Inning:Der Club der Altmeister

Im Ammersee Brauhaus in Stegen soll es regelmäßig swingen und grooven. Wirt Rudolf Fottner setzt auf "Gute-Laune-Musik", zu der man sich unterhalten und essen kann und diverse Bierspezialitäten testet.

Patrizia Steipe

Stegen Jazzfrühschoppen

Das "Blue Heaven Trio" - die Altmeister des Dixie-Jazz - treten bereits seit Jahrzehnten in den Biergärten der Region auf. Im Ammerseer Brauhaus verzückten sie am Sonntagvormittag das Publikum, die Gäste - darunter Innings Bürgermeister Werner Röslmeier - waren allesamt gut drauf. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

- Sonntagvormittag im Ammerseer Brauhaus: Auf den Wirtshaustischen stehen Teller mit Weißwürsten und Brezen, Kinder laufen durch die Gänge, die Bedienung schleppt Tabletts mit frischem Bier herbei, auch der Wirt packt mit an - ein Kellner ist an diesem Morgen ausgefallen - und die Gäste sind gut drauf: überall sieht man Menschen, die rhythmisch mit den Körpern wippen, mitsummen, mit Füßen und Händen den Takt nachklopfen. Rund 70 Gäste haben sich im Ammerseer Brauhaus in der alten Brauerei Stegen zum Jazz-Frühschoppen eingefunden, darunter ein gut gelaunter Bürgermeister Werner Röslmeier. Es spielt das "Blue Heaven Trio". Die Stilrichtung ist Dixie - "Gute-Laune-Musik", zu der man sich unterhalten und essen kann, so lautete die Vorgabe von Wirt Rudolf Fottner, der solche musikalischen Brauhausfrühschoppen in Zukunft regelmäßig organisieren möchte.

Für diesen Sonntag hat er drei Altmeister des Dixie-Jazz in sein Brauhaus geholt: Jackson Geisler (Klarinette, Altsaxophon und Flöte), Karl Schmid (Banjo) und Victor Rothe (Sousaphon). Es sind altbewährte Musiker, die bereits seit Jahrzehnten in den Biergärten der Region auftreten. Sie wissen, was ankommt und es stört sie nicht, wenn sie einige Gäste nur als Hintergrundmusik wahrnehmen. Denn es gibt ja die anderen, diejenigen, die nach jedem Stück klatschen, die bei schwierigen Melodien anerkennend nicken und die bereits nach ein paar Takten die Evergreens erkennen und dies mit einem lautstarken "Jawoll" kundtun. Und an diesem Vormittag gibt es quasi ausschließlich Bekanntes: Dixie-Chartbreaker mit New-Orleans-Flair, kracherten Bierjazz und alte verswingte Schlager-Evergreens. Es röhrt, es swingt und groovt, mal schmeichelt das Saxophon und dann explodiert die Melodie auf dem Banjo. Saubere Technik, Leidenschaft für Musik und eine gelassene Coolness zeichnet die Musiker aus.

Auch optisch macht die Band eine gute Figur. Der goldglänzende Messing-Schalltrichter des Sousaphons harmoniert perfekt zu den hinter der Band stehenden glänzenden Kupferkesseln, in denen Braumeister Fottner sein "Echt Ammerseer" braut. Auch das ist Kultur - zumindest in den Augen des Erzeugers. "Eigentlich ist Bier ein langweiliges Produkt", sinniert er. Deswegen müsse man das Bier "aus dem einheitlichen Gleichheitsgeschmack" herausholen. Zwei bis dreimal in der Woche wird ein Sud angesetzt, alle sechs Wochen stellt Fottner seinen Gästen neue Geschmacksrichtungen auf den Tisch. Mal ein bisschen zitronig, mal herb, mal mit karamelligen oder bananigen Anmutungen. Als "Zwergenbrauerei" könne er es sich leisten herumzuprobieren, meint Fottner, der das Brauhaus vor einem Jahr eröffnet hat. Die Leute würden die verschiedenen Geschmacksrichtungen seines Biers durchprobieren, "dann fangen sie an über Bier zu sprechen", weiß Fottner. Auch eine Art der Kultur. Das Ammerseer Bier in den Bügelflaschen nehmen viele Gäste nach Hause mit. Zum Beispiel den "Südwind", das Lager Hell, Weißbier oder das Ale.

Nächsten Monat steht im Brauhaus Stegen Stubenmusi auf dem Programm, zudem ist ein Starkbier- und ein Bierfest geplant. Für die musikalischen Frühschoppen können sich Musiker aus der Region bewerben, die eine Plattform suchen, um aufzutreten.

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