Kabarett:Lustige Figurenparade

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Viele Rollen, wenig Aussage: Franziska Wanninger glänzt in "Furchtlos glücklich" einzig als Schauspielerin.

(Foto: Nila Thiel)

Franziska Wanninger mit ihrem betulichen Programm "Furchtlos glücklich" in Gilching

Von Gerhard Summer, Gilching

Manchmal gibt es eben doch ein paar wunderbare Sätze an diesem merkwürdigen Abend. Herbert zum Beispiel kann sich prima echauffieren über einen Burschen, der im Zug isst. "Muaß des sei, dass si der ein Mordsdrum Semmel ins Mei neisteckt?" Okay, erst kommt ein Ess-Bahn-Kalauer, aber dann meint Herbert sehr betrübt: "I mag München nach wie vor sehr gern, aber d'Leid mog i ned."

Ja, das ist schön gesagt, und so ähnlich ergeht es einem mit Franziska Wanninger und ihrem dritten Programm: Denn so sehr die Kabarettistin aus Niederbayern als Schauspielerin auf Monis Brettl in Gilching glänzt, so belanglos, flau und kleinmädchenhaft nimmt sich "Furchtlos glücklich" letztlich aus. Was auch damit zu tun hat, dass bei einigen Pointen das Timing nicht stimmt, die Songs betulich sind und der Stoff wohl nur ein Vorwand dafür ist, möglichst viele verschrobene Typen vorzuführen. Die herzlich beklatschte Wanninger hangelt sich nämlich gleich an zwei Rahmenhandlungen entlang. Zum einen geht es um eine 35-jährige Singlefrau namens Franziska, die Torschlusspanik hat und sich nach etlichen Wurzelbehandlungen in ihren unfassbar schönen Zahnarzt Andi verliebt. Zum anderen um ein küchenpsychologisches Angstseminar mit Herbert, Robert und anderen Teilnehmern, in dem bald auch Franziska und Andi schmerzhaft aufeinander treffen. Zwischendrin dürfen noch die osteuropäische Putzfrau, die Schwäbin Christa und die doofe Youtuberin Maressa quatschen.

Was das Ganze soll? Hebt Wanninger darauf ab, dass Panikattacken und Phobien immer mehr zunehmen? Dass Ängste mit der Erziehung zu tun haben? Kann schon sein, auch ihrer Franziska ist eingebläut worden, "dass man sich nicht aus dem Fenster lehnen" und auf keinen Fall ehrlich seine Wünsche äußern darf. Wanninger führt also ein armes Hascherl vor, an dem die Emanzipation vorbeigegangen ist: Franziska missfällt an Männern, dass die ihre Socken liegen lassen und das Gurkenglas nie zuschrauben. Aber das war's dann auch schon im Wesentlichen.

Der Rest ist eine Figurenparade, die auf Firmenfeiern ein Bringer sein könnte. Was allenfalls lustig ist, aber zu wenig für bissiges Kabarett. Eigentlich schade, denn Wanninger spielt exzellent: Sie säuselt, quietscht und schreit, zieht die schönsten Grimassen, steht breitbeinig und mit fiesem Gesicht als Mann auf der Bühne, gibt mit ineinander verhakten Fingern die verzagte und verklemmte Frau und kann übergangslos grob werden. Am Ende singt sie davon, dass "furchtlos glücklich sein" auch bedeute, sich ein Herz zu fassen und Liebe aufzubringen. Und wie es aussieht, meint sie das ernst.

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