Süddeutsche Zeitung

Japanische Feier:Dem Mond zu Ehren

In Weßling wird zum ersten Mal das Tsukimi-Fest gefeiert

Von Patrizia Steipe, Weßling

Das japanische Kirschblütenfest Hanami ist den meisten spätestens nach dem Doris Dörrie-Film mit Elmar Wepper und Hannelore Elsner ein Begriff. Das Mondfest "Tsukimi" (heißt: Mond betrachten) kennt kaum jemand. Das soll sich ändern. Die Deutsch-Japanische-Gesellschaft (DJG) in Bayern feiert erstmals dieses "Fest zur Mondbetrachtung" und zwar am Samstag, 14. September, von 14.30 bis 21.30 Uhr im und vor dem Pfarrstadel Weßling. Der Kontakt kam über den Weßlinger Oliver Schön, Präsident der Deutsch-Japanischen-Gesellschaft, zustande. Im vergangenen Jahr hatte die DJG bereits ein Trommlerfest im Pfarrstadel veranstaltet.

Das Tsukimi-Fest beginnt um 14.30 Uhr. Es singt der deutsch-japanische Chor, und es gibt Grußworte, unter anderem vom japanischen Generalkonsul Tetsuya Kimura. Die Besucher können dann zum Beispiel Origami falten, Haikus dichten, das Brettspiel Go lernen und japanische Lieder singen. Es gibt Geschichten beispielsweise vom "Mond-Hasen", Kurzvorträge über die japanische Gastfreundschaft, traditionelle japanische Musik-, Tanz-, Trommel- und Budo-Vorführungen sowie eine Ausstellung japanischer Blumensteckkunst Ikebana und Keramiken.

An jüngere Besucher richtet sich der Cosplay-Wettbewerb um 17 Uhr. Das Wort "Cosplay" setzt sich aus "costume" und "play" zusammen. Bei dieser Bewegung, die seit den 1990er-Jahren von Japan nach Deutschland geschwappt ist, verkleiden sich Fans von japanischen Manga- oder Animefilmen in ihre Lieblingsfigur und stellen den Charakter nach.

Später, im Schein des Vollmonds, werden japanische Gespenstergeschichten vorgelesen, Haikus an den Mond vorgetragen, dazu lauschen die Besucher den Klängen der japanischen Shakuhachi-Flöte. Bei klarem Himmel hoffen die Veranstalter darauf, "dass man den Mond sehen kann und er sich direkt im Weßlinger See spiegelt, ganz so wie in der Heian-Zeit, als das Mondfest von China nach Japan kam", schwärmt DJG-Mitglied Ernst Engelmayr.

Tsukimi oder O-Tsukimi, das Fest zur Ehre des Herbstvollmondes, gibt es in Japan seit mehr als 1000 Jahren. In Japan treffen sich traditionell Familien und Freunde, um im Mondlicht bei japanischen Spezialitäten wie Reiskuchen, Süßkartoffeln und Maronen zu feiern, erklärt DJG-Vorstandsmitglied und Japanologin Andrea Hirner.

Der Verein "Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern" wurde 1961 in einer Privatwohnung in Gauting von fünf Deutschen und vier Japanern gegründet. Heute hat die DJG etwa 800 Mitglieder. Es sind viele darunter, die in Japan gelebt oder studiert haben, oder junge Menschen, die sich für Manga oder Anime begeistern. Seit 24 Jahren veranstaltet die DJG das Japanfest im Englischen Garten. Jetzt soll in Bayern das japanische Mondfest am Weßlinger See eingeführt werden, "ein Familienfest, entsprechend in etwa unserem Erntedankfest", so Engelmayr.

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Quelle:
SZ vom 13.09.2019
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