SC WeßlingNeue Heimat für Dirtbiker

Lesezeit: 3 Min.

Aus versicherungsrechtlichen Gründen sind etwa 40 Biker als Abteilung "Ride-Club" beim SC Weßling untergekommen. Sie freuen sich über ihre neue Anlage.
Aus versicherungsrechtlichen Gründen sind etwa 40 Biker als Abteilung "Ride-Club" beim SC Weßling untergekommen. Sie freuen sich über ihre neue Anlage. (Foto: FloHagena/5see.media)

Lange haben die jungen Wilden für ihre Anlage gekämpft, jetzt freut sich der „Ride-Club“ über eine kleine, aber feine Anlage in Hochstadt.

Von Patrizia Steipe, Weßling

Die Schanze vom Starttower ist steil – sehr steil sogar. Xaver, 16 Jahre alt, steht mit seinem Dirtbike oben auf der etwa drei Meter hohen Abfahrtsrampe, steigt auf und stürzt sich in die Tiefe. Dann rast er auf den gegenüberliegenden Hügel, den Kicker, hebt ab und beendet die Fahrt mit einem perfekten „Whip“. Dabei stellt er das Bike im Sprung quer. Im Hintergrund wummert Heavy-Rock von „Planet of Zeus“, Applaus brandet auf.

Mit der Eröffnung des provisorischen Bike-Parks neben dem Fußballplatz im Weßlinger Ortsteil Hochstadt hat ein Projekt, das vor vier Jahren seinen Anfang genommen hat, einen vorläufigen Abschluss gefunden. Vorläufig, da der endgültige Standort des Bikeparks auf einem Gelände in Weßling zwischen Bahnlinie und Katzensteinsiedlung liegt. Es kann erst genutzt werden, wenn die Bahn ihre geplanten Arbeiten für ein Abstell- und Wendegleis abgeschlossen hat. Aus versicherungsrechtlichen Gründen sind die etwa 40 Biker mittlerweile als Abteilung Ride-Club beim SC Weßling untergekommen. „Wir haben ihnen eine Heimat gegeben“, erklärt Vereinsvorsitzende Claudia Bruns.

Vor etwa einem Jahr begannen die Kids und Platzgestalter Michael Steiger mit dem Graben und Schaufeln. „Das Gelände ist nicht einfach, ziemlich klein und ohne natürliches Gefälle“, erklärt er. Trotzdem haben es die „Rider“ geschafft, einen anspruchsvollen Parcours für die Fortgeschritteneren und daneben einen Pump-Track zu errichten. Es ist sogar noch ein Streifen übrig, auf dem später eine neue Profistrecke entstehen könnte. „Wenn den Fahrern die jetzige langweilig geworden ist“, sagt Steiger.

Ohne Bagger geht nichts: Vor etwa einem Jahr begannen die Kids, Platzgestalter Michael Steiger (li.) und Track-Bauer Felix Feldbusch mit den Arbeiten.
Ohne Bagger geht nichts: Vor etwa einem Jahr begannen die Kids, Platzgestalter Michael Steiger (li.) und Track-Bauer Felix Feldbusch mit den Arbeiten. (Foto: FloHagena/5see.media)

Vor Kurzem erst konnte der Verein einen alten Container günstig erwerben. Darin hat Steiger für die Eröffnungsparty seine Musikanlage aufgebaut. Später könnte der Behälter in die neue Strecke integriert werden. Im Gegensatz zu anderen Sportarten, bei denen die Sportler auf fertig errichteten Anlagen trainieren, gilt beim Dirtbiken „no dig – no ride“. Soll heißen: Vor dem Fahren ist Schaufeln angesagt. Hügel, Steilkurven, Pump-Track, die Rampen und der Parcours bestehen in Hochstadt aus Erde. Für den Starttower durften die Sportler Fichtenholz aus dem Gemeindebestand verwenden. Lehm, Sand und Kies wurden gesponsert und eins freut Flo Hagena besonders: „Ein Mitglied ist ein begnadeter Baggerfahrer“.

Der neue Bikepark in Hochstadt von oben: Das Areal umfasst knapp 900 Quadratmeter. Das Gelände ist nicht einfach, ziemlich klein und ohne natürliches Gefälle.
Der neue Bikepark in Hochstadt von oben: Das Areal umfasst knapp 900 Quadratmeter. Das Gelände ist nicht einfach, ziemlich klein und ohne natürliches Gefälle. (Foto: FloHagena/5see.media)

Die Eröffnung des Bikeparks am vergangenen Wochenende lockte viele Aktive und Zuschauer an.
Die Eröffnung des Bikeparks am vergangenen Wochenende lockte viele Aktive und Zuschauer an. (Foto: FloHagena/5see.media)

Mit dem Segen des Bürgermeisters: Michael Sturm und Claudia Bruns vom SCW-Vorstand bei der offiziellen Eröffnung des Bikeparks.
Mit dem Segen des Bürgermeisters: Michael Sturm und Claudia Bruns vom SCW-Vorstand bei der offiziellen Eröffnung des Bikeparks. (Foto: FloHagena/5see.media)

Preiswert ist das Ganze noch dazu. Allerdings ist das Material nicht sehr beständig. Andauernd muss nachgearbeitet und verfestigt werden und bei Regen dauert es seine Zeit, bis die 900 Quadratmeter großen Flächen mit Planen abgedeckt sind. Trotzdem können die Bahnen nach Regenfällen komplett durchweicht sein und erst nach einer Trockenphase mit Reparaturarbeiten wieder befahrbar sein. Dafür kann die Strecke immer wieder moduliert und dem Leistungsstand der Fahrer angepasst werden. Das gehört dazu, und das Schaufeln und Bauen macht richtig Spaß, weiß Abteilungsleiter des Ride-Clubs Christian Lekies. „Das ist nichts anderes als ein großer Spielplatz“, findet Steiger. Oder wie ein Fitness-Parcours, ergänzt Lekies.

Dirtbikes sind spezielle Fahrräder. Sie haben vorn eine Federgabel, relativ kleine Räder, nur einen Gang, eine Bremse und einen Freilauf. Beim Pump-Track mit seinen Steilkurven und den „Speed Wobblern“ – sie generieren Geschwindigkeit – besteht das Kunststück darin, eine Runde auf seinem Rad stehend zu schaffen, ohne in die Pedale zu treten, also allein durch Verlagerung des Körpergewichts. Ein wenig kann man sich das wie bei einer Schiffsschaukel vorstellen, die man mit seinem Körper zum Schwingen bringt.

Die vierjährige Amelie mit ihrem Kinderfahrrad ließ sich von ihrem Vater durch den „Pump-Track“ schieben. Dann schwang sich Papa selbst aufs Fahrrad.
Die vierjährige Amelie mit ihrem Kinderfahrrad ließ sich von ihrem Vater durch den „Pump-Track“ schieben. Dann schwang sich Papa selbst aufs Fahrrad. (Foto: FloHagena/5see.media)
Dirtbiken für Fortgeschrittene: Marlon Strauss springt einen "One Hander Seat Grab".
Dirtbiken für Fortgeschrittene: Marlon Strauss springt einen "One Hander Seat Grab". (Foto: FloHagena/5see.media)
Dirtbiking ist ein altersloser Sport, der viel Spaß macht - vor allem aber jungen Leuten.
Dirtbiking ist ein altersloser Sport, der viel Spaß macht - vor allem aber jungen Leuten. (Foto: FloHagena/5see.media)

Dirtbiken spricht alle Generationen vom Kindergartenkind bis zum Erwachsenen an. Das war auch so bei der Eröffnung: Eine Runde nach der anderen ließ sich die vierjährige Amelie mit ihrem Laufrad von ihrem Vater durch den „Pump-Track“ schieben. Anschließend griff er sich sein Dirtbike, zögerte oben am Startturm nur kurz – und sprang dann souverän über die beiden Kicker.

Stürze gehören bei dieser Sportart dazu. Deswegen setzen sich die Kids Helme mit Vollvisier auf, haben Protektoren an den Knien, lange Ärmel und Handschuhe an. Startturm und Sprünge dürfen ohnehin nur von erfahrenen Jugendlichen gefahren werden, und auch nur dann, wenn mindestens drei Personen vor Ort sind. Ansonsten wird die Anlage mit einem Seil versperrt. „Erst wer die Technik beherrscht, wird zugelassen“, erklärt Lekies. Dann können die Kids mit ihren Tricks wie dem „No-Hander“, dem „No-Foot“, „One-Foot-off“ oder dem „Superman-Seat-Grab“ beeindrucken. Der Pump-Track dagegen ist stets geöffnet.

Freuen sich, dass es nach vielen Querelen endlich geklappt hat mit der neuen Anlage (v.li.): Vize-Abteilungsleiter Flo Hagena, Bürgermeister Michael Sturm, SCW-Vorsitzende Claudia Bruns und Christian Lekies, Erster Vorsitzender des Rideclubs.
Freuen sich, dass es nach vielen Querelen endlich geklappt hat mit der neuen Anlage (v.li.): Vize-Abteilungsleiter Flo Hagena, Bürgermeister Michael Sturm, SCW-Vorsitzende Claudia Bruns und Christian Lekies, Erster Vorsitzender des Rideclubs. (Foto: FloHagena/5see.media)

Nach den Querelen mit den Anwohnern der Katzenstein-Siedlung, die sich vehement gegen die Bike-Anlage gesperrt hatten, ist es für den Ride-Club eine neue Erfahrung, dass die Hochstadter sie mit offenen Armen empfangen haben, berichtet Hagena. „Sie freuen sich, dass hier auch etwas für die Jugend gemacht wird“. Allerdings ist Hochstadt abgelegen und die Straße von Weßling in den ländlich geprägten, kleinen Ortsteil ohne Radweg. „Jüngere Kinder will man da nicht allein fahren lassen“, sagt Hagena. Von September an möchte der Ride-Club ein Training anbieten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Gauting
:Tollkühne in ihren rollenden Kisten

Das Unterbrunner Seifenkistenrennen ist ein Spektakel, das nur alle zwei Jahre stattfindet. Für die Neuauflage des launigen Events am Samstag hat das ganze Dorf mit angepackt.

Von Jakob Thies

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: