Jubiläum:"Es ging ein Kindheitstraum in Erfüllung"

Als früherer Astronaut lässt sich Gerhard Thiele die 50-Jahr-Feier des Weltraum-Kontrollzentrums in Oberpfaffenhofen nicht entgehen

Interview von Otto Fritscher, Oberpfaffenhofen

Jubiläum: Von Beruf Astronaut: Gerhard Thiele aus Bonn.

Von Beruf Astronaut: Gerhard Thiele aus Bonn.

(Foto: ESA)

Gerhard Thiele ist der zehnte von elf Deutschen, die als Beruf Astronaut auf ihre Visitenkarte schreiben können. Im Jahr 2000 war er elf Tage lang an Bord des Space Shuttle. Sein Auftrag: mit Hilfe der Radartechnologie die Erde zu vermessen. An der Mission waren Wissenschaftler vom Institut für Hochfrequenztechnik in Oberpfaffenhofen beteiligt. Am Mittwoch kam der 64-jährige Physiker zur 50-Jahr-Feier des German Space Operations Center, wie das Weltraum-Kontrollzentrum offiziell heißt.

SZ: Herr Thiele, wann waren Sie zum ersten Mal im Kontrollzentrum?

Gerhard Thiele: Das war 1993, da habe ich in der Kontrollmannschaft für die D2-Mission mitgearbeitet. Ich war als Ersatz- und Verbindungsmann zur Crew im Orbit eingesetzt.

Wären Sie gerne selbst mitgeflogen?

Ja natürlich möchte man gerne selbst fliegen. Aber sieben Jahre später war es dann so weit. Und es ging ein Kindheitstraum in Erfüllung.

Hatten Sie Angst bei Ihrer Mission?

Wer leugnet, dass er vor dem Start ein mulmiges Gefühl hat, den möchte ich nicht in meiner Crew haben, weil er entweder nicht ehrlich ist oder nicht weiß, was er tut.

Wie sieht die Erde aus 235 Kilometern Höhe betrachtet aus?

Bei Tag kann man nichts von Menschenhand Geschaffenes entdecken. Nicht einmal die großen Städte. Dafür sind die Kontraste zu gering. Lediglich die Schatten der Pyramiden habe ich einmal ausmachen können. Kollegen behaupten ja, sie hätten die chinesische Mauer gesehen. Aber das kann ich nicht glauben, weil dafür die Auflösung des menschlichen Auges zu gering ist.

Was verbindet Sie nach all den Jahren noch mit Oberpfaffenhofen und was machen Sie heute?

Ich bin immer wieder gerne hier, bei Vorträgen, beim Tag der offenen Tür oder bei Jubiläen wie heute. 2015 bin ich aus der ESA ausgeschieden. Jetzt bin ich als Berater tätig und habe einen Lehrauftrag am Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme an der Rheinisch-westfälischen Technischen Hochschule in Aachen.

Was halten Sie von Elon Musk, der einen Tesla ins All geschossen hat?

Er ist ein richtiger Visionär. Wenn er Erfolg hat, profitiert nicht nur die ganze Raumfahrt. Mit seinem E-Auto könnte er auch der heutigen Autoindustrie Beine machen.

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