Wetterrückblick:Der Sommer in diesem Jahr – besser als sein Ruf

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Gewitterstimmung über dem Starnberger See - aufgenommen beim Strandhotel Schloss Berg: Im Alpenvorland wurden im vergangenen Sommer an 32 Tagen Gewitter beobachtet - das war fast rekordverdächtig. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Von der Sintflut bis zum späten Badeglück: Die Monate Juni bis August fielen zu warm aus, aber es gab auch 47 Regentage und viel mehr Gewitter als sonst.

Von Armin Greune, Hohenpeißenberg

Auch wenn sich seit Ende August doch noch einmal Badewetter eingestellt hat – viele haben den vergangenen meteorologischen Sommer im Fünfseenland vor allem als wechselhaft und nass empfunden. Insbesondere abendliche Freiluftveranstaltungen verliefen oft feuchter als geplant – wenn sie nicht ohnehin in Erwartung von Regen vorab abgesagt wurden: So mussten etwa zu Sommerbeginn alle drei Freiluftkonzerte am Raistinger Radom erst um eine Woche verschoben und dann endgültig abgesagt werden.

Im Dießener Erholungsgelände St. Alban antwortet der neue Pächter auf die Frage nach seiner persönlichen Sommerbilanz trocken: „Mir ist nichts von einem Sommer bekannt.“ In seiner ersten Saison im vormaligen Strandbad ist Peter Kaun nicht gerade vom Wetter verwöhnt worden: Von Mai bis Juli sei es so gut wie nie länger als zwei Tage am Stück niederschlagsfrei geblieben, erst der Spätsommer habe ihm die ersten Wochenenden mit beständigem Badewetter am Ammersee beschert. Vor dieser Kulisse sei der Mitarbeitereinsatz extrem schwer zu planen gewesen: „Oft war dann zwar das Personal, aber keine Arbeit da.“

Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass die Meteorologen auf dem Hohen Peißenberg dem Sommerwetter 2024 im Voralpenland insgesamt doch noch ein befriedigendes Zeugnis ausstellen. Die Sonnenscheindauer von insgesamt 690 Stunden entspricht recht genau dem langjährigen Mittel – das gilt sogar, wenn man alle drei Monate separat betrachtet: Im Juni wurden 93, im Juli 104 und im August 114 Prozent der jeweiligen Mittelwerte der Referenzjahre 1991 bis 2020 erreicht. Auch die Temperaturen übersteigen in allen drei Monaten die statistischen Erwartungen: Der Juni liegt um 0,8, der Juli um 1,4 und der August um 2,5 Grad über dem jeweiligen langjährigen Mittel. Mit einer Durchschnittstemperatur von 17,3 Grad fällt der diesjährige Sommer um 1,6 Grad zu warm aus. Zwar war es in den Vorjahren mit 17,5 beziehungsweise 17,7 Grad noch heißer – dennoch belegt 2024 in der 244 Jahre umfassenden Messreihe des Observatoriums immerhin den sechsten Platz.

Regen am See, eine große Freude für Ausflügler ist das nicht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Kinder, die trotz Regens unbedingt schaukeln wollen, sollten an einem Tag wie diesem auf dem Spielplatz in der Tutzinger Brahmspromenade gleich vorher die Schuhe ausziehen. (Foto: Marion Weiß)

Allerdings wurde heuer auf dem Hohen Peißenberg kein einziger sogenannter Hitzetag mit mehr als 30 Grad registriert. Im 300 Meter niedriger gelegenen Rothenfeld in der Gemeinde Andechs wurde diese Marke hingegen an elf Sommertagen überschritten, sechsmal allein im August. Am heißesten waren der 29. Juni und der 13. August mit jeweils 32,1 Grad. Allerdings stand diese agrarmeteorologische Messstation auch oft im Regen: Im Juni gab es 18, im Juli 19 und im August zehn Tage mit mehr als 0,1 Liter pro Quadratmeter Niederschlag.

Auf dem Hohen Peißenberg registrierte der Deutsche Wetterdienst den gesamten Sommer über 515 Liter pro Quadratmeter Regen, 110 Prozent des langjährigen Mittels. Juni und Juli lagen um 62 beziehungsweise 28 Prozent über dem jeweiligen Monatssoll, der August brachte hingegen nur 46 Prozent des Mittelwerts. Nach einem nassen Mai führten sintflutartige Regenfälle in den ersten Junitagen zu Überschwemmungen, am Ammersee herrschte vier Wochen, am Starnberger See zehn Wochen lang Hochwasser.

Die Unwetterserie setzte sich auch im Juli fort

Überschwemmte Wiesen und mit Feuchtigkeit gesättigte Vegetation setzen unter der hochsommerlichen Sonneneinstrahlung viel Luftfeuchtigkeit frei, was die Entstehung von Gewittern begünstigt. So fand die Unwetterserie auch im Juli eine Fortsetzung. An der Wetterstation Hohenpeißenberg wurden im vergangenen Sommer an 32 Tagen Gewitter beobachtet: fast ein Rekordwert, nur 2012 blitzte und donnerte es noch öfter.

Unter diesen äußeren Einflussfaktoren ist es schon wieder verwunderlich, dass die beiden größten abendlichen Open-Air-Events im Fünfseenland nur wenig in Mitleidenschaft gezogen wurden. So äußerte sich Kinobetreiber Matthias Helwig über die Saison vom 20. Juli bis 10. August 2024 zufrieden: An 21 von 23 Tagen konnten die Filme im Freien laufen, etwa 4 500 Besucher wurden gezählt. Nicht ganz so viele Zuschauer zogen heuer die Aufführungen der Uttinger Seebühne an. Auch dort waren es nur zwei, die von 16 genehmigten Vorstellungen heftigem Regen weichen mussten – aber am Ammersee wurden sie abgebrochen und nicht in einen Saal verlagert.

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