Katholische Kirche in Gauting:"Pfarrer sein heißt Mensch sein"

Gauting, Kirche St.Benedikt, Pfarrer Georg Lindl

Georg Lindl war schon an vielen Orten als Pfarrer eingesetzt. Seit 1. September ist er nun in Gauting.

(Foto: Georgine Treybal)

Georg Lindl ist neuer Pfarrer in St. Benedikt. An diesem Sonntag wird er offiziell in sein Amt eingeführt.

Von Valerie Künzl

"Wie bringt man Gott zum Lachen? Erzähl ihm von deinen Plänen", sagt Georg Lindl, und wenn man ihm so zuhört, kann man sich gut vorstellen, dass er solche Sprüche auch in seinen Predigten verwenden wird. Lindl ist seit 1. September in St. Benedikt in Gauting im Einsatz, nachdem sein Vorgänger, Stefan Scheifele, nach sieben Monaten dort eine leitende Position im Pfarrverband Schäftlarn angenommen hatte.

Georg Lindl wurde 1964 als ältester von drei Geschwistern in Regensburg geboren. Als Sohn von kirchlich sehr engagierten Eltern zog es ihn bald in die kirchliche Jugendarbeit. Dort wirkte er als Ministrant mit. Doch nach dem Abitur, wusste er nicht so recht, welche berufliche Laufbahn er einschlagen sollte. "Dann kam die Bundeswehrzeit, 15 Monate Grundwehrpflicht in Dillingen an der Donau", erzählt er. In dieser Zeit fiel die Entscheidung, Priester zu werden. Dabei spielten drei Motive eine wichtige Rolle: "Ich wollte eine Arbeit haben, die mit Menschen zu tun hat. Ich wollte etwas im Leben tun, was eine religiöse Dimension hat. Und ich konnte mir nicht vorstellen, einen Beruf zu verfolgen, in dem das kommerzielle Interesse an erster Stelle steht", sagt er.

An die ersten beiden Jahre des Theologiestudiums in Regensburg schlossen sich zwei weitere Jahre des Philosophiestudiums in München an. "Weil Studium aber nicht Selbstzweck ist, sondern der Arbeit dienen soll", erläutert Lindl, arbeitete er als Lehrer und Erzieher im Kolleg St. Blasien im Schwarzwald. Seine Theologiestudien beendete er in den USA. Es führte ihn für drei Jahre an die amerikanische Ostküste nach Boston. Der Pfarrer schwelgt in Erinnerungen: "Das war wirklich eine tolle Zeit!" Er bereiste 46 von insgesamt 50 Bundesstaaten und erzählt eifrig vom Campen in den Nationalparks. Ein Bär hat ihn zum Glück nie angegriffen. "Nur ein Vogel", lacht er, "der pickte mir meinen ganzen Müslivorrat weg."

Mit 31 Jahren ist er nach Deutschland zurückgekehrt, mit dem Ziel, sein eigenes Land besser kennen zu lernen. Lindl bereiste die verschiedenen Bundesländer - nur "an der Nordsee war ich noch nicht", sagt er. 1995 wurde er dann zum Priester geweiht. Und was bedeutet es nun Pfarrer zu sein? "Pfarrer sein, heißt Mensch sein - Mensch sein, Christ sein, Priester sein. Das bedeutet Empathiefähigkeit und Beziehungsfähigkeit, dass man ein Gespür hat für die Leute. " Es zog ihn wieder nach St. Blasien, wie schon während seines Studiums. Dann folgten drei Jahre als Kaplan in Prien am Chiemsee und fünf Jahre als Pfarrer in Erding. Daraufhin übernahm Lindl für elf Jahre die Leitung der Stadtkirche in Traunstein. "Es ist in der Kirche üblich, dass man zehn bis zwölf Jahre in einem Ort bleibt und dann einen Wechsel vollzieht", erklärt er.

Nun ist er hier in Gauting und will sich erst einmal mit allem vertraut machen. "Als Neuer sollte man sich erst einmal alles anschauen, wie es ist. Und nicht gleich mit der Attitude des Besserwissers kommen, der alles verändert." Sein Ziel ist es, Menschen im Alltag auf ihren Lebenswegen zu begleiten, "nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe", betont er. Sein Fokus liegt auf dem Austausch. Und: Er möchte das Glaubensleben stärken - "eine Konfrontation von Leben und Evangelium rüberbringen." Auf die Zukunft ist er gespannt. "Ich weiß nicht, was die nächsten Jahre bringen, aber die Gesellschaft ändert sich dramatisch, und wir sind im gesellschaftlichen Diskurs natürlich engagiert."

In all den Jahren als Priester: Hat sich während dieser Zeit auch sein Bild von Gott gewandelt? Pfarrer Lindl bejaht dies entschieden. "Diese religiöse Dimension im Leben ist stärker geworden. Ich muss um den Glauben nicht ringen oder kämpfen, es ist mir immer so zugefallen." Ein bekannter Spruch aus dem Brief von Paulus an die Römer begleite ihn dabei stets, wie er sagt: "Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist." Ebenso kann den Pfarrer nichts von seiner Liebe zum Berg trennen: "Ich bin begeisterter Bergsteiger, Kletterer und Skitourengeher", sagt er mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. "Am Montag finden sie mich nicht in Gauting. Da bin ich um 6 Uhr mit dem Auto Richtung Garmisch oder Füssen unterwegs."

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