InklusionHeiratsantrag auf hoher See

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Beim Gespräch mit der SZ haben (v. li.) Andreas Hein und Gerrit Abendschön ein Fotoalbum mit Bildern ihrer Törns dabei.
Beim Gespräch mit der SZ haben (v. li.) Andreas Hein und Gerrit Abendschön ein Fotoalbum mit Bildern ihrer Törns dabei. (Foto: Georgine Treybal)

Der Verein Special Sailing organisiert Törns für Teilnehmende mit Handicap.

Von Leopold Beer, Starnberg

Ein Heiratsantrag vor der Küste Kroatiens auf einem Segelboot ist an Romantik kaum zu überbieten. Gerrit Abendschön und Andreas Hein erinnern sich gerne an den Moment zurück, als ein Teilnehmer der von ihnen organisierten Segeltörns seiner Freundin einen Antrag machte. „Eine bezaubernde Situation“, wie sie sagen. Die Vorstandsmitglieder von „Special Sailing“ engagieren sie sich seit der Gründung des Vereins im Jahr 2016 für Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen. Dieses Jahr haben sie insgesamt 17 Segelreisen organisiert, fast doppelt so viele wie noch 2023.

Zum Interview in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung in Starnberg haben die beiden einen dicken Fotoband mitgebracht. Darin hat Hein, ein passionierter Fotograf, die schönsten Momente der vergangenen Reisen in schwarz-weißen Bildern festgehalten. So wollen die Vorstände von Special Sailing „Emotionen transportieren“. Die Bilder zeigen: Die Teilnehmenden werden vollständig in den Segelalltag einbezogen. Sie helfen beim An- und Ablegen, Kochen oder bei der Routenplanung. Kaum ein Bild, auf dem nicht viele lachenden Gesichter zu finden sind.

Die teilnehmenden Menschen mit Behinderung sehen bei der Segelreise häufig zum ersten Mal das Meer, einige sind zuvor noch nie Schwimmen gewesen. Denn im Alltag würden Menschen mit besonderen Bedürfnissen minimalinvasiv betreut. Mit möglichst geringem Aufwand also, denn Personal sei teuer, erklärt der 64-jährige Hein. Den Begriff „Behinderte“ meidet er bewusst, dieser sei nicht mehr opportun. Bei den Törns von Special Sailing, weit weg vom Alltag, könnten die Teilnehmenden neue Freiheiten erleben. Ganz nach dem Motto „Segeln soll nicht exklusiv, sondern inklusiv sein.“

Auf einem Bild im Fotoalbum von Hein und Abendschön gibt ein Mitsegler das "Go" für die Manöver, damit Co-Skipper weiß, wo es lang geht.
Auf einem Bild im Fotoalbum von Hein und Abendschön gibt ein Mitsegler das "Go" für die Manöver, damit Co-Skipper weiß, wo es lang geht. (Foto: Georgine Treybal)

Ein wenig exklusiv sind die Segelreisen dennoch, denn sie kosten um die tausend Euro. Zu viel, wenn es nach Abendschön und Hein geht. Alle Organisatoren und Skipper des Vereins engagieren sich daher ausschließlich ehrenamtlich. Sponsoren sollen in Zukunft mehr soziale Gleichheit schaffen, damit möglichst viele Menschen mit Behinderungen neue Freiheiten erleben können. Etwa im Rahmen der alljährlichen Friedensflotille „Mirno More“, bei der seit 30 Jahren rund 1000 Menschen im Zeichen von Inklusion, Frieden und Integration zusammenkommen. Special Sailing ist dieses Jahr mit vier Booten dabei – ob es wohl wieder einen Heiratsantrag gibt?

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