Jubiläum in Buch:Treffpunkt Feuerwehr

Das 125-jährige Bestehen wird an diesem Wochenende gefeiert. Dann kommt auch eine alte Saug- und Druckspritze noch einmal zum Einsatz. Das Gerätehaus hätte eine Sanierung mittlerweile dringend nötig.

Von Astrid Becker, Buch

Es ist ein wertvolles Kleinod, das die Feuerwehr Buch in ihrer Fahrzeughalle hütet: Zwischen Bierbänken, Grills und Kühlschränken verborgen steht eine historische Saug- und Druckspritze aus dem Jahr 1896. Wertvoll ist sie nicht nur in materieller Hinsicht, sondern auch, weil sie gewissermaßen für die Geschichte der Feuerwehr in dem kleinen Ort steht, der heute zur Gemeinde Inning gehört. Vor 125 Jahren hatte sich dort eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Ihr Jubiläum wollen die Retter am kommenden Wochenende mit ihrem "Bucher Pfingstfest" feiern - samt Löschspritze, die dann noch einmal zum Einsatz kommen wird.

"Freiwillig", dieser Zusatz ist tatsächlich wichtig. Aus einem einfachen Grund: Bis dato hatte es dort, wie in vielen anderen Gemeinden auch, nur eine Pflichtfeuerwehr gegeben. Eine Einrichtung, deren Geschichte bis weit ins Mittelalter zurückgeht und deren Ursprünge sogar bei den Römern zu finden sind. In Buch kann die Existenz einer Pflichtfeuerwehr nur bis ins Jahr 1874 belegt werden. Damals hielt diese Wehr ihre erste Übung ab, deren Resultat offenbar so schlecht ausfiel, dass Nachrüsten geboten war. Jedenfalls wurde erst einmal eine neue Feuerlöschmaschine angeschafft, die in einem Heustadel untergebracht wurde. Etwas anderes gab es damals noch nicht. Erst mit der Umwidmung zur freiwilligen Feuerwehr wurde dann auch ein erstes Feuerwehrhaus gebaut. 18 Quadratmeter war es groß und kostete 481 Mark. Es stand gegenüber der Kapelle und wurde 1931 durch ein größeres Gebäude an der Schlossstraße ersetzt. Ende der 1980er wurde dann ein größeres, damals recht modernes Gebäude gebaut. Dieses war damals sogar so modern, dass der Katastrophenschutz den Buchern eines seiner Fahrzeuge überließ.

Diese Zeiten allerdings sind vorbei. Das Katastrophenschutzfahrzeug ist mittlerweile in Tutzing stationiert, an seiner Stelle stehen derzeit Bierbänke, Kühlschränke und der Grill fürs Fest: "Wir haben uns gedacht, dass der Platz eh frei ist und wir nicht immer alles in den Speicher schleppen müssen", erzählt der jetzige Kommandant Jürgen Aster. Das ist insofern nachvollziehbar, weil die Feuerwehr in den letzten Vorbereitungen für ihr Pfingstfest steht, mit dem sie diesmal auch ihr Jubiläum feiern wollen. Das Fest hat längst Tradition ebenso wie das Weinfest im Herbst, das ebenfalls von der Feuerwehr ausgerichtet wird. "Es gibt ja nichts anderes mehr bei uns", sagt auch Alain Kellner, der Ende der Sechzigerjahre zur Feuerwehr Buch gekommen ist. Früher, so erzählt er, habe es in Buch wenigstens noch eine Wirtschaft gegeben. Doch seit diese verschwunden ist, vor gut 30 Jahren, wie er meint, sei der einzige Treffpunkt im Ort das Feuerwehrhaus.

Doch auch das ist in die Jahre gekommen. Zwei Mitglieder der Feuerwehr haben die Wohnungen bezogen, die dort sind. An einer der beiden Garagen blättert der Putz ab. Die Fenster im sogenannten Schulungsraum im ersten Stock des Gebäudes sind undicht geworden und auch sonst gibt es Sanierungsbedarf. Schon 2013 hatte sich der Gemeinderat darauf verständigt, hier Geld zu investieren. Doch passiert ist bislang nichts. Nun allerdings will die Gemeinde insgesamt 135 000 Euro für die Sanierung des Feuerwehrhauses und des alten Spritzenhauses ausgeben. Wenn man so will, können die Bucher das jetzt als kleines Geburtstagsgeschenk betrachten - ebenso wie das neue Alarmierungssystem, das sie sich wünschen. Bürgermeister Walter Bleimaier, der selbst viele Jahre aktiv bei der Feuerwehr war, hat so ein neues System bereits in Aussicht gestellt, allerdings betont, er wolle, dass sich die Feuerwehrler in Inning und Buch auf dieselbe Ausstattung einigten.

Bucher Pfingstfest

Die Bucher "Blaulicht-Bar" ist längst legendär und, wenn man so will, fester Bestandteil im gesellschaftlichen und sozialen Leben des Inninger Ortsteils. Wenn die Bucher Feuerwehr am Wochenende ihr Pfingstfest und damit ihr Jubiläum feiert, darf sie nicht fehlen. So wird sie bei der "Feier-Night" am Samstag, 3. Juni, wieder geöffnet sein. Los geht es aber zunächst um 17 Uhr mit einer Stärkung am Grill, Partystimmung bis tief in die Nacht verspricht die Feuerwehr dann von 20 Uhr mit der Liveband "Flörb Crew". Der Pfingstsonntag, 4. Juni, wird dann etwas ruhiger und traditioneller: Nach einem Frühschoppen mit Weißwürsten um 9 Uhr bewegt sich ein kleiner Festzug in Richtung Kirche zum Festgottesdienst mit der Blaskapelle Inning um 10 Uhr. Mittags wird wieder gegrillt, am Nachmittag,gegen 14 Uhr, steht dann eine historische Löschvorführung mit der Saug- und Druckspritze aus dem Jahre 1896 auf den Programm. Zudem zeigt die Jugendfeuerwehr, was sie kann. Besucher können sich darüber hinaus noch über die Arbeit der Feuerwehr, ihre Geräte und ihre Fahrzeuge informieren. abec

Wenn Alain Kellner das hört, muss er ein bisschen schmunzeln. Natürlich freuen ihn solche Nachrichten, aber er erinnert sich auch an seine Anfänge bei der Feuerwehr Ende der Sechzigerjahre. Damals, so sagt er, seien eigene Gummistiefel die wichtigste Ausrüstung gewesen. Atemschutzgeräte, wasserabweisende Uniformen, Schutzanzüge oder dergleichen habe es nicht gegeben. Auch noch keine Begegnungen auf "Augenhöhe", wie er sagt: "Damals gab es strenge Hierarchien, der Kommandant hat befohlen und man hat gespurt." Das ist mittlerweile Vergangenheit.

Jürgen Aster, der nun die Feuerwehr führt, sagt gern Bitte und Danke, er greift auch selbst zu und beschränkt sich nicht darauf, nur anderen anzuschaffen, was zu tun ist: "Das ist mir wichtig", sagt der 45-Jährige, der selbst seit 31 Jahren bei der Bucher Wehr ist. Er ist auch stolz auf die Jugendfeuerwehr, die es seit 35 Jahren gibt. Ein Jubiläum, das ebenfalls am Wochenende gefeiert werden soll. Und stolz ist er auch auf die Frauen, die ebenfalls seit dieser Zeit in die Feuerwehr eintreten können. Auch Kellner findet das gut. Seine Frau Hannelore hatte das schon vor 40 Jahren zusammen mit einer Freundin versucht, damals allerdings noch vergeblich.

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