An diesem Freitag geht es los: Nach acht Wochen öffnet die Hörnlehütte wieder. Der Starnberger Alpenvereinssektion ist es gelungen, im Eiltempo eine neue Pächterin zu finden und notwendige Arbeiten im Wirtschaftsbereich abzuschließen. Hüttenreferent Karlheinz Wiendl aus Starnberg ist mehr als erleichtert. "Wie sehr die Hütte fehlt, merkt man erst, wenn sie geschlossen ist", sagt er.
Und nicht nur ihm ging es seit der Schließung Mitte März so: Zahlreiche E-Mails haben den 66-Jährigen zuletzt erreicht, alle voller Sehnsucht nach der gemütlichen Herberge auf dem Hörnle-Gipfel in den Ammergauer Alpen oberhalb von Bad Kohlgrub im Landkreis Garmisch-Partenkirchen.
Es war Ende vergangenen Jahres ein doppelter Schlag für die Sektion: Zum einen hatten Franziska und Josef Schwinghammer den Pachtvertrag nach neun Jahren nicht weiter verlängert. Mit ihren beiden fünf und acht Jahre alten Kindern wollte die Familie einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Zum anderen forderte das Garmischer Landratsamt vom Alpenverein eine umfassende Brandschutz-Sanierung. Zu viel auf einmal, weshalb die Hütte vorläufig geschlossen wurde.

Wandern:Diese Bergtouren eignen sich im Frühsommer
Viele zieht es wieder in die Alpen. Sieben Tipps für kleinere Wanderungen.
Und Wiendl, seit September 2023 Hüttenreferent der Sektion, war gefordert. Er setzte sich fortan mit potenziellen neuen Pächtern ebenso wie mit Brandschutzverordnungen, Auflagen und Ämtern auseinander. Um die Zulieferungen und Baumaßnahmen zu gewährleisten, waren obendrein Gespräche mit der Hörnlebahn, dem Wege-Ausschuss und den sogenannten Hörnle-Rechtlern, welche ihr Vieh auf dem Berg weiden lassen, notwendig. "Ich bin dankbar für die gute Zusammenarbeit", sagt Wiendl rückblickend.
Neue Pächterin ist Sara Weisbrich. Die Hotelfachfrau und Hotelbetriebswirtin ist gebürtige Kohlgruberin und will die Hütte gemeinsam mit ihrem Mann Daniel bewirtschaften. Die beiden haben zwei fünf und neun Jahre alte Töchter und wohnen in Garmisch-Partenkirchen. Die Eheleute arbeiten seit Jahren in der Gastronomie: Sara Weisbrich die vergangenen zehn Jahre in leitender Position im Klammhaus an der Partnach sowie im Hotel Staudacher Hof, ihr Mann Daniel war dort Barchef. Auf der Hörnlehütte hat Weisbrich bereits als Jugendliche gejobbt. "Die Hütte einmal zu übernehmen, war immer ein Kindheitstraum von mir", erzählt die 35-Jährige. Sie hat mehrere Jahre im Ausland in der Gastronomie gearbeitet, unter anderem in London, Australien und Asien und fühlt sich nun bereit für den eigenen Betrieb in den heimischen Bergen.


Die Kinder seien über Kitas und die Großfamilie gut betreut und "am Wochenende sind sie einfach mit oben", so Weisbrich. Sie hat bereits erste Vorbereitungen für die Wiedereröffnung der Hütte auf 1390 Metern getroffen, die ein beliebtes Ausflugsziel ist. Bodenständige und regionale Küche will sie anbieten, "lieber weniger Auswahl, dafür gute Qualität". Unter anderem heimische Wild-Spezialitäten: "Mein Papa ist Jäger", sagt Weisbrich. Zur Eröffnung an diesem Wochenende soll es bereits Wildgulasch geben.
Dass die 1911 von der Starnberger Sektion errichtete und letztmals 2004 umfassend renovierte Hütte ein Publikumsmagnet ist, dessen ist sich die neue Hütten-Chefin bewusst. An sonnigen Wochenenden strömen im Sommer wie im Winter Touristen von Augsburg bis ins Allgäu die leichte Wanderung den Berg hinauf oder aber lassen sich bequem mit der Bahn hinauffahren. Die Hörnlehütte gehört zu den wenigen ganzjährig bewirtschafteten Alpenvereinshütten, die nur wenige Wochen im Jahr im März und November geschlossen ist. Weisbrich weiß, dass "an Spitzentagen 1000 Essen rausgehen", wie sie sagt - und wie man das logistisch hinbekommt. Personal habe sie jedenfalls ausreichend an der Hand. Hüttenreferent Wiendl war wichtig, dass keine Gastronomie-Anfänger die Hütte übernehmen. "Man muss schon wissen, was man tut", sagt er. Die Sektion werde die Pächter nach allen Kräften unterstützen.

Langfristig will Sara Weisbrich auch Events auf der Hütte anbieten, Fondue-Abende etwa oder Cocktailstunden zum Sonnenuntergang. Geburtstage und auch Hochzeitsfeiern seien möglich, auf dem Zeitberg zwischen der Bergstation der Hörnle-Schwebebahn und der Hörnlehütte bietet die Gemeinde Bad Kohlgrub Trauungen an. Darüber hinaus finden regelmäßig Bergmessen statt. "Besonders herzlich willkommen sind alle Einheimischen und Kurgäste", sagt Wiendl.
Übernachtungen sind momentan allerdings noch nicht auf der Hütte möglich. Während im Gastraum im Erdgeschoss die Kachelöfen und Heizkamine erneuert wurden, sind in den darüberliegenden Schlafräumen umfassende Baumaßnahmen nötig. Wie Karlheinz Wiendl erklärt, fordern die Behörden neben der innen liegenden Treppe einen zusätzlichen Fluchtweg, weshalb ein Treppenhausanbau erforderlich ist. Die Baumaßnahmen sollen im März stattfinden, wenn auch die Seilbahn wegen Instandsetzungsarbeiten gesperrt ist. Weisbrich wird also zunächst täglich zwischen ihrem Wohnort und dem Arbeitsplatz pendeln. Erst wenn Mitte bis Ende kommenden Jahres der Umbau abgeschlossen sein wird, soll die Schutzhütte auch nachts wieder besetzt sein.

Das Büro von Thomas Gaisreiter aus Gaißach hat den Anbau geplant, der Ingenieur hat bereits den Umbau der Lenggrieser Hütte verantwortet. Laut Hüttenreferent Wiendl wird damit auch ein direkter Zugang von den Schlafräumen zu den Toiletten der Hörnlehütte ermöglicht. Die Anzahl der Betten soll sich nicht groß ändern. Vorgesehen sind ein bis zwei Familienzimmer sowie 19 Lagerbetten, zudem zwei Zimmer für Mitarbeiter. Noch fehle aber die Baugenehmigung, so Wiendl.
Die Kosten für die Renovierung werden auf 320 000 Euro geschätzt. Etwa 100 000 Euro stünden an Rücklagen zur Verfügung, den Restbetrag müsse man über einen Kredit finanzieren, erklärt der Hüttenreferent. Für den DAV-Ableger mit rund 2000 Mitgliedern sei das durchaus eine Herausforderung. "Wichtig ist, dass die Hütte wieder geöffnet ist", sagt Wiendl, der regelmäßig vor Ort ist - selbstverständlich auch zur Eröffnung am Wochenende.
Die Hörnlehütte ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet.