Humorfestival in Stegen:Lachyoga auf der Liegewiese

Lesezeit: 3 Min.

Beim gemeinsamen Händeschütteln wird unter Anleitung von Friederike Brechenmacher (Mitte) das Zwerchfell trainiert. (Foto: Arlet Ulfers)

Beim kollektiven Kichern am Ammersee wird geklatscht und sich geschüttelt, bis auch der letzte losprustet. Über einen Abend zwischen Flugzeugdemonstrationen und Glückshormonen.

Von Renate Greil, Inning

Zur Einstimmung auf die Lachyoga-Stunde geht es an einer Reihe Cartoons und Karikaturen entlang. Etwa an zwei Frauen auf einem Strandtuch. „Wie hast du denn den Job beim Sonnenstudio bekommen?“, fragt die eine. „Vitamin D“, sagt die andere. Sommer, Sonne, Sonnenbrand, so das Thema des sogenannten Humorparcours. Das macht schon mal gute Laune. Ein mitreißendes Lachen weist die Richtung zum Kurs.

Barfuß stellt sich Friederike Brechenmacher vor die Gruppe. „Lachyoga sieht ziemlich bescheuert aus“, sagt sie zu Beginn der Übungsstunde auf der Liegewiese am Ufer des Ammersees in Stegen. An die 20 Teilnehmende sind an diesem Abend zum Kurs gekommen, der im Rahmen des Humorfestivals Stegen vom Forum Humor und komische Kunst und der Gemeinde Inning kostenfrei angeboten wird. „Lachen ist Schokolade für die Seele, steckt an und ist gesund“, so haben die Veranstalter geworben. Badewetter ist noch keines, auch türmen sich immer wieder Wolken auf. Die Wetter-App zeigt eine Gewitterwolke just zu Kursbeginn.

Den Frauen und Männern, die trotzdem zum Kurs kommen, ist das egal. Sie wollen lachen oder zumindest mal schauen, ob sie es können. Die Idee von Lachyoga: Ein zu Beginn künstliches Lachen soll in ein echtes Lachen übergehen. Anfangs stehen zumindest die Neuen noch mit fragendem Gesichtsausdruck herum. Ein paar Lachyogis wissen schon, was auf sie zukommt. Beim Üben gibt es keinen Druck, das ist der Kursleiterin wichtig.

Brechenmacher hat vor zehn Jahren eine Ausbildung als Lachtrainerin beim Europäischen Berufsverband für Lachyoga und Humortraining in München absolviert. Sie nehme das Leben nicht so ernst, sagt sie, dafür habe sie ein „natürliches Talent“. Die 61-Jährige gibt unter anderem Kurse in der Volkshochschule. Sportkleidung braucht es nicht, auch sonst sind keine Verrenkungen gefragt. Der Kurs findet größtenteils im Stehen statt. Ideal für Sportmuffel also. Im Internet ist zu erfahren: Ein zehn Minuten langes Lachen verbrennt fünfzig Kalorien. Ein Lachanfall produziere Glückshormone und baue Stress ab. Ob das funktioniert?

Mit einem imaginären Fernglas begutachten sich die Teilnehmer. (Foto: Arlet Ulfers)

Es geht los. Alle sollen sich mit einem Lächeln begrüßen. Freudig werden Hände geschüttelt. Dann gehen die Hände gen Himmel. „Sehr gut, sehr gut, ja“, rufen die Lachwilligen. Oder auch: „Ho Ho Ha Ha Ha.“ Derweil laufen alle durcheinander und klatschen. Bald kommt der eine oder die andere ins Schwitzen, die wärmenden Jacken werden abgelegt. Die Atempausen sind willkommen.

Das Lachen aus dem Ärmel schütteln, sich einen Ast lachen oder sich vor Lachen biegen – es gibt viele Metaphern für das Lachen. Dafür, so die Idee hinter Lachyoga, braucht es gar keinen Grund. Der indische Arzt und Lachyoga-Gründer Madan Kataria vertritt die These: Der Körper weiß gar nicht, ob man fröhlich ist oder nur so tut. „Fake it until you make it“, so der Ansatz: Erst tut man so, dann fühlt man sich durch das Lachen selbst beschwingt.

Auf der Wiese macht Brechenmacher eine pantomimische Übung vor. Als wäre sie die Stewardess in einem Flugzeug: Sicherheitsgurt, bitte anschnallen. Der Rest macht nach. Auch Übungen wie diese sollen zum Lachen anregen. Das funktioniert bei vielen. Auch Schwimmübungen durch den imaginären Lachsee kommen gut an. Und falls es gar nicht zieht, können die Teilnehmer per imaginärem Telefon in ihrer Hand noch den metaphorischen Lachnotruf wählen. Spätestens bei der Übung, als der Mund mit einem eingebildeten Reißverschluss geschlossen wird, zum Signal für eine Lachpause, hat die Trainerin alle im Boot.

Und dann die Hände zum Himmel - komm', lasst uns fröhlich sein. (Foto: Arlet Ulfers)

Kaum herrscht gespannte Ruhe, prustet jemand aus einer Ecke los und alle fallen wie auf Kommando ein. Manche hier sind gespannt, ob sie am nächsten Tag Muskelkater haben werden. Alle Probleme werden pantomimisch verpackt und weggelacht. Nach einer Dreiviertelstunde Lachyoga funktioniert das Lachen auf Ansage bei allen schon, auch, wenn vorbeikommende Spaziergänger schon mal verwundert auf die Gruppe schauen. Einigen Teilnehmenden hat es so gut gefallen, dass sie gerne wieder statt im Ammersee im Lachsee schwimmen wollen.

Weitere Termine sind am Freitag, 28. Juni, und am Freitag, 26. Juli, jeweils um 18 Uhr bei schönem Wetter vorgesehen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Auf der Website forum-humor.de ist das Programm des Humorfestivals zu finden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusCannabis-Legalisierung
:Was sich durch die Cannabis-Legalisierung für die Justiz ändert

Kiffen ist seit zwei Monaten legal. Seitdem läuft bei der Justiz einiges anders. Ein Vormittag in Sitzungssaal 128 des Starnberger Amtsgerichts.

Von Leopold Beer, Linus Freymark

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: