Vor Gericht:Ein bissiger Labrador als Familienhund

Wolfsspürhund

Labradore gelten als friedfertige Hunde. Doch es gibt offenbar auch Ausnahmen.

(Foto: dpa)

Eine Hundetrainerin verkaufte das Tier. Vor dem Amtsgericht Starnberg beteuert sie, nichts von den Bissattacken und dem auffälligen Verhalten des Rüden gewusst zu haben.

Von Christian Deussing, Starnberg

Die schwäbische Familie freute sich auf Labrador "Mailo", den sie vor zehn Monaten im Landkreis Starnberg für 2000 Euro inklusive Tierarztkosten erworben hatte. Eine Hundetrainerin hatte den Rüden als "Liebhaber- und Familienhund" im Internet angeboten. Sie soll aber verschwiegen haben, dass der Vierbeiner aggressiv sei und schon die Vorbesitzer, eine Familie aus Geretsried, gebissen habe.

Die Eheleute hatten den Hund als "tickende Zeitbombe" für nicht mehr tragbar gehalten und den Labrador der Trainerin gratis überlassen. Auch die neue Halterin aus Schwaben soll von "Mailo" gebissen worden sein, so heftig, dass sie in einer Klinik behandelt werden musste. Die Frau fühlte sich arglistig getäuscht und erstattete Strafanzeige gegen die Hundetrainerin aus dem Fünfseenland.

Diese erhielt daraufhin wegen Betrugs einen Strafbefehl über 2000 Euro. Im Streit um die Kosten hatte die Angeklagte schon im Zivilprozess verloren, ging aber in Berufung. Nun wehrt sich die 46-Jährige auch im Strafverfahren: Sie beteuerte vor dem Amtsgericht Starnberg, nichts von den Bissattacken und dem auffälligen Verhalten des Rüden gewusst zu haben. Sie habe nur bemerkt, dass der Labrador sich nicht als "Sofa-Kuschelhund" eigne und dass ihm bei den vorherigen Besitzern "Regeln und Grenzen gefehlt haben".

Der Hund, den sie danach sechs Wochen trainiert und resozialisiert habe, sei bei ihr weder gefährlich noch aggressiv gewesen - das Tier habe nur eine "konsequente Erziehung" benötigt, betonte die Betreiberin einer mobilen Hundeschule. Sie erwähnte in der Verhandlung, der neuen Halterin nach deren Anruf wegen der Bisse einen Rückkauf des Hundes für 800 Euro angeboten zu haben. Doch die Frau sei auf das Angebot nicht eingegangen.

Die Schwäbin hatte zum ersten Mal einen Hund erworben. Sie schilderte dem Gericht, wie "sprachlos" sie gewesen sei. Denn erst nach den Einweisungen und der Unterschrift des Kaufvertrages habe sie von einem Mitarbeiter der Angeklagten beiläufig erfahren, dass der Hund die Vorbesitzer schon mal gebissen habe.

Das Ehepaar aus Geretsried berichtete nun davon, dass es vor dem beißwütigen Hund Angst gehabt und deshalb keine Besucher mehr empfangen habe. Nur mit Maulkorb sei der Labrador ruhiger gewesen, so das Paar, das auch einen Hundepsychologen um Hilfe gebeten hatte. Das alles habe die Angeklagte gewusst, sagte der frühere Halter aus und zeigte dem Richter die Bissspuren an seinem Arm. Der Zeuge merkte zudem an, dass die Hundetrainerin "Mailo" bereits eine Woche, nachdem sie ihn bekommen habe, auf Ebay zum Verkauf angeboten habe.

Das wunderte auch den Richter, weil die Angeklagte zuvor noch vom sechswöchigen Training berichtet hatte. Ohnehin ist das Gericht davon überzeugt, dass die angeklagte Frau aus kommerziellen Gründen falsche Angaben zum Hund gemacht hat. Die Zeugin hätte das Tier nicht gekauft, wenn sie von der Vorgeschichte gewusst hätte. Die Hundetrainerin muss wegen Betrugs nun sogar 2400 Euro Strafe zahlen und hat obendrein einen "Wertersatz" von 1800 Euro zu leisten. Die Angeklagte zeigt sich aber uneinsichtig - das Hundedrama dürfte daher in die nächste Runde gehen.

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