Zweitwärmster Herbst seit 1781:Neuer Hitzerekord in Sicht

Zweitwärmster Herbst seit 1781: Die goldenen Pappeln bei Frieding: Auch aufgrund des warmen Herbstes könnte dieses Jahr im Fünfseenland wieder einen Temperaturrekord aufstellen.

Die goldenen Pappeln bei Frieding: Auch aufgrund des warmen Herbstes könnte dieses Jahr im Fünfseenland wieder einen Temperaturrekord aufstellen.

(Foto: Georgine Treybal)

2022 könnte im Alpenvorland wieder einmal die höchste Temperaturmarke brechen - nach 2018 und 2015. Ein Zeichen dafür, dass die Klimaerwärmung immer schneller voranschreitet.

Von Armin Greune, Hohenpeißenberg

Noch liegt 2022 vorne: Das laufende Jahr könnte einen neuen Wärmerekord für das Alpenvorland aufstellen. Bislang nahm 2018 mit einer Jahresmitteltemperatur von 9,3 Grad den Spitzenplatz in den fast zweieinhalb Jahrhunderten umfassenden Annalen von Hohenpeißenberg ein. Sie gilt als längste standardisierte meteorologische Temperatur-Messreihe weltweit.

Der zurückliegende Herbst war in den Voralpen mit einer Durchschnittstemperatur von 10,2 Grad der zweitwärmste in den seit 241 Jahren lückenlos geführten Aufzeichnungen. November (+3,3 Grad) und Oktober (+5,4 Grad, Rekordwert für diesen Monat) wichen erheblich von den langjährigen Mittelwerten der Jahre 1961 bis 1990 nach oben ab. Der September fiel hingegen kühler aus als statistisch zu erwarten gewesen wäre, allerdings nur um 0,7 Grad und bislang als einziger Monat 2022.

Für den November verzeichnete man auf dem Hohen Peißenberg eine durchschnittliche Temperatur von 5,9 Grad und 116 Sonnenstunden. Im 300 Meter niedriger gelegenen Andechs wurden nur 5,3 Grad und 107 Stunden registriert: Bei Inversionswetterlagen hielt sich dort öfters zäher Nebel, während auf dem Berg die Sonne schien. Dort wurde auch am 8. November ein Monatsmaximum von 18,6 Grad erreicht. Frost trat erstmals am 21. November auf, wesentlich später als es statistisch zu erwarten gewesen wäre.

Die Aufzeichnungen auf dem Hohen Peißenberg sind für die meteorologische Forschung von besonderer Bedeutung

In der Summe der drei Monate ergibt sich ein Plus von 3,2 Grad gegenüber dem langjährigen Mittel - der bisher wärmste Herbst 2006 lag freilich noch mal um ein ganzes Grad darüber. Betrachtet man das gesamte bisherige Jahr, zeichnet sich für 2022 ein neuer Temperaturrekord ab: dem zweitwärmsten Herbst ging im Alpenvorland ja schon der drittwärmste Sommer voraus. "Da der Zeitraum von Januar bis November seit 1781 noch nie so warm war, besteht die Chance, dass dieses Jahr - in Abhängigkeit vom Dezembermittel - das wärmste seit Messbeginn wird", sagt der letzte auf dem Hohen Peißenberg verbliebene Wetterbeobachter Siegmar Lorenz.

Die Annalen der weltweit ältesten Bergwetterwarte sind für die meteorologische Forschung von besonderer Bedeutung: Zwar gibt es Observatorien mit längeren Temperaturmessreihen - doch im Gegensatz zum Hohen Peißenberg hat sich dort im Lauf der Jahrhunderte wegen zunehmender Bebauung das Mikroklima verändert. Zudem zweifelt der Deutsche Wetterdienst (DWD) an den Messungen im frühen 18. Jahrhundert, über deren Regeln keine Aufzeichnungen mehr vorliegen. In Hohenpeißenberg aber werden seit Beginn einheitliche Mess- und Beobachtungsvorschriften eingehalten. Die Societas Meteorologica Palatina hat sie 1781 erlassen, um so die Grundlage für ein internationales Klimadatennetz zu schaffen. Der DWD sieht daher in diesen Aufzeichnungen "die längste durchgehende verlässliche Messreihe".

Auf der Basis der dort registrierten Daten kann kein Zweifel mehr bestehen, dass sich die Klimaerwärmung gerade im Alpenvorland rasant entwickelt. In der Tabelle der heißesten Jahre rangiert im Moment noch 2018 auf dem Spitzenplatz, gefolgt von 2015 (8,9 Grad), 2020 (8,7 Grad), 2014 und 2011 (je 8,5 Grad). Die sich mit der Klimakrise in weiten Teilen Deutschlands abzeichnende Wasserknappheit bleibt jedoch im Fünfseenland und Pfaffenwinkel weiter aus: Einschließlich November sind 2022 bis jetzt 90 Prozent des statistisch zu erwartenden Jahresniederschlags gefallen.

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