Süddeutsche Zeitung

Observatorium Hohenpeißenberg:Ein Jahr der Rekorde

2015 war das wärmste seit 234 Jahren und der Dezember so schneearm wie noch nie

Von Armin Greune, Hohenpeißenberg

Der Klimawandel kommt nicht, er ist auch im Alpenvorland längst eingetroffen. Seit 1781 notieren Meteorologen auf dem Hohen Peißenberg die Temperaturen, es ist die längste wissenschaftliche Messreihe der Welt. Das vergangene Jahr war schon wieder das bisher wärmste in diesen Aufzeichnungen. Rang zwei in der 234-jährigen Serie nimmt nun 2014 ein, gleichauf mit 2011. Und zuvor hatten sich 2003 und 2000 an der Spitze platziert; 2002, 2007 und 2006 landeten nur knapp dahinter auf dem Treppchen. Das Jahrzehnt 2000 bis 2009 ist deshalb noch Spitzenreiter unter seinesgleichen, gefolgt von den 1990er und 1980er. Klarer kann sich ein Trend kaum abzeichnen - zumal gerade natürliche Prozesse immer gewissen Schwankungen unterliegen.

2015 wurde in der Wetterwarte eine Jahresdurchschnittstemperatur von 8,9 Grad verzeichnet, 0,4 Grad mehr als 2014 und 2011. Der Wert lag damit um 2,4 Grad über dem langjährigen Mittel, das die Meteorologen inzwischen aus den - auch schon relativ warmen - Jahren 1961 bis 1990 errechnen. Neun Monate des vergangenen Jahres fielen wärmer aus, als die Statistik erwarten ließe; nur September, Oktober und Februar waren etwas zu kühl. Insgesamt blieb aber auch der Winter 2015 über dem Mittel. Trotz "weißer Ostern" lagen auch alle drei Frühjahrsmonate über ihren Durchschnittstemperaturen; es folgte der zweitwärmste Sommer seit 234 Jahren. Gleiches trifft auch auf den November 2015 zu, der mit 7,3 Grad nur 1852 ganz knapp übertroffen wurde. Und das, obwohl auf dem 1000 Meter hohen Berg zehn Frosttage registriert wurden und vom 21. bis 29. November Schnee lag.

Der vergangene Monat brach dann wieder alle Rekorde: Mit 6,6 Grad lag er um 7,1 Grad über dem langjährigen Mittel - im bislang wärmsten Dezember wurden 1852 lediglich 4,4 Grad erreicht. Nur an drei Tagen trat im Dezember 2015 Frost auf, der wärmste Tag war der 20. mit 17,7 Grad, am 20., 26., 27. und 29. wurden neue Tagestemperaturrekorde aufgestellt. Schnee gab es dafür auf dem Hohen Peißenberg gar nicht - auch ein Phänomen, das bislang noch nie beobachtet wurde. Mit 52 Millimetern Regen blieb der Monat um 22 Prozent unter dem statistisch zu erwartenden Wert - genau wie der November, an dem 56 Millimeter Niederschlag fielen, zwei Drittel davon an einem Tag, dem 20. November.

Im gesamten Jahr wurden mit 1025 Millimetern nur 85 Prozent des langjährigen Mittels erreicht. Dafür schien die Sonne 2046 Stunden und 13 Prozent länger, als zu erwarten gewesen wäre. Wiederum leuchten aus der Jahresbilanz die beiden vergangenen Monate hervor: im November schien die Sonne um 50 Prozent, im Dezember gar um 96 Prozent mehr, als im langjährigen Mittel.

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Quelle:
SZ vom 13.01.2016
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