Josefi-Tag:Freibier und grünes Kreuz

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Das Kloster Andechs hält eine alte bayerische Tradition hoch und spendiert allen Josefs, Josefinen und Josephas, die sich ausweisen können, eine Mass im Bräustüberl

Von Ute Pröttel, Andechs

Mit Mess und Mass wird auf dem Heiligen Berg ein altes Stück bayrischen Brauchtums gepflegt: der Josefi-Tag. Es ist der Tag des heiligen Josef von Nazareth. Um 10 Uhr zelebrierte Abt Johannes Eckert in der Wallfahrtskirche einen Festgottesdienst. Danach bilden sich lange Schlangen an der Schenke des Bräustüberls.

Bereits vor zwölf Uhr sind im Stüberl ebenso wie im gegenüberliegenden Saal alle Tische besetzt. Schnell sind auch die überdachten Plätze auf der Terrasse belegt. Viele Gäste müssen an diesem Dienstag nämlich ihre erste Mass nicht bezahlen, sondern nur gegen Vorlage ihres Ausweises zeigen, dass sie Josef, Josefine oder Josepha heißen. Das Kloster spendiert ihnen am Namenstag ein Freibier. Zur Kontrolle gibt es ein deutlich sichtbares grünes Kreuz auf die rechte Hand. Die so gekennzeichneten Besucher nicken sich im Trubel freudig zu und gratulieren sich gegenseitig.

Prost, Josef: Die erste Maß im Bräustüberl ist gratis, zur Kontrolle gibt es ein grünes Kreuz auf die rechte Hand. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mitten im Gedränge steht Josef Eckl, Leiter des Andechser Bräustüberls. Frater Thomas hat sich zu ihm gesellt. Sein Taufname ist im Übrigen auch Josef.

Der biblische Josef, der Bräutigam Marias und Ziehvater Jesu, nimmt eine besondere Stellung unter den Heiligen ein. Sein Name stammt aus dem Hebräischen und bedeutet "Gott möge vermehren". 1479 erklärte Papst Sixtus den 19. März zum offiziellen Festtag des heiligen Josef. 1955 führte Papst Pius XII den Gedenktag Josefs des Arbeiters als kirchliches Pendant zum weltweit begangenen Tag der Arbeit (1. Mai) ein. Bis 1968 war der Josefi-Tag in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag.

Lauter Josefs: Auch Frater Thomas (li.), hier neben Wirt Josef Eckl, heißt mit bürgerlichem Vornamen Josef. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Josef wird im Lukas- und Matthäusevangelium erwähnt. Nach der biblischen Überlieferung war er als Zimmermann und Bauhandwerker tätig. Er steht für Demut und Bodenständigkeit. Im Volksglauben gilt er nicht nur als Kirchenpatron sondern auch als Schutzheiliger der Keuschheit, der Ehe und aller Handwerker, die mit Axt und Säge arbeiten.

Dem 78-jährigen Frater Thomas ist der Josef-Trubel am Bierausschank dann allerdings doch schnell zu viel - er setzt seinen Weg fort. Bräustüberlleiter Eckl rechnet mit bis zum 1500 Mass Freibier an diesem Dienstag. "Jeder bekommt das Getränk, das er gerne hat", erzählt er. Einem kleinen Josef in Lederhosen hatte er kurz zuvor einen Spezi in die Hand gedrückt.

"Josefi ist bei uns hier in Andechs schon immer was Besonderes", sagt Eckl. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an Josefi das Bräustüberl wieder eröffnet, offiziell endet an diesem Tag der Ausschank des Winterbiers. 200 Hektoliter, das sind 20 000 Mass, wurden in diesem Jahr gebraut. Einige davon gehen auch heute über den Tresen, aber die gute Nachricht ist, dass die Vorräte wohl noch bis zum Ende der Woche reichen werden.

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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