Jahresrückblick:Immer im Einsatz

Lesezeit: 2 min

Kein Problem mehr sind die 20 Prozent Steigung vor seinem Haus, seit Ex-Landrat Karl Roth auf ein Fahrrad mit Elektromotor umgestiegen ist. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wie Ex-Landrat Karl Roth doch noch zu seinem Abschied kommt und was er jetzt treibt

Von Sabine Bader, Andechs

Eines gleich vorweg: Karl Roth ist bester Laune. Denn er ist ein gefragter Mann. Bis März war er es als CSU-Landrat des Landkreises Starnberg. Jetzt hört man im Hintergrund mehrere Kinderstimmen: "Opa, komm endlich!", ruft ein Mädchen. Es ist seine Enkelin. Der Opa spielt gerade mit ihnen Polizeieinsatz. Da kennt er sich aus. Schließlich war der 66-Jährige, bevor er Bürgermeister von Andechs und Landrat wurde, selbst bei der Kripo.

Er und seine Frau Elisabeth haben vier Enkel - im Alter zwischen vier Monaten und acht Jahren. Die Kinder kommen mehrmals in der Woche zu den Großeltern, wenn ihre Eltern arbeiten. Auch Elisabeth Roth arbeitet noch. Seit 20 Jahren betreut sie in Teilzeit die Pforte des Klosters Andechs. Im kommenden August geht aber auch sie mit 65 in Rente.

Dass der große Abschied als Landrat mit Hunderten Gästen auf dem Heiligen Berg in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, bedauert Roth schon sehr. "Blöd war's, für den Gehenden und auch für den Einstiegenden." Damit meint er seinen Nachfolger Stefan Frey (CSU), der sich vom ersten Tag an mit Einschränkungen und Abstandsregelungen herumschlagen musste.

Ganz verzichten muss Roth im März aber nicht auf einen Ausstand: Ein ganz kleiner Kreis von Mitarbeitern taucht am letzten Arbeitstag in seinem Büro auf und überreicht ihm ein Buch mit selbst entworfenen Karikaturen, Zeichnungen und Briefen von den Mitarbeitern sowie bisher unveröffentlichte Fotos aus seiner Amtszeit. Er erhält auch und einen Stick mit Videos, auf denen jeder etwas gemacht hat.

Und dann bittet ihn die Delegation noch hinaus auf den Balkon: Da stehen sie dann alle, seine Mitarbeiter, mit Transparenten, um ihm Adieu zu sagen. Und der Weßlinger Musiker Erik Berthold spielt dazu. "Das war alles viel mehr, als ich erwartet habe", sagt er rückblickend.

Aber unter den Präsenten der Delegation ist auch ein Puzzle. Erst als er es zusammengesetzt hat, kommt das eigentliche Geschenk zum Vorschein: ein E-Bike. "Es ist sooo cool", sagt er. Nach einem Dreivierteljahr zeigt sein Tacho schon 1300 Kilometer an. "Ich habe nur den Fehler gemacht, dass ich meine Frau auch fahren ließ," scherzt er. Die Folge: Am nächsten Tag geht es erneut zum Radhändler... Mit ihren dann zwei E-Bikes sind die Roths nun gern auf Achse. Zumal sie am steilsten Berg von Andechser mit stolzen 20 Prozent wohnen - auch wenn es nicht der Heilige Berg ist.

Die aktuelle Politik im Landkreis verfolgt Roth natürlich schon mit Interesse. "Aber vermissen tue ich sie nicht." Und er findet: "Der Ruhestand ist ein guter Zustand." Übrigens dauert das Telefonat mit der fremden Frau den beiden Enkelinnen nun entschieden zu lange. "Opa, was will die denn von Dir alles wissen?", fragt eine der jungen Damen. Jetzt muss Karl Roth aber wirklich Schluss machen. Schließlich befindet er sich mitten in einem Polizeieinsatz.

© SZ vom 28.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: