Süddeutsche Zeitung

Inning:Reise durchs Land der Gefühle

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Chor und Bigband der Musikschule Inning gestalten schwungvollen Abend

Von Otto Fritscher, Inning

Alle zwei Jahre gehen die "Vocal Harmonists" an die Öffentlichkeit und geben ein Konzert. Doch diesmal gab es gleich noch eine Premiere dazu, denn der Pop- und Jazzchor der Inninger Musikschule hat sich mit der BlueLakes Bigband zusammengetan, die ebenfalls zur Musikschule gehört. Zweimal, am Freitag- und am Samstagabend, war die Kulturkneipe "Spectacel" ausverkauft, wobei es angesichts der mörderischen Ereignisse in Paris beim zweiten Auftritt eine Gedenkminute und ein leicht geändertes Programm gab. Der Chor, 20 Frauen und an diesem Abend leider nur fünf Männer, hatte für die Hälfte des Abends die Bühne für sich, bevor im zweiten Set die Musiker der Bigband sich so ausbreiteten, dass für die Sänger und Sängerinnen kaum noch Raum blieb. Das tat der Sanges- und Spielfreude keinen Abbruch, im Gegenteil. Denn bei den Swing- und Poptiteln ergänzten sich die Kraft der Bigband unter der Leitung von Thomas Roth und die stimmlichen Nuancen des Chores, den Alexandra Fischer leitet, wunderbar.

Etwa bei "Hit the road, Jack", jenem Hit von Ray Charles aus dem Jahr 1961, oder beim Klassiker "Just a gigolo", an dem sich sowohl Louis Armstrong wie auch die Leningrad Cowboys schon versucht haben. Nun, in Inning wird an diesem Abend handwerklich solide und bisweilen sogar virtuos musiziert und gesungen. Da fällt es nicht so auf, wenn die Sängerinnen bei gewissen Höhen schwächeln oder nicht jeder Saxofonton hundertprozentig treffsicher sitzt. Und dass dem Bigband-Sound noch ein paar Trompeten gut getan hätten, nun ja, das hatte Bandleader Roth ja selbst gesagt. Was hängen bleibt, ist die Spielfreude, ist das Engagement, der Enthusiasmus, der auf das Publikum überspringt.

Das war schon im ersten Teil des Abends zu spüren. Die Vocal Harmonists luden ein zu einer Reise durch das Reich der Gefühle in seiner ganzen Spannweite. Vom sehnsuchtvollen "La mer" über den Leichtigkeit verströmenden Song "September" bis zum schwungvollen "Got a lot of living to do" reichte der Spannungsbogen, der den Höhepunkt mit der "Bohemian Rhapsody" von Queen erreichte. Mutig, sich an so ein komplexes, unerschütterliches Werk zu wagen - doch der Wagemut wurde mit heftigem Applaus belohnt. Nur mit dem Mitsingen des Publikums war das bei "Lean on me" so eine Sache: Der Text zu kompliziert, das Licht zum Ablesen vom Zettel zu dunkel.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2015
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