Kabarett:Großartiger Irrsinn

Kabarett: Pandas sind kuschelig, aber verfressen und stinkfaul. Was sie mit dem Fiat Panda und Mussolinis Enkelin zu tun haben, erläutert Lisa Catena anschaulich.

Pandas sind kuschelig, aber verfressen und stinkfaul. Was sie mit dem Fiat Panda und Mussolinis Enkelin zu tun haben, erläutert Lisa Catena anschaulich.

(Foto: Arlet Ulfers)

Lisa Catena verstört im Gautinger Bosco mit dem "Panda-Code"

Von Blanche Mamer, Gauting

Schuld ist die Kuh. Sie stößt so viel Methangase aus, dass sie zusammen mit ihren Genossinnen auf der Weide wesentlich stärker zur globalen Erwärmung beiträgt als die Dieselfahrzeuge, die von jenen Vegetariern gefahren werden, die durch ihren Fleischverzicht wiederum die Kühe verschonen. Es ist ein Irrsinn. "Irrsinn auf der ganzen Linie", findet Lisa Catena am Freitag im Bosco. Die Schweizer Kabarettistin mit italienischen Wurzeln ist schon zum dritten Mal in Gauting, wieder vor ausverkauftem Haus. Ihre Satire, die sowohl hintersinnig als auch böse ist, kommt beim Gautinger Publikum gut an.

Der Mensch schade der Umwelt weit mehr als jedes andere Lebewesen, sagt Lisa Catena und erklärt, dass es aus ökologischer Sicht durchaus sinnvoll wäre, wenn Umweltschützer sich selber umbrächten. So wie es sinnvoll sein könnte, wenn sich Vegetarier aus eben diesen ökologischen Gründen zum Fleischverzehr zwingen würden. Die Welt sei nun mal verrückt, Schweizerinnen, die politisches Kabarett machen, Bayern, die die Grünen wählen und... - Engländer, die Kochbücher schreiben.

Und dann ist da noch die Sache mit den Pandas - ganz oben - und den Laubfröschen - ganz unten. Pandas, diese kuscheligen, verfressenen aber stinkfaulen Tiere, die dennoch von der Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) als Wappentier geführt werden. Der WWF habe sich zwar auch dem Schutz des grünen Laubfrosches verschrieben, doch der sei nun mal nicht so niedlich. Selbsternannte Pandas der Politik erachteten oft Werte, für die die weiß-schwarzen Tiere stünden, nicht. Italienische Politiker zum Beispiel, hätten nichts aus der Geschichte gelernt. Sie verklärten die faschistische Vergangenheit, huldigten Mussolini. Dessen Enkelin, Alessandra Mussolini, Mitglied der ultrarechten Forza Italia, sei seit Jahren Abgeordnete im Europaparlament und bis 2016 Mitglied der Fraktion der Europäischen Volkspartei, zu der auch die deutsche CDU gehört. Irrsinn auf der ganzen Linie! Und ja, 1970, als die italienische Autoindustrie darniederlag, weil die Japaner gute und kostengünstige Autos auf den europäischen Markt brachten, baute Italien schließlich den Fiat Panda. Das kann Catena wunderbar und das erklärt die zahlreichen Kabarett-Preise: Wahrheiten erzählen, die eigentlich jeder kennt, die sie jedoch in einen Zusammenhang stellt, der erst mal verwundert.

Was Catena aber vor allem umtreibt ist die Funktion des Kabaretts. "Was bringt Satire?" fragt sie und stellt fest: "Was ich hier mache, ist das Predigen vor Bekehrten." Durch Satire sei keinem einzigen Flüchtling geholfen worden. "Was tun wir?" fragt sie. "Wir gefallen uns auf der Bühne zu stehen und mit dem Finger auf andere zu zeigen." Nur der Münchner Kabarettist Christian Springer habe im Libanon eine Schule für Flüchtlingskinder gegründet, sagt sie und verneigt sich. Ihr Solo-Programm "Der Panda-Code" entlässt ein begeistertes, jedoch zugleich auch verunsichertes Publikum.

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