Süddeutsche Zeitung

Wetter:Der zweitwärmste Frühling seit mindestens 238 Jahren

Die Wetterstation Hohenpeißenberg misst im Alpenvorland sommerliche Werte.

Von Armin Greune, Hohenpeißenberg

Es war eine Jahreszeit der Wetterextreme: 2018 geht im Alpenvorland als der zweitwärmste Frühling seit mindestens 238 Jahren in die meteorologischen Annalen ein. Den Aufzeichnungen vom Hohen Peißenberg zu Folge - der ältesten Bergwetterwarte der Welt - lag die Mitteltemperatur für März bis Mai heuer bei 8,9 Grad. Nur 2007 wurde mit 9,0 Grad eine höhere Temperatur für diese drei Monate registriert, 2011 und 1794 waren sie ebenfalls 8,9 Grad warm.

Das vergangene Frühjahr war aber auch bis zur zweiten Maidekade von außergewöhnlicher Trockenheit geprägt. Auf dem Hohen Peißenberg fiel im März nur die Hälfte, im April nur ein Drittel des statistisch zu erwartenden Niederschlags. Im Mai lag die Regenmenge um 17 Prozent über dem langjährigen Mittel. Seit Monatsmitte kondensiert im Alpenvorland die schwülheiße Luft täglich zu lokalen Wärmegewittern, die örtlich mit gewaltigen Regenfluten einhergehen. So fielen nach Daten amtlicher Messstationen in Gilching am vergangenen Mittwoch zwischen 1 und 2 Uhr früh 26 Liter pro Quadratmeter (also rechnerisch Millimeter) vom Himmel, was statistisch nur alle zwei Jahre einmal vorkommt. In Achselschwang bei Utting und Rothenfeld bei Andechs und regnete es hingegen am Donnerstagabend von 18 bis 19 Uhr am heftigsten: In der Stunde wurde etwa in Rothenfeld 27 mm Niederschlag gemessen. Über den gesamten Frühling hinweg fielen dort 200 mm Regen, in Achselschwang und Gilching nur etwa 130 mm - an beiden Standorten blieb es bis zur zweiten Maidekade fast völlig trocken.

Am Observatorium Hohenpeißenberg summierte sich der Niederschlag im Mai auf 154 Millimeter mit Maxima am 29. und 31. Mai, an 19 Tagen wurden Gewitter beobachtet. Die Monatsdurchschnittstemperatur von 13,2 lag um 3,6 Grad über dem langjährigen Mittel und wurde zuletzt vor 101 Jahren übertroffen. Der April 2018 lag mit 12,2 Grad gar um 7,1 Grad über der statistischen Erwartung und war der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1781. Der März fiel hingegen mit 1,4 um 0,2 Grad kälter aus als im Mittel. Im ersten meteorologischen Frühlingsmonat machte sich die Sonne noch ziemlich rar (107 Stunden, 78 Prozent des Märzdurchschnitts). Doch im April (277 Stunden, 178 Prozent) und Mai (207 Stunden, 110 Prozent) überwogen die heiteren Tage. Die Natur reagierte auf das Frühjahrswetter mit einem fast explosionsartigen Wachstum: Ende März lag die Vegetationsentwicklung noch zwei Wochen zurück, Anfang Mai war sie dann zwei weiter als üblich.

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Quelle:
SZ vom 05.06.2018
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