Ehrenamt:"Sie helfen denen, die hilflos sind"

Ehrenamt: Beate Golczyk vom Andechser Asylhelferkreis arbeitet in ihrer Alphabethisierungsklasse mit Flüchtlingen.

Beate Golczyk vom Andechser Asylhelferkreis arbeitet in ihrer Alphabethisierungsklasse mit Flüchtlingen.

(Foto: Nila Thiel)

Der Landkreis zeichnet Asylhelfer im Fünfseenland mit dem Integrationspreis aus. Sie unterstützen Geflüchtete auf unterschiedliche Weise.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Wenn Geflüchtete in den Landkreis kommen, benötigen sie nicht nur ein Dach über dem Kopf. Notwendig ist auch die Unterstützung bei Behördengängen oder einem Arztbesuch, da sie die Sprache nicht sprechen. Nach Angaben von Landrat Stefan Frey (CSU) engagieren sich im Landkreis Starnberg mehrere Tausend ehrenamtliche Helfer. Einige von ihnen hat das Landratsamt zusammen mit dem Ausländerbeirat am Montag mit dem Integrationspreis 2022 ausgezeichnet. Die Hauptpreise gingen an Hannelore Almus vom Asylhelferkreis Andechs; Eva Ott nahm den Preis für den Helferkreis Asyl Gilching entgegen. Julia Rothbauer aus Seefeld-Hechendorf und Katharina Braun aus Herrsching-Breitbrunn bekamen einen Ehrenpreis. Der Sonderpreis im Bereich Kinder und Jugend ging an die Herrschinger Insel.

Ehrenamt: Der Starnberger Landrat Stefan Frey (hinten links) verleiht im Landratsamt den Integrationspreis des Landkreises an Asylhelfer.

Der Starnberger Landrat Stefan Frey (hinten links) verleiht im Landratsamt den Integrationspreis des Landkreises an Asylhelfer.

(Foto: Arlet Ulfers)

Corona-Krise, Klimakrise, Ukrainekrieg: "Es sind herausfordernde Zeiten, aber auch traurige Zeiten", sagte Klaus Brandtner, der Vorsitzende des Ausländerbeirats. Auch wenn die Deutschen selbst mit Problemen zu kämpfen hätten, sei die Hilfsbereitschaft immer noch groß, betonte er. Seit Kriegsbeginn im Februar sind laut Landrat Frey insgesamt 2000 Geflüchtete aus der Ukraine im Landkreis aufgenommen worden. Lediglich für 400 musste die Behörde eine Unterkunft suchen. Für 1600 Ukrainer haben Landkreisbürger Privatunterkünfte zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus kämen derzeit genauso viele Geflüchtete aus anderen Ländern in den Landkreis, wie dies 2015 und 2016 der Fall gewesen sei. Dass dies wenig beachtet werde, führte der Landrat unter anderem auf das starke ehrenamtliche Engagement zurück und darauf, dass die Verwaltung sehr effektiv arbeite. Auch wenn sich derzeit "der Ball sehr, sehr schnell" drehe, will Frey verhindern, dass Menschen wieder in Turnhallen untergebracht werden müssen.

Es gibt kaum Therapieangebote für Geflüchtete

"Sie helfen denen, die hier hilflos sind, wenn sie ankommen", charakterisierte Larissa D'Avila da Costa, die stellvertretende Vorsitzende des Ausländerbeirats, die Preisträger. Hannelore Almas hat 2014 die ersten Eritreer in Andechs betreut und ein Jahr später den Helferkreis Andechs initiiert. Seither unterstützt sie Geflüchtete bei Behördengängen sowie bei der Vermittlung von Wohnungen, der Ausbildung oder der Arbeit. Der Gilchinger Helferkreis engagiert sich seit 2015 insbesondere für die Integration von geflüchteten Frauen mit ihren Familien. Zudem bietet er eine niederschwellige familientherapeutische Begleitung an. Nach den Erfahrungen von Eva Ott gibt es so gut wie keine Therapeuten, welche die Landessprache der Geflüchteten sprechen. Umgekehrt seien die Betroffenen nicht an Therapien gewohnt. "Da muss man ihnen mit niederschwelligen Angeboten die Angst nehmen", sagte sie.

Auch die Herrschinger Insel sucht nach Lösungen für Geflüchtete. Ausgezeichnet wurde die Einrichtung für ihre hervorragende Kinder- und Jugendarbeit. Die Helfer engagieren sich im Bereich Schülercoaching, um Geflüchtete auf dem Weg in weiterführende Schulen zu unterstützen, auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder um Mitglied in Vereinen zu werden. Wie Insel-Leiterin Barbara Maier-Steiger betonte, sei es auch eine Bereicherung für die Helfer, wenn sie andere Kulturen und Lebensweisen kennenlernten.

Julia Rothbauer setzt sich ebenfalls seit 2015 für Geflüchtete ein, dieses Jahr beispielsweise für den Verbleib eines Asylbewerbers aus dem Irak. Zudem hat sie zusammen mit Jens Walter eine Arbeitsagentur zur Vermittlung ausländischer Arbeitskräfte gegründet. Der Ukraine-Krieg traf Katharina Braun "völlig unvorbereitet", wie sie sagte. Dennoch hat sie Flüchtlinge aufgenommen, Spenden gesammelt, Intensiv-Deutschkurse organisiert und ein Café aufgemacht, um Einheimische und Geflüchtete zusammenzubringen. Die Preise sind mit jeweils 1250 Euro dotiert, die Ehrenpreise mit je 625 Euro. Sie sollen laut Brandtner ein Ansporn sein, um sich weiterhin zu engagieren.

Auf der Sitzung wurden zudem bilinguale Bücher an die Gemeindebüchereien Seefeld und Tutzing übergeben. Es ist ein Projekt des Ausländerbeirats, damit Kinder von Geflüchteten erste Sprachbarrieren überwinden können. Wie Brandtner betonte, werden die zweisprachigen Kinder- und Märchenbücher sehr gut angenommen. Sogar Erwachsene würden sie lesen, weil sie in einfacher Sprache geschrieben sind und daher das Lernen erleichtern.

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