Fotografien:Tierische Befindlichkeiten auf dem Berg

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Oskar, Toni, Diao und Böma werfen sich auf einer Aussichtsbank über dem Starnberger See in Pose. (Foto: Katharina Kreye/Sasha Krajnakova)

Die Fotografin Katharina Kreye stellt in drei liebevoll gestalteten Heften Hüttentouren vor, die für Hunde und ihre Besitzer gleichermaßen geeignet sind.

Von Armin Greune, Starnberg

Wer zu Fuß in den Bergen unterwegs ist, kommt dabei leicht ins Philosophieren. Was sich aber Vierbeiner denken, wenn sie mit Herrchen und Frauchen Hügel oder Alpengipfel erobern, bleibt Spekulation. "Hat ein Hund Bewusstsein?", fragt sich Katharina Kreye einmal in den "Hundehüttentouren", die gerade in ihrem Verlag für Spezielle Allgemeinheiten erschienen sind. Schon die liebevolle Gestaltung nimmt sofort für die drei Büchlein ein: Sie stecken in einem Pappschuber, der im Tiefdruckverfahren mit einem roten Bild ihres Gebirgsschweißhunds Böma verziert worden ist. Den Schuber hat Kreye von Hand mit dem Heidelberger Tiegel bedruckt und gefalzt.

Als Künstlerin und Fotografin treibt Kreye vor allem die Neugier an: "Ich würde gerne wissen, was in so einem Hundekopf vorgeht," heißt es einmal in den Hundehüttentouren. Bei den von ihr porträtierten Tieren glaubt man jedenfalls oft, die Emotionen zweifelsfrei erkennen zu können: Erschöpft oder unternehmungslustig, gespannt, ausgelassen oder verspielt wirken die abgebildeten Hunde. Böma sowie der Zwergschnauzer Diao der Hundetrainerin Sasha Krajnakova aus Leutstetten sind die Hauptakteure in den locker aneinandergereihten Schwarzweiß-Fotos, Zeichnungen und Texten. Aber auch Weimaraner und Dalmatiner, ein Chihuahua-Mischling und ein Königspudel sind gelegentlich mit von der Partie.

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Hüttentouren für Hund und Herrchen stellt die Starnberger Fotografin Katharina Kreye in drei liebevoll gestalteten Heften vor.

Manche "Kapitel", wie etwa das über den Starnberger See, kommen fast ganz ohne Worte aus. Kreyes stimmungsvolle Kameraimpressionen vom "Würmsee, Silbersee" sprechen da für sich. Die nahe Ilkahöhe hingegen empfiehlt die Hauptautorin als Kontaktbörse für Hunde und ihre Besitzer: "Zu jeder Jahreszeit kann es hier spannend sein." Die übrigen Touren führen meist auf die Berge der näheren Umgebung: Auf einem verlassenen Trampelpfad zum Wallberg oder auf die viel begangenen Wege am Hörnle. Dessen Gipfel ragt zwar nur 1548 Meter hoch in der ersten Reihe ins Alpenvorland; er kann aber dennoch im Winter ein "Alaska-Feeling" bescheren, für das Bergwanderer gerüstet sei sollten. Eine Panne der Herzogstandbahn verhilft Kreye indes zur Entdeckung verborgener Wasserfälle, im Wetterstein und Rofangebirge locken hochalpine Abenteuer. Dort gibt es am Fuß der Erfurter Hütte sogar Hundehütten im wahrsten Sinne des Wortes, wo Mensch und Tier gemeinsam übernachten können - im Stockbett neben dem Körbchen: "Kostengünstig und auch sehr gemütlich ohne Platzangstgefühl", findet die Autorin.

Mal erhält der Leser von ihr eine Tourenbeschreibung, mal beobachten Kreye und Krajnakova die Gruppendynamik unter den Hunden oder versuchen, der Psyche ihrer Rüden auf den Grund zu gehe - meist überwiegt dabei der spielerische Umgang mit dem Thema. Der Weßlinger Poet Anton G. Leitner hat zu den Hundehüttentouren ein Gedicht über die Mittelschnauzerin Nelly beigesteuert. Der SZ-Autor Titus Arnu ist mit einer amüsanten Reportage über einen mehrtägige Wanderung von Herr und Hund auf dem Pfunderer Höhenweg vertreten. Die Tour muss dann aus einem kuriosen Grund unvermittelt abgebrochen werden, der hier aber nicht verraten werden soll. Arnus Labrador Bruno ist jedenfalls unschuldig, selbst wenn er allein im Vorratsraum der Edelrauthütte übernachten darf und "diese Tiere praktisch alles fressen, was nicht irgendwo festgeschraubt ist", wie sein Herrchen schreibt.

Noch mehr aber als die Texte machen die Bilder den eigentlichen Reiz der Büchlein aus. Darunter findet sich eine gezeichnetes Gipfelpanorama von Stefan Wehmeier, der gerade in der von Kreye mitkuratierten Reihe "nah - fern" im Starnberger Bahnhof ausgestellt hat. Die Feldafinger Malerin Bettina Tratzmüller zeigt zwei Skizzen von Hund mit Mensch, Susanne Mansen hat zu Leitners Versen Vignetten gezeichnet. Vor allem aber kommen Kreyes Fotografien zur Geltung: Sie sprechen den Betrachter unmittelbar an, ohne gängige Muster tiernarrischer Rührseligkeit zu bedienen.

Oft steckt in den Bildern aber auch viel Komik: Etwa wenn Gebirgsschweißhunds Böma aus sicherer Distanz zusieht, wie ein frei laufendes Pferd den Rucksack seines Herrchens - oder besser: Frauchens - inspiziert. Oder wenn Diao neugierig einen Alpensalamander beschnuppert. Sehr hübsch auch, wenn Oskar, Toni, Diao und Böma sich auf einer Aussichtsbank über dem Starnberger See in Pose werfen, als gelte es, auf einer Hundeausstellung prämiert zu werden. Haben Hunde Humor? Auch diese Frage werden Menschen wohl nie erschöpfend beantworten können. Gut möglich, dass Kreye diesem Rätsel noch einmal genauer nachspürt, denn eine zweite Folge der Hundehüttentouren ist schon in Vorbereitung.

Katharina Kreyes "Hundehüttentouren", drei Hefte mit je 40 Seiten, sind im regionalen Buchhandel erhältlich oder können per E-Mail bestellt werden: verlag@speziellallgemein.de. Der Subskriptionspreis beträgt 12.80 Euro, ab 1.7. 14.80 Euro.

© SZ vom 17.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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