Kerschlach:Das "Vegetaria" macht dicht

Das "Vegetaria" laut Eigenwerbung Deutschlands einziges Restaurant mit vegetarischer Küche auf Sterneniveau, muss bis zum 31. Juli dieses Jahres schließen.

Die gastronomische Landschaft im Fünfseenland wird in absehbarer Zeit um eine Attraktion ärmer sein. Das "Vegetaria" von Nina und Oliver Beisert auf Gut Kerschlach, laut Eigenwerbung Deutschlands einziges Restaurant mit vegetarischer Küche auf Sterneniveau, wird bis zum 31. Juli dieses Jahres unwiderruflich seine Pforten schließen. Darauf haben sich nach fast einjährigem Rechtsstreit der Anwalt des Gastronomenehepaars, Thilo Lang, mit dem Vertreter von Gutsherr Werner Mützel, Rechtsanwalt Benedikt Lehr, am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht München (OLG) im Zuge eines Vergleichs geeinigt.

Kerschlach Gut, Restaurant Vegetaria

Kerschlach Gut, Restaurant Vegetaria Kerschlach Gut, Restaurant Vegetaria, Nina und Oliver Beisert Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Mützel hatte Beisert Mitte Juli vergangenen Jahres den Mietvertrag für das Lokal in dem denkmalgeschützten Herrenschlösschen gekündigt. Anlass soll ein Detail in dem im Februar 2009 geschlossenen Mietvertrag gewesen sein. Doch der eigentliche Grund für die Kündigung dürfte ein anderer sein- diesen Eindruck hatten sogar die Richter am OLG. Fest stehe, sagte der Vorsitzende des 32. OLG-Senats, Mathias Ruderisch, dass es, "warum auch immer, zu Reibereien gekommen ist". Da weder Werner Mützel noch Nina und Oliver Beisert zu der Verhandlung erschienen, konnte das Gericht sie nicht dazu befragen. Auch deren Anwälte reagierten am Rande der Verhandlung auf die Frage, warum es zu dem abrupten Ende gekommen ist, nur mit Schulterzucken.

In erster Instanz war Mützel vor dem Landgericht München II mit seiner Räumungsklage gescheitert. Die Richter am OLG aber hatten schon im Vorfeld der gestrigen Verhandlung angedeutet, dass die Kündigung rechtlich in Ordnung gewesen sei, weshalb sie beiden Parteien nahelegten, sich zu vergleichen. Bevor es dazu kam, wies Rechtsanwalt Benedikt Lehr darauf hin, dass Gutsherr Werner Mützel aufgrund eines Artikels in der SZ vom 27. März nicht mehr bereit sei, Beisert entgegenzukommen. In dem Bericht habe der Gastronom seinen Mandanten als "Ausbeuter" dargestellt und den Eindruck erweckt, als wolle dieser die Wirtsleute "aushungern". "Das war ein Schlag in die Magengrube, der nicht hinzunehmen war", sagte der Anwalt. Richter Ruderisch bemühte sich daraufhin, die Wogen zu glätten und befand, dass man den Zeitungsartikel nicht überbewerten solle. Man müsse Verständnis haben, wenn jemand bei einer Kündigung "emotional überreagiert".

Außer dass der Mietvertrag für das "Vegetaria" am 31. Juli endet, einigten sich die Anwälte darauf, dass Nina und Oliver Beisert alle leihweise erhaltenen Einrichtungsgegenstände an Werner Mützel zurückgeben, wozu auch ein Kleiderständer zählt. Ferner trägt jede Partei die Kosten des Rechtsstreits selbst. Dabei soll es sich um einen Betrag zwischen 5000 und 6000 Euro handeln. Oliver Beisert wird sich zudem mit 1000 Euro an den Kosten beteiligen, die Mützel entstehen, und verpflichtet sich ferner, darauf "hinzuwirken", dass die Beendigung des Mietverhältnisses in der Presse als "einvernehmlich" dargestellt und der "negative Eindruck" aus dem Artikel in der SZ "aufgehoben wird." sal

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