Kandidatin für den Tassilo 2018:Mädchen für alles

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"Erfüllendes Hobby": Brigitte Weiß vor ihrer Wirkungsstätte, dem Pfarrstadel in Weßling. (Foto: Georgine Treybal)

Brigitte Weiß kümmert sich seit 15 Jahren um das kleine, aber feine Kabarett-, Musik- und Filmprogramm im Pfarrstadel Weßling. Zu ihrem ehrenamtlichen Job gehört es auch, Stühle zu schleppen und Butterbrezen zu schmieren.

Von Katja Sebald, Weßling

Wenn wieder einmal jemand an der Abendkasse fragt, welcher Film denn eigentlich gezeigt wird, dann weiß sie, dass sie alles richtig gemacht hat. Brigitte Weiß organisiert seit mittlerweile 15 Jahren ein Kulturprogramm für den Weßlinger Pfarrstadel. Das Angebot reicht von Kabarett über Jazz bis hin zu Filmabenden. "Für viele Menschen ist der Pfarrstadel ein wichtiger Treffpunkt geworden", sagt sie. Sie weiß, dass zahlreiche ältere Weßlinger darunter sind, die dank der kurzen Wege noch am Kulturleben teilnehmen können. Und sie weiß auch, dass alleinstehende Menschen vor allem die Begegnung schätzen.

Viele Veranstalter klagen über das silberhaarige Kulturpublikum und versuchen, mit entsprechenden Angeboten junge Leute anzuziehen. Brigitte Weiß hingegen sieht kein Problem im Alter der Besucher: "Hauptsache, es gibt ein Publikum. Ich finde es absolut richtig, ein Programm für ältere Menschen zu machen, die sich obendrein auch noch trauen, mal was Neues auszuprobieren." Heuer wird sie ihr treues Publikum mit den "Blechbixn" überraschen, laut Ankündigung "Bayerns Antwort auf die Spice Girls". Es wird aber auch einen literarisch-musikalischen Abend geben und eine Exkursion in die Weßlinger Villa des Architekten Max Ostenrieder.

Weiß lebt seit 1993 mit ihrem Mann, dem Schauspieler und Sprecher Peter Weiß, in Weßling. Aufgewachsen ist sie in Dorfen bei Wolfratshausen. Zur Kulturbeauftragten des Vereins "Unser Dorf e.V." wurde die gelernte Dentalhygienikerin, weil man sie als Ehefrau eines Schauspielers für besonders geeignet hielt. Sie hat im Pfarrstadel den Fußboden gekehrt, Stühle geschleppt, Karten verkauft, Butterbrezen geschmiert und auch die Toiletten geputzt. Es gab glänzende und erfolgreiche Abende, gleich zur Eröffnung 2002 spielte die Biermösl Blosn auf. Es gab aber auch Abende, an denen nur zehn oder zwanzig Besucher kamen und sie enorme Verluste machte. Alles hinschmeißen wollte sie aber noch nie. Oder immer nur für kurze Momente. Die ehrenamtliche Organisationsarbeit erledigt sie meist nachts, wenn Ruhe im Haus ist und sie nicht gestört wird. Geld bekommt sie nicht dafür: "Ich wüsste nicht, woher das kommen sollte", meint sie lapidar, "aber ich finde es einen Luxus, dass ich mir so ein erfüllendes Hobby erlauben kann."

Seit 2011 ist Brigitte Weiß auch erste Vorsitzende des Vereins "Unser Dorf", in dem etwa zehn Prozent der Weßlinger Bevölkerung Mitglied sind. Der Verein fühlt sich für die Kultur, das Ortsbild, die Ortsgeschichte und den Erhalt der Baudenkmäler in Weßling ebenso zuständig, wie er eine Diskussionsplattform zu Verkehrsproblemen und Energiewende bieten will. Vor allem aber geht es darum, das Dorf rund um den kleinsten der fünf Seen "lebens- und liebenswert" zu erhalten. Und dazu gehören die zehn bis zwölf Kulturveranstaltungen, die jedes Jahr im Pfarrstadel stattfinden, aber auch die monatlichen Kinoabende und seit einigen Jahren die Teilnahme am Fünfseen-Filmfestival.

© SZ vom 07.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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