Berufliche Rehabilitation:Zahnarzt-Werkzeug aus Machtlfing

Berufliche Rehabilitation: Das rote Band ist durchschnitten: Beschäftigte der IWL-Werkstatt Machtlfing bei einem symbolischen Akt mit Bürgermeister, Betriebsleiter und Qualitätsmanagement.

Das rote Band ist durchschnitten: Beschäftigte der IWL-Werkstatt Machtlfing bei einem symbolischen Akt mit Bürgermeister, Betriebsleiter und Qualitätsmanagement.

(Foto: Nila Thiel)

Die IWL-Werkstätten für Menschen mit Behinderung erweitern ihre Kapazitäten in der Hygienemontage, weil die Seefelder Firma 3M Espe ihr Auftragsvolumen vergrößert.

Von Michael Berzl

Glatte Böden, die besonders gut zu reinigen sind, Fliegengitter vor den Fenstern und eine kontrollierte Lüftung. Wer den Raum betreten will, muss durch eine Hygieneschleuse: So sehen die neuen Arbeitsbereiche der IWL-Werkstätten für Menschen mit Behinderungen in Machtlfing aus. Die Beschäftigten setzen dort im Auftrag der Seefelder Firma 3M Espe aus Kunststoff spezielle Gerätschaften für Zahnärzte zusammen. Die Spritzgussteile sehen aus wie Spritzen und werden verwendet, um das Material für Zahnabdrücke oder Zement für Brücken oder Plomben zu applizieren. Darum gelten hier hohe Anforderungen an die Sauberkeit. Die neuen Räume für die "Hygienemontage 2", wie die Abteilung heißt, wurden nun offiziell eingeweiht.

"Schön ruhig, schön sortiert", so lobte einer der Beschäftigten die neuen Räume. An den Wänden sind Schallschutzplatten angebracht, die Geräusche schlucken und so die Arbeitsatmosphäre angenehmer machen.

Pro Woche werden nun bis zu 50 000 Spindeln und Kanülen zusammengesetzt

Die Isar-Würm-Lech-Werkstätten mit Hauptsitz in Landsberg haben den Auftrag, Menschen mit Einschränkungen berufliche Rehabilitation anzubieten. Insgesamt sind 700 Menschen bei dem Unternehmen beschäftigt, allein in Machtlfing sind es derzeit etwa 180. Einige arbeiten in einer Schreinerei, andere im Gartenbau oder als Reinigungskräfte. Die Hygienemontage war und ist jedoch der größte Bereich. Bisher gab es dort 30 Arbeitsplätze. Durch die Erweiterung sind nun zehn weitere hinzugekommen. Das hat vor allem damit zu tun, dass IWL zusätzliche Aufträge übernommen hat. Pro Woche werden nun bis zu 50 000 Spindeln und Kanülen zusammengesetzt, bei einem anderen Teil sind es etwa 10 000.

Es sind filigrane aber auch monotone Arbeiten, die hier in großer Stückzahl erledigt werden. Da ist Fingerspitzengefühlt, viel Konzentration und eine große Ausdauer nötig. "Das muss einem schon Spaß machen", sagt Franziska Strauß vom 3M-Qualitätsmanagement. Sie überzeugt sich immer wieder selbst davon, dass die Anforderungen ihres Unternehmens an Qualität und Hygiene eingehalten werden. Und sie kann sich vorstellen, dass in Machtlfing in Zukunft noch mehr zu tun ist: "Das ist ein Selbstläufer", sagt sie über das Produkt, das dort zum Teil montiert wird. "Das verkauft sich wie geschnitten Brot. Die Kunden sind begeistert. Die Zahlen werden bestimmt noch steigen."

Bei der Feier am Mittwoch bezeichnete der Machtflinger Betriebsleiter Alexander Härtl die Seefelder Firma als "Lieblingskunden", die Kooperation läuft schon seit mehr als 20 Jahren. Los ging es in einfachen Verhältnissen in einem Dachgeschoss, erinnerte er bei einem Rundgang. Der besonders saubere Bereich sei lediglich durch einen Strich am Boden abgetrennt gewesen: "So hat es angefangen." Die Zusammenarbeit hat sich bewährt. "Es ist schön, dass das schon so lange so gut funktioniert", betonte Härtl. Mittlerweile arbeiten IWL-Leute auch bei 3M Espe. Solche Außeneinsätze gib es auch bei anderen Unternehmen wie etwa dem Bootsmotor-Hersteller Torqueedo und der Andechser Brauerei.

Den hohen Stellenwert der IWL-Werkstätten für die Gemeinde Andechs betonte einmal mehr Bürgermeister Georg Scheitz. Um den Standort zu sichern, sei es es wichtig gewesen, das Betriebsgelände aus dem Landschaftsschutz herauszunehmen. Die nächste Erweiterung ist schon in Planung. Der Grund im Norden des bisherigen Betriebsgeländes an der Traubinger Straße ist gekauft, der Flächennutzungsplan geändert, jetzt fehlt nur noch eine Förderzusage. In einem Neubau sollen die Förderstätten untergebracht werden. Dort sind zunächst vier und später bis zu sieben Gruppen sowie mittelfristig auch eine Erweiterung der Schreinerei vorgesehen. Etwa zwei Millionen Euro würden dafür benötigt, ist in einem Spendenaufruf der IWL-Werkstätten zu lesen. Bisher muss man sich dort noch mit einer provisorischen Lösung in zwei Dutzend Containern behelfen.

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