Initiative:Wohnen für Hilfe

Verein bringt junge Leute und Senioren zusammen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg/Tutzing

Die Einen suchen händeringend nach günstigem Wohnraum, die Anderen haben Platz und könnten ein bisschen Gesellschaft brauchen. Diese Menschen will das Projekt "Wohnen für Hilfe" zusammenbringen. Gerade in teuren Universitätsstädten, wie München funktionieren diese Wohnpartnerschaften seit 17 Jahren bestens. Nun soll es auch im Landkreis Starnberg an den Start gehen. Vertreter des Vereins, der in Tutzing gegründet werden soll, stellten das Projekt in im Starnberger Seniorenbeirat vor.

Nach Umfragen, die für das Seniorenpolitische Gesamtkonzept gemacht worden sind, wollen 93 Prozent der Befragten möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Doch oft können sie im Alter einige Arbeiten nicht mehr alleine erledigen, wie etwa Gartenarbeit, Schneeräumen, Fenster putzen oder Einkaufen. Da kommt "Wohnen für Hilfe" ins Spiel. Das System ist einfach: Junge Leute, es können Studenten sein, aber auch Azubis, Praktikanten oder Berufstätige mit geringem Einkommen, die eine möglichst günstige Wohnung suchen, werden mit Senioren zusammengebracht, die ein Zimmer oder eine Einliegerwohnung frei haben. Die Miete wird nicht in Euro bezahlt; die Gegenleistung ist Hilfe im Alltag. In der Regel wird für den Quadratmeter Wohnfläche eine Stunde Arbeit pro Monat verlangt. Walburga Frank, Vorstandsmitglied des Vereins "Wohnen für Hilfe im Landkreis Starnberg" hat die Erfahrung gemacht, dass sich manche Menschen einfach sicherer fühlen, wenn jemand im Haus ist. "Die verlangen keine Gegenleistung." Meist ist es so, dass es für eine Wohnung zehn Interessenten gibt. Diese Erfahrungen haben auch die Tutzinger gemacht. Die Senioren können sich also aussuchen, welchen "Mieter" sie ins Haus lassen. Und das ist gut so, denn nicht selten sind Alleinlebende sehr vorsichtig. Es ist viel Öffentlichkeitsarbeit nötig, um Vorurteile und Ängste abzubauen, weiß Frank.

Vor zwei Jahren hat eine Privatinitiative die Idee vorangebracht. Nun will man das Projekt auf breitere Füße stellen und landkreisweit ausdehnen. Erste Kontakte haben die Initiatoren bereits mit dem Gautinger Seniorenbeirat geknüpft. Unterstützt von der Fachstelle für Senioren im Landratsamt wurde eine Arbeitsgruppe gegründet und ein Förderantrag gestellt. Denn um möglichst viele Beratungsstellen im Landkreis aufzubauen, braucht man finanzielle Hilfe. Die ersten Stellen, in der die Vereinsmitglieder bis zu zwei Stunden wöchentlich ehrenamtliche Beratungen anbieten wollen, sollen in Gauting und Starnberg eingerichtet werden. Als weitere Multiplikatoren sollen Nachbarschaftshilfen und Sozialstationen gewonnen werden.

Damit die Partner gut harmonisieren, müssen Fragebögen ausgefüllt werden. Damit nicht ein Raucher mit einem Nichtraucher konfrontiert wird oder ein Frühaufsteher mit einem Langschläfer. Der Verein prüft die Daten und arrangiert mehrere Treffen. Sind sich die Parteien einig, ziehen sie zunächst für eine Probezeit zusammen. "Man muss sich kennenlernen", sagt Frank. Bislang seien die Tutzinger Klienten alle zufrieden gewesen. Wer sich dafür interessiert, kann am 23. Februar im Starnberger Seniorentreff über das Projekt informieren.

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