Jahresrückblick 2024 im Landkreis StarnbergWackelkandidat Filmfestival

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Festivalleiter Matthias Helwig blickt mittlerweile wieder nach vorn. Im Bild ist er bei der zunächst abgesagten Dampferfahrt zu sehen - hier beim Filmquiz mit Max Speitel.
Festivalleiter Matthias Helwig blickt mittlerweile wieder nach vorn. Im Bild ist er bei der zunächst abgesagten Dampferfahrt zu sehen - hier beim Filmquiz mit Max Speitel. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Zukunft des cineastischen Großereignisses steht 2024 so sehr auf der Kippe wie noch nie zuvor. Am Ende jedoch zeichnet sich eine Lösung ab – zumindest für die nächsten zwei Jahre.

Von Katja Sebald, Starnberg

Die legendäre Dampferfahrt mit Filmvorführungen war bereits abgesagt. Auch die Eröffnungsfeier mit Flying Buffet direkt am Seeufer wurde gestrichen. An allen Ecken und Enden sollte gespart werden. Die Zukunft des Fünfseen-Filmfestivals (FSFF) war mehr als ungewiss, als Matthias Helwig im Mai zur Krisensitzung ins Kino Gauting einlud. „Wenn es keine hinreichende Unterstützung vom Landkreis, den Kommunen und dem Publikum geben wird, dann wird das kommende Fünfseen-Filmfestival das letzte sein“, teilte er wenige Monate vor Eröffnung der 18. Ausgabe des Filmevents mit, das er 2007 ins Leben gerufen hatte – und für das der Landkreis Starnberg in der Filmwelt weithin berühmt ist.

 Fördergelder waren drastisch gekürzt worden, gleichzeitig waren Mietkosten gestiegen und wegen der hohen Inflation auch sonst alles teurer geworden. Festivalleiter Matthias Helwig beklagte vor allem die mangelnde Wertschätzung für seine Arbeit durch die öffentliche Hand. Das Filmfestival habe in den achtzehn Jahren eine bedeutsame kulturelle Strahlkraft weit über die heimische Region entfaltet, sagte er: „Es bereichert die Gesellschaft und auch die wirtschaftliche Anziehungskraft der Austragungsorte. Damit es trotz Kürzungen in den öffentlichen Haushalten und Steigerung der Kosten weiter bestehen kann, braucht es für die nächsten Jahre eine tragfähige Organisationsstruktur und die Unterstützung von Privatpersonen und Wirtschaftsunternehmen.“

Am Ende der Veranstaltung, zu der auch Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft und Verbänden eingeladen waren, hatten sich aus dem Publikum mehrere Menschen gemeldet, die mit ihm das Festival retten wollten. Ende August, kurz vor der Eröffnung des diesjährigen Festivals, berichtete Helwig, es habe im Lauf des Sommers unzählige Sitzungen und Gespräche gegeben, auch Hoffnungen – und immer wieder zerschlagene Hoffnungen. Am Ende hätten ihm Stadt und Landkreis sehr deutlich signalisiert, dass es mit ihnen keine Betreibergesellschaft unter Beteiligung der öffentlichen Hand geben werde, wie bei den großen Festivals in Berlin und München. „Im Juni haben mein Team und ich dann beschlossen, dass wir uns jetzt voll und ganz auf das kommende Festival konzentrieren und erst danach weiter über die Zukunft sprechen“, sagte Helwig.

Die Eröffnung des Filmfestivals findet 2024 in der Schlossberghalle statt.
Die Eröffnung des Filmfestivals findet 2024 in der Schlossberghalle statt. (Foto: Georgine Treybal)

Dann aber tauchte buchstäblich in letzter Minute ein neuer Sponsor auf, andere Förderer erhöhten ihren Beitrag. Die Dampferfahrt konnte doch noch stattfinden. Nur die Eröffnungsfeier wurde nicht im Seebad, sondern aus Kostengründen in der Schlossberghalle ausgetragen. Schon am Eröffnungsabend teilte Helwig mit, er komme gerade von den Filmfestspielen in Venedig, wo er bereits die ersten Filme für 2025 ausgesucht habe. Und sein eigenes Festival endete am 12. September wieder einmal mit einem Rekord: 17 000 Besucher hatten an zehn Festivaltagen fast 150 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus 42 verschiedenen Ländern gesehen. Umgerechnet auf die Zahl der Spieltage waren das 1000 Besucher mehr als im Vorjahr.

 Die Zukunft des Fünfseen-Filmfestivals scheint vorerst gesichert. Der 64-jährige Helwig will aber nach und nach die Verantwortung an ein jüngeres Team abgeben. Inzwischen hat sich auch ein Förderkreis formiert. Und zumindest die Stadt Starnberg gab ein deutliches Zeichen der Unterstützung: Der Stadtrat fasste den Beschluss, in den nächsten zwei Jahren Defizite mit maximal 20 000 Euro pro Jahr auszugleichen. Zudem übernimmt die Stadt Technikkosten in Höhe von jährlich 10 000 Euro und stellt die Schlossberghalle weiterhin mietfrei zur Verfügung.

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