Süddeutsche Zeitung

Hohenpeißenberg:Zweitwärmster Herbst seit 1781

Wärmerekorde im Alpenvorland halten dank Martinssommer an

Auf das zweitwärmste Frühjahr und den drittwärmsten Sommer folgt der zweitwärmste Herbst seit Beginn der Aufzeichnungen: Den Daten des Observatoriums auf dem Hohen Peißenberg zufolge - die bis ins Jahr 1781 zurückreichen - fielen die Monate September bis November 2018 mit einer Mitteltemperatur von 9,8 Grad um 2,3 Grad höher aus, als im langjährige Mittel. Nur der Herbst 2006 war bislang noch wärmer.

"Nach dem ausgeprägten Spätsommer und dem goldenen Oktober wurden wir auch noch vom Martinssommer (so bezeichnen Meteorologen eine Schönwetterperiode im November) heimgesucht", sagt Wetterbeobachter Siegmar Lorenz. Der zurückliegende Monat wies mit dem 6. und 12. zwei absolute Tagesrekorde für das jeweilige Datum auf, als das Thermometer auf dem Hohen Peißenberg auf 22,2 beziehungsweise 19,9 Grad kletterte. Im Alpenvorland wurde die 20-Grad-Marke noch öfter überschritten. Im November 2018 wurden aber auch zwei Wintereinbrüche verzeichnet: Am 19. und 27. lag morgens Neuschnee am Observatorium, einmal sogar 15 Zentimeter hoch. Am 21. und 22. wurden die monatlichen Temperaturminima mit -4,8 Grad gemessen. Die Meteorologen verzeichneten drei sogenannte Eistage mit Tagesmaxima unter Null und zwölf Tage mit nächtlichem Frost. In den ersten beiden Novemberdekaden fielen insgesamt nur vier Liter pro Quadratmeter (rechnerisch also Millimeter) Niederschlag, insgesamt wurden im vergangenen Monat 20 Millimeter verzeichnet, was nur 28 Prozent der statistisch zu erwartenden Summe entspricht. Dafür schien die Sonne mit 107 Stunden um 15 Prozent länger als im langjährigen Durchschnitt.

Auch der gesamte meteorologische Herbst fiel außergewöhnlich trocken und sonnenscheinreich aus. Nur im September war es im Alpenvorland nasser, als das langjährige Mittel erwarten ließe, aber insgesamt wurden nur 86 Prozent der zu erwartenden Niederschläge erreicht. In den drei Monaten schien die Sonne um 22 Prozent länger als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Lorenz wartet mit noch einem Blick in die Statistik auf: Sie verrate, dass "einem zu warmen und trockenen Oktober in 90 Prozent der Fälle ein überdurchschnittlich zu kalter Januar folge. Fraglich ist allerdings, "ob dieser Zusammenhang auch in Zeiten des Klimawandels noch Bestand hat," meint der Wetterbeobachter.

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Quelle:
SZ vom 04.12.2018 / arm
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