Herrschinger Konzerte:Überraschendes Aus

Hechendorf: Brigitte Altenberger

Die Ärztin und studierte Kulturmanagerin Brigitte Altenberger hatte 23 Jahre lang die künstlerische Leitung der Herrschinger Konzerte inne. Sie kommt aus einer Familie mit vielen Musikern: Auch die beiden jüngsten ihrer vier Kinder haben dieses Talent geerbt. Sohn Korbinian ist Konzertmeister der zweiten Geigen beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Tochter Cäcilia ist freischaffende Cellistin in Wien. Altenberger, die als Parteifreie für die SPD im Seefelder Gemeinderat sitzt, engagiert sich zudem noch im Verein "Kultur im Schloss Seefeld".

(Foto: Nila Thiel)

Brigitte Altenberger hat die Klassikreihe 23 Jahre lang mit viel Herzblut geleitet - nun muss sie ihren Hut nehmen

Von Astrid Becker

Wenn man Brigitte Altenberger danach fragt, wie sie als Hechendorferin einst zu den "Herrschinger Konzerten" kam, dann lächelt sie und sagt recht spontan: "Wie die Jungfrau zum Kind". Doch dann schiebt sie noch schnell einen Satz hinterher: "Da hieß es damals: Du hast doch zwei so begabte Kinder." Korbinian und Cäcilia sind damit gemeint, vormals 17 und 15 Jahre alt, heute professionelle Musiker. Damals vor 23 Jahren hatte sich die Karriere der beiden jüngsten Kinder der Vierfachmutter und Ärztin schon abgezeichnet. Dennoch dürfte dies nicht der ausschlaggebende Grund gewesen sein, warum die Volkshochschule Herrsching Seefeld Andechs (VHS) ausgerechnet Brigitte Altenberger zur künstlerischen Leiterin ihrer Herrschinger Konzerte im Haus der bayerischen Landwirtschaft auserkoren hat. Am Sonntag wird sie zum letzten Mal in dieser Funktion in Erscheinung treten: bei zwei Konzerten, in denen das Münchner Amadis-Quartett und dessen Freunde mit Franz Schuberts Oktett in F-Dur D 806 für Streicher und Bläser zu erleben sein werden (17.30 und 20 Uhr). Denn Altenberger muss ihren Hut nehmen, weil die VHS die Konzerte an den Kulturverein Herrsching abgibt.

"Der Sonntag wird sicher komisch für mich", sagt sie, die 1951 geboren wurde, aber eine Jugendlichkeit und Strahlkraft besitzt, die nur wenigen Menschen zu eigen ist. Die Ärztin, die viele Jahre mit ihrem Mann Udo, einem Chirurgen, eine allgemeinmedizinische Praxis mitten in Seefeld betrieb, hat die Herrschinger Konzerte immer mit sehr viel Liebe und Hingabe organisiert. "Das war auch schön, ich war völlig autark", sagt sie. Und wenn man ihr zuhört, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich hinter der schönen Seite des eigenständigen Agierens und Entscheidens auch jede Menge Arbeit verborgen hat. Denn Altenberger war alles in Personalunion: Sie kümmerte sich um die Künstler, ließ sie schon mal in ihrem Haus übernachten und bewirtete sie. Sie vermarktete die Konzerte, verhandelte die Verträge mit den Künstlern, vertrieb die Karten, übernahm die Abrechnung und saß selbst an der Abendkasse. Spenden für einen neuen Flügel für die VHS hat sie in ihrer Zeit als künstlerische Leiterin eingetrieben, weil die Anschaffung mit fast 25 000 Euro zu teuer gewesen wäre. Sogar ein eigenes Computerprogramm hat sie sich dafür geschrieben, um stets alles im Blick zu haben. Daher gibt es auch eine 34 Seiten lange Liste aller Konzerte, die sie seit 1998 organisiert und abgewickelt hat, darunter zum Beispiel die Kinderkonzerte mit Heinrich Klug oder Sonderveranstaltungen wie zwei Cello-Wochen. Sie ist zwar nicht die "Mutter" der Herrschinger Konzerte - die Reihe gab es bereits in den 50ern. Aber sie hat ihnen die Seele gegeben, auch wenn sie selbst zu bescheiden auftritt, um das von sich zu behaupten. "Ich glaube, das war der neuen Geschäftsführerin Michaela Wirries gar nicht bewusst, als entschieden wurde, sich als VHS davon zurückzuziehen", sagt Altenberger, die es im Gespräch tunlichst vermeidet, mit Bitterkeit auf diese 23 Jahre zurückzublicken - und auf ihr persönliches, überraschendes Aus Anfang des Jahres, als man ihr den neuen Kurs der VHS übermittelte. Es muss ein Schock für sie gewesen sein, nach diesem Corona-Jahr, in dem sie eine Reihe von Konzerten absagen musste. Nun wird das erste, das wieder stattfinden kann - unter strengen Auflagen - auch ihr persönlich letztes sein. "Schön daran finde ich, dass im Amadis-Quartett der Violinist Felix Stross ist, weil sein Großvater Wilhelm, ein berühmter Geiger, das erste Herrschinger Konzert gespielt hat." Eine schöne Klammer, wie sie findet. Und ein würdiger Abschied.

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