Jubiläum:Auf gute Nachbarschaft

30-Jahrfeier des Wohnheims der Lebenshilfe am Prinzenweg

Bewohner und Mitarbeiter feiern das 30-jährige Bestehen des Wohnheims. Bei der Gelegenheit wird der Kreisvorsitzende Werner Blank von der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Lebenshilfe, Monika Haslberger, mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach anfänglichen Widerständen ist das Wohnheim der Lebenshilfe am Prinzenweg in Starnberg nun eine Selbstverständlichkeit

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Vor 30 Jahren hat die Lebenshilfe Starnberg am Prinzenweg ein Wohnheim für Erwachsene mit geistiger Behinderung eröffnet. Dass Menschen mit Behinderung in bester Villenlage wohnen sollten, war für einige Nachbarn damals unakzeptabel. "Wahrscheinlich hatten sie Angst davor, dass die Grundstückspreise sinken würden", erklärt Lebenshilfe-Mitarbeiterin Annette Werny. Denn im Jahr 1986, kurz nach dem Kauf der ehemaligen Zimmermann-Klinik, gingen Anwohner gerichtlich gegen das geplante Wohnheim vor. "Ein Behindertenwohnheim ist ein Störfaktor, der eigentlich ins Gewerbegebiet gehört", argumentierte damals die beauftragte Anwaltskanzlei. Die Widerstände konnten jedoch bei der Eröffnung drei Jahre später überwunden werden. Heute ist das Wohnheim ein Beispiel dafür, wie sehr sich die Zeiten in den vergangenen 30 Jahren geändert haben. Das Jubiläum wurde am vergangenen Wochenende groß gefeiert.

Das Haus mit seinen aktuell 30 Bewohnern ist zu einer Selbstverständlichkeit am Prinzenweg geworden. Es herrscht bestes Einvernehmen mit den Nachbarn. Eine Nachbarin hatte der Lebenshilfe sogar ein Vermächtnis hinterlassen mit der Auflage, dass das Geld nur für eine Behinderteneinrichtung verwendet werden dürfen. Und beim Bäcker in der Nähe wird schon mal angeschrieben, wenn ein Bewohner nicht genug Geld dabei hat. Man kennt sich eben. "Sie haben ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft gefunden und sind gut im Stadtleben integriert", sagt Werny. Und die Bewohner leben gerne hier. Die ersten vier, die am 1. September 1989 eingezogen sind, leben heute noch in dem Wohnheim. Das Motto "Wohnen heißt Zuhause sein" hatte sich schon im ersten Wohnheim der Lebenshilfe an der Hanfelder Straße in Starnberg bewährt. Menschen mit Behinderung sollten in einer normalen Wohnsituation leben, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Sie erhalten Hilfe, wenn sie sie brauchen. Die Bewohner leben vorwiegend in Einzelzimmern, die sie nach ihren Wünschen einrichten können. Normalerweise arbeiten sie tagsüber, entweder in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung in Machtlfing oder auf dem freien Arbeitsmarkt.

Zunächst wurden in dem Wohnheim zwei Gruppen betreut, später kam eine dritte Gruppe hinzu. In jeder Gruppe leben sechs bis elf Bewohner. In den Jahren 2010 und 2011 wurde das Gebäude aus dem Jahr 1953 für mehr als zwei Millionen Euro generalsaniert, und die Zahl der Bewohner stieg von 22 auf 30. Neben der Einrichtung am Prinzenweg betreibt die Lebenshilfe noch zwei weitere Wohnheime in Starnberg. Insgesamt werden so in der Kreisstadt 80 Menschen mit geistiger Behinderung betreut.

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