Jazzkonzert:Hüftschwung am Kontrabass

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Die australische Bassistin und Sängerin Nicki Parrott mit (v.li.) Olaf Polziehn am Klavier, Frank Roberscheuten mit dem Saxophon und Frits Landesbergen am Schlagzeug. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mit Gesang und Spiel bezaubert die Australierin Nicki Parrott ihr Publikum in Seeshaupt.

Von Reinhard Palmer, Seeshaupt

Im Jazz ist es immer noch ein ungewohnter Anblick, wenn weiblicher Hüftschwung den Kontrabass umgarnt. Die Australierin Nicki Parrott ist aber nicht nur deshalb eine rare Erscheinung. Dass sie beim Spiel oft auch als Sängerin brilliert, hebt die Bühnenordnung im doppelten Sinn aus den Fugen. Einerseits, weil der Kontrabass aus der Versenkung des Bühnenhintergrunds ins Rampenlicht rückt, andererseits, weil diese Kombination selten und knifflig ist.

Weite und wirkungsvoll modellierte melodische Linien zu ziehen, während die Hände kleinteilige, rhythmische Begleitfiguren, ostinate Grooves oder endlose Reihen des Walking Bass kreieren, erfordert eine Musikalität von höchsten Weihen. Dass sie dabei noch charmant rüberkam, vermutete man in der "Seeresidenz Alte Post" in Seeshaupt eher im sonnigen Naturell der Musikerin. Ihr Schwärmen von der Landschaft am See lässt hoffen, dass man sich nicht zum letzten Mal von ihr verzaubern lassen konnte.

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Dass ihre Band nicht einfach nur Quartett heißt, sondern als "Nicki Parrott All Stars" unterwegs ist, hat seine Berechtigung: Im Programm "Singing and Swinging with Nicki Parrott" war die Saxophon- und Klarinettenbesetzung mit dem Niederländer Frank Roberscheuten die richtige Wahl. Seine melodienahe Diktion mit warmer, plastischer Klangsubstanz am Saxophon und einfühlsamer, zarter Leichtigkeit an der Klarinette, die dem Seeshaupter Publikum aus mehreren Auftritten in diversen Konstellationen bekannt sind, erwiesen sich vor allem in den Gesangsnummern als idealer Gegenpart zu Parrotts einfühlsamer, sinnlicher Sangeskunst.

Roberscheutens Musikalität ist mit einem Gespür dafür verbunden, wann er sich zurückzuziehen, im Hintergrund eine Klangfolie oder volle Substanz zu liefern hat. Gerade in den Songs der Hommage an Ella Fitzgerald wie "A-Tisket, A-Tasket", "Mr. Paganini" mit Scat-Einlagen oder "Fascinating Rhythm", wo die Kombination aus Kontrabass und Gesang das Thema ist, brachte Roberscheutens samtiger Saxophonklang eine Menge Atmosphäre und warme Farbigkeit ins Spiel. Das Gespür für die richtige Dosis zeichnete alle vier Musiker aus, die mit dem Verzicht auf elektronische Verstärkung den Klangqualitäten ihrer Instrumente den Vorzug gaben.

Musical-Melodien und Swing-Standards

In Film- und Musical-Melodien wie in Standards der Swing-Ära konnte Pianist Olaf Polziehn sein fein differenziertes Spiel im ganzen Tonraum bis in die tiefsten Bässe einbringen. Seine effektvollen Rücknahmen in klangblühende Leichtigkeit sorgten immer wieder für sinnenfreudige Momente. Bei so viel Inspiration wollte der Niederländer Frits Landesbergern nicht nur als zuverlässige Schlagmaschine gelten und überraschte mit melodischem Spiel. In Duke Ellingtons "It Don't Mean a Thing" verzichtete er auf Hilfsmittel wie Sticks oder Besen, um mit diversen Anschlagstricks der Melodie noch näher zu kommen.

Aber auch kernige Rhythmik in fülliger Ensemblesubstanz kam zum Zuge, besonders mitreißend im berühmten "Quizás, quizás, quizás" des Kubaners Osvaldo Ferrés oder generell in den dramaturgischen Höhepunkten. Am meisten punktete Parrott als Sängerin allerdings in stimmungsvollen Balladen und in den Zugaben mit einem magischen "What a wonderful World" Louis Armstrongs.

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