Historischer Kalender:Künstler mit bewegtem Leben

Anlässlich seines 50. Todestags im kommenden Jahr widmen das Gilchinger Gemeindearchiv und der Verein "Zeitreise" Jules Werson einen Jahreskalender

Von Patrizia Steipe, Gilching

In das Gilching zu Zeiten Jules Wersons (1884-1967) laden der Verein Zeitreise und das Gemeindearchiv Gilching in ihrem Jahreskalender 2017 ein. Bereits auf der Titelseite sieht man den Maler und Bildhauer lässig an einer Säule seines Hauses lehnen. Keck schaut er in die Linse des Fotografen, neben ihm thront die Figur eines Greifvogels. Und am Ende des Kalenders trifft man ein weiteres Mal auf den Künstler. Jetzt hat er einen langen Malerkittel an. Die Hand hat er in die Hüfte gestützt und dieses Mal ist es eine kleine Pferdeskulptur, die auf einem Podest neben dem Künstler steht.

Anlässlich seines 50. Todestages im nächsten Jahr haben sich die Heimatforscher auf die Suche nach Fotos gemacht, die in einem besonderen Bezug zum Künstler stehen. Werson hat in Gilching viele Spuren hinterlassen, wie man auf den Kalenderblättern erkennen kann. Da ist zum Beispiel die historische Postkarte vom Bahnhof in Gilching. 1903 wurde die Bahnstrecke Pasing-Herrsching eröffnet. Für den 1884 im belgischen Malmedy geborenen Werson war die günstige Verkehrslage mit ein Grund, um 1919 von München nach Gilching zu ziehen. Hier hatte ihm seine Mäzenin Marie Lindemann das von Melchior Fanger geplante heutige "Wersonhaus" in der Brucker Straße gekauft. Werson ließ damals in seinem Garten einen kleinen Teich anlegen, in dem sich die Damen des Hauses erfrischen konnten. "Manche Gilchinger erinnern sich heute noch daran, wie sie als Kinder versuchten, einen Blick in den geheimnisvollen Garten zu werfen", heißt es im Kalender.

Auch ein Foto des Männergesangsvereins aus den 30er Jahren durfte nicht fehlen. Der gesellige Werson war hier schließlich geschätzter zweiter Tenor. Aus seinem Schaffenswerk wurde das Gilchinger Kriegerdenkmal in den Kalender aufgenommen sowie die Kreuzigungsgruppe an der Aussegnungshalle. Von Melchior Fanger gibt es ein Gruppenfoto, darauf sieht man den Zimmerei-Besitzer und Baumeister mit Kollegen und Mitarbeitern.

Im Sommer 1950 gründete Werson gemeinsam mit Rudi Schicht und Max Schinner die Volkshochschule Gilching. In seinem Haus lud er zu einem Arbeitskreis "Form und Farbe - Ethik und Ästhetik" ein. Zu seinem 80. Geburtstag wurde dem Künstler das Bundesverdienstkreuz verliehen. Nach seinem Tod wohnte seine Witwe Betty Werson noch bis zu ihrem Tod 1981 in dem Haus. Die Erben verkauften es anschließend an die Gemeinde Gilching. Heute finden sich noch viele von Werson gestaltete Kunstwerke im Haus. Hier finden Trauungen statt und hier soll im März 2017 auch das Museum "SchichtWerk" eröffnen.

Den Kalender kann man für 9,80 Euro in der Gemeinde-Bücherei oder im Gemeinde-Archiv erwerben.

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