Warum Stefan Winklhofer gerne zur Arbeit geht? Da muss der 35-Jährige nicht lange überlegen: „Weil es Spaß macht“, sagt er. „Und weil es ein Job ist, der sich richtig anfühlt“, von dem man gerne auf einer Grillparty erzähle, wenn man angesprochen wird. Das dürfte dann in etwa so klingen: Unsere Firma hilft Unternehmen dabei, ausrangierte IT-Hardware nachhaltig zu entsorgen, indem sie Computer, Smartphones oder Drucker wieder aufbereitet. So landen die Geräte nicht auf dem Müll, sondern bekommen ein zweites Leben etwa in der privaten Nutzung. Die Firma, von der Winklhofer spricht, heißt Green IT Solution und ist im Gewerbegebiet in Inning am Ammersee beheimatet. Der 35-Jährige ist seit fast zehn Jahren dabei, inzwischen als Bereichsleiter IT und Marketing.
Für eine gute Sache zu arbeiten, das motiviert ihn. Und das treibt auch Geschäftsführer Alexander Jauns an. Der 44-Jährige hat die Firma 2015 gegründet, lange bevor Nachhaltigkeit für Firmen relevant und Greenwashing inflationär wurde. Zufällig war er Jahre zuvor bei einer Insolvenzversteigerung in die Thematik reingerutscht und hatte begriffen: Nur weil Firmen ihre IT-Systeme oder Hardware neu aufstellen, sind die gebrauchten Modelle kein Elektroschrott. Für die Unternehmen sind sie viel Geld wert – vorausgesetzt, jemand löscht zuverlässig alle Daten, bevor die Geräte wieder auf den Markt kommen. Und inzwischen zählt auch: Das Ganze soll bitte schön möglichst regional, fair, nachhaltig, zertifiziert und transparent ablaufen. Green IT Solution ist in allen Bereichen ganz gut dabei. 2023 hat das deutschlandweit agierende IT-Remarketing-Unternehmen den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen.
Denn je weiter die digitale Transformation voranschreitet, desto größer wird der ökologische Fußabdruck der Informationstechnologie. Ausrangierte IT-Hardware macht laut dem „Global E-waste Monitor“ der Vereinten Nationen einen großen Teil der insgesamt 62 Millionen Tonnen Elektroschrott aus. In Sachen Nachhaltigkeit ist der Hebel hier für Unternehmen dementsprechend groß. Viele Versicherungen, Banken und Firmen, ja sogar renommierte Sportvereine haben inzwischen erkannt, dass es nicht reicht, ein paar Bienenkästen auf die Dachterrasse und Bio-Getränke in den Kühlschrank zu stellen, um als nachhaltiges Unternehmen Punkte zu sammeln. Sie nutzen die Dienste der Inninger Experten.
Mehr als 100 000 Geräte „refurbisht“ Jauns mit seinen etwa 80 Mitarbeitern im Jahr, die teilweise in einer Schwesterfirma arbeiten. Die Geräte werden abgeholt und im baden-württembergischen Ellwangen in einer großen Lagerhalle auf Tischen in sogenannten Löschstraßen an gängige Lösch-Software angeschlossen. Sind alle Daten von der Hardware verschwunden, werden die Geräte je nach Zustand Kategorien zuordnet und an einen Händler für den sogenannten Zweitmarkt verkauft. Ist ein Computer oder ein Smartphone nicht mehr nutzbar oder sind die Daten nicht löschbar, wird das Gerät oder die Festplatte geschreddert. Das passiert allerdings nur äußerst selten, die Aufbereitungsquote liegt bei 99 Prozent.


Die Besonderheit bei Green IT Solution: Jeder einzelne Arbeitsschritt wird überwacht und kann durch eine eigens entwickelte Software vom Auftraggeber überwacht werden. So kann kein Smartphone verschwinden oder eine Festplatte nur angeblich geschreddert werden. Per GPS-Track können vom Kunden Transportwege verfolgt und Schredder-Videos angeschaut werden. Das mag für manch einen nach übertriebenem Aufwand klingen für nicht mehr genutzte Rechner, doch letztlich geht es weniger um den Wert der Geräte denn um den Schutz der darauf vorhandenen Daten. Und die Gewissheit, dass diese auch wirklich gelöscht sind – was selbst firmeninterne Abteilungen nicht immer hinbekommen. „Wir haben schon Geräte bekommen, deren Daten angeblich gelöscht waren, was ein Irrtum war, wie sich herausstellte“, erzählt Jauns.
30 Tage dauert es im Schnitt, bis ein Auftrag abgearbeitet ist und der Kunde seine Endabrechnung bekommt. „In der Regel kriegt der Kunde gutes Geld zurück“, sagt Jauns – und obendrein Zertifikate. Er macht aber auch keinen Hehl daraus, dass seine Inninger Firma teurer ist als andere. Aktuell arbeitet sein Team an einem digitalen Mitarbeitershop, über den Unternehmen ihre aufbereiteten Geräte hausintern verkaufen können. Mit dem Projekt steht die Firma heuer erneut auf der Liste für den Nachhaltigkeitspreis.
Ziel von Green IT Solution ist es weiterzuwachsen. Bis 2030 will Jauns jedes Jahr eine Million Geräte aufbereiten. „Es ergibt einfach Sinn, das, was da ist, zu nutzen.“ Mitarbeiter sollte er problemlos finden. Sie können schließlich ohne schlechtes Gewissen auf jeder Party erzählen, wo sie arbeiten.