasziniert: "Sie durchlöcherten mich förmlich mit Fragen". Er drückte seine Zufriedenheit aus und freute sich, dass das Kampberger Backhaus auch bei den Kindern so gut ankam. Das "historisch angehauchte" Backen sei einfach etwas Besonderes.

Seit sechs Jahren gibt es den vom Kampberger Stammtisch gebauten Ofen. Seitdem wird er einmal monatlich - außer in den kalten Monaten - angeheizt. Nachdem Sepp Deimel, der ihn instand hält und die Treffen organisiert, eingeheizt hat, entfernt er die Asche nach fünf Stunden von der Backfläche. Die Brotlinge brauchen dann etwa eine Stunde, um zu garen. Jeden Monat kommen fünfzehn bis zwanzig Familien aus dem Dorf mit ihrem eigens zubereiteten Teig und Backen gemeinsam. Deimel freut sich, dass "das Alte wieder aufkommt". Es werde auch eher zu alten, vergessenen Getreidearten zurückgegriffen, so hält Kampberg selbst mit dem Trend des glutenfreien Backens mit.

Nach alter Tradition, wie auch beim monatlichen Dorfbacken, wurden die Brotlaibe zum Schluss mit nach Hause genommen. Ein Mädchen konnte es jedoch nicht abwarten und biss noch an Ort und Stelle beherzt in ihren warmen, duftenden Brotlaib.

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Quelle:
SZ vom 12.08.2019
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