Eines Morgens hockte die Hauskatze vor dem Eingang des Starnberger Amtsgerichts und nutzte offenbar eine günstige Gelegenheit, um ins Gebäude zu gelangen. Denn als eine Justizbeamtin die Eingangstür öffnete, huschte der zugelaufene Kater an ihr vorbei und erkundete zugleich sein neues Zuhause. Seit nun schon sechs Monaten fühlt sich das zutrauliche Tier äußerst wohl bei der Justiz und verstärkt die Einlasskontrolle der Wachmannschaft, die ihren neuen Liebling „Spezi“ getauft hat.
„Er ist unglaublich verschmust und uns längst ans Herz gewachsen“, erzählt Wachtmeisterin Anja Brinkmann-Herzog. Der Kater genießt dabei seine Freiheiten und liegt gern mitten im Weg herum, am liebsten in der sonnigen Eingangshalle. Das zwingt Mitarbeiter und auch Besucher manchmal zu kleinen Ausweichmanövern, die das aber nicht stört, sondern eher amüsiert. Jeden Morgen taucht „Spezi“ wie ein Beamter pünktlich auf, nicht selten sogar vor den ersten Mitarbeitern und begehrt Einlass, ohne sich auszuweisen. Auf ihn wartet bereits ein Fressnapf, was er natürlich weiß. Und dann inspiziert der Kater die Flure und Räume, lässt sich streicheln oder schläft auf einem Sessel in der Pforte ein.
Der Kater fühlt sich inzwischen so heimisch in dem Gericht, dass er abends nur äußerst widerwillig das Gebäude verlässt. Nachts versucht er, über die Hausmeisterwohnung und am Wochenende in offenbar geheimer Mission ins Haus zu schleichen. „Aber ich kenne alle seine Tricks mittlerweile auswendig“, sagt Wachtmeister Christian Grötz und schmunzelt. In diesem Moment spaziert „Spezi“ mal wieder um die Ecke und ist auch nicht scheu oder irritiert, als eine Reinigungskraft ihren großen Putzwagen an ihm vorbeischieben will. Es stimmt, dieser Kater ist tiefenentspannt – um seine innere Ruhe dürften ihn Angeklagte und Zeugen in den Prozessen sicher beneiden.


Doch nicht immer ist die Katze geduldig. Sie sei nämlich beleidigt, wenn sie an Wochenenden nicht ins Gebäude dürfe, sagt Amtsgerichtsdirektor Benjamin Lenhart. Aber das sei kein Problem. Allerdings ist weiterhin unklar, wem das Tier mit dem gepflegten beigefarbigen Fell eigentlich gehört. Die Wachtmeister vermuten, dass die Hauskatze aus der Nachbarschaft stammt. Übrigens, sie hat mit dem Artgenossen „Django“ im Starnberger Hagebaumarkt ein berühmtes Vorbild, das dort sein zweites Zuhause fand. Nun eifert ihm auch „Spezi“ nach – nur eben bei der Justiz.

