Herrsching:Wohnen im Container

Verabschiedung von Friedl-Lausenmeyer; Verabschiedung Friedl-Lausenmeyer

Landrat Karl Roth hofft auf Solidarität mit den neuen Nachbarn.

(Foto: Fuchs)

In Herrsching setzt man auf Übergangslösung für Flüchtlinge

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Die Turnhallen in der Gemeinde Herrsching sind für den Sport gerettet. Dafür hat die Gemeinde dem Landkreis ein Grundstück hinter der Goethestraße im Gewerbegebiet angeboten. Hier sollen bereits im Spätherbst 144 Flüchtlinge in einer zweistöckigen Containerwohnanlage einziehen. Eine Ausschreibung für die Container läuft derzeit. Den Bauantrag genehmigte der Gemeinderat einstimmig. Sobald die Ergebnisse vorliegen, wird es eine Bürgerinformation geben. Der Termin ist für Dienstag, 29. September, 19 Uhr, geplant. Falls gewünscht würde Landrat Karl Roth bereits im August für Fragen nach Herrsching kommen, erklärte er in der Gemeinderatssitzung. "Der Druck wird immer größer", so Roth. 38 Flüchtlinge muss der Landkreis pro Woche aufnehmen. Private Grundstücke oder Wohnungen werden der Behörde kaum angeboten, trotzdem müssen die Menschen untergebracht werden. In Herrsching sollen aber keine Notunterkünfte in Turnhallen entstehen, sondern ein Übergangswohnheim, in dem die Asylbewerber den langwierigen Ausgang ihres Verfahrens abwarten können.

Das Grundstück in Herrsching liegt zwar im Außenbereich. Für die Unterbringung von Flüchtlingen habe der Gesetzgeber jedoch ein Sondergesetz erlassen, erklärte Kreisbaumeister Christian Kühnel. Eigentlich hätte auf den Grundstücken das neue Herrschinger Gymnasium entstehen sollen. Doch der Grunderwerb verlief nicht wie erwünscht. Jetzt kommt das Wohnheim auf das Areal. "Das Grundstück ist ideal", freute sich Kühnel. Der Untergrund eben und die Erschließung angesichts des benachbarten Gewerbegebiets unkompliziert. Kühnel hat sich für das Herrschinger Pilotprojekt eine Containeranlage in Systembauweise ausgedacht: Gleiche Container, gleiche Herde, Spülbecken, Abflüsse - dank der Standardisierung könnten sie leicht im ganzen Landkreis aufgestellt und Kaputtes einfach ausgetauscht werden. Die Einzelcontainer sind 45 Quadratmeter groß. Sie sollen zwei Schlafräume für jeweils drei Personen haben, eine Küche und ein eigenes Bad. Es wird auch Gemeinschaftsräume geben, in denen beispielsweise ein Deutschkurs veranstaltet werden kann. Dank der ringförmigen Anordnungen werde eine Innenhofsituation entstehen. "Der Landkreis wird in Vorleistung gehen, bekommt die Kosten aber von der Regierung ersetzt", erklärte Kühnel.

Bereits Mitte August hofft Roth darauf, mit den Erschließungs- und Vorarbeiten beginnen zu können. Anfang November sollen die ersten Flüchtling einziehen. Die Wohncontainer sollen mindestens fünf Jahre lang stehen bleiben mit einer Option auf Verlängerung. Es wird einen Hausmeister und eine Halbtageskraft sowie stundenweise eine sozialpädagogische Fachkraft geben, die sich um die Bewohner kümmern. Aus welchen Nationen die Flüchtlinge kommen, welcher Religion sie angehören oder ob es sich um Männer oder Frauen handelt, das weiß derzeit noch niemand. "Wir werden uns aber bemühen, dass wir eine harmonische Zusammensetzung bekommen", versprach Roth. An die Herrschinger appellierte er, sich solidarisch mit den neuen Nachbarn zu zeigen: "Ohne Helfer wird die Integration aber nicht gelingen", mahnte Roth. Der derzeitige Helferkreis umfasst 80 Namen. Weitere Interessenten können sich an die Gemeinde wenden.

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