Herrsching:Wasser von oben und unten

Der Grüne Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin macht Wahlkampf in Herrsching - und segelt eine Runde.

Patrizia Steipe

Jürgen Trittin seglet auf dem Ammersee

Jürgen Trittin seglet auf dem Ammersee Herrsching Jürgen Trittin, Spitzenkandidat der Grünen im Bundestagswahlkampf, besucht seine Parteifreunde im Fünfseenland, hält eine kurze Rede im Kurparkschlößchen und schippert anschließend über den Ammersee nach Dießen, um im dortigen Bierzelt zu sprechen.

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

Um fünf nach Zwei schüttet es wie aus Kübeln. Ausgerechnet. Aber irgendwie passend. Bei Jürgen Trittins Wahlterminen dreht sich derzeit alles um Wasser. "Heute segeln auf dem Ammersee, übermorgen Paddeln auf der versalzenen Werra", zählt der Bundestagsabgeordnete der Grünen auf, und einen Tag zuvor war er noch in einen Schweizer Bergsee gesprungen. Das allerdings privat. Den Empfang in Herrsching haben seine Parteikollegen kurzfristig ins Innere des Kurparkschlösschens verlegt. Es ist Wahlkampf, und aus dem ganzen Landkreis waren die, die in der Partei bereits etwas sind und die, die noch etwas werden wollen, gekommen: Landtagsabgeordnete Anne Franke, Landtagskandidatin Martina Neubauer, Kerstin Täubner-Benicke (Bezirkstagskandidatin), Karl Bär (Bundestagskandidat) und die ehemalige Herrschingerin Katharina Schulze, die jetzt in München für den Landtag kandidiert. Die Kandidaten nützen die Gelegenheit, um ein paar Fotos mit dem berühmten Grünen für ihre Homepage zu bekommen. Unermüdlich arrangiert Ruth Paulig die Grüppchen: Mal mit Sonnenblume, mal ohne, mal vor dem Elektrogefährt, dann wieder in der Gruppe.

Jürgen Trittin macht alles geduldig mit, stellt sich auch noch neben Bürgermeister Christian Schiller und neben Touristen. Dabei entgeht ihm nichts. Zum Beispiel, dass die Grünen-Werbetasche von Schulze die falsche Farbe hat. "Warum ist die hellgrün?", will er wissen. "Zuviel gewaschen", gesteht diese. Inhaltlich gibt es in Herrsching nur einen kleinen Vorgeschmack auf die große Rede, die am Abend gemeinsam mit Margarete Bause im Dießener Festzelt geplant ist. Trittin spricht das Dosenpfand an, das er als Umweltminister vor zehn Jahren umgesetzt hatte, "erfunden hat ihn der Töpfer". Die kleinen Familienbrauereien seien dadurch in ihrer Existenz gestärkt worden, sagt Trittin. Dann geht es um die Energiewende, um Landwirtschaft und die kommende Wahl: "Machen Sie die Grünen stark!", ruft er seinen Parteifreunden zu.

Mittlerweile haben sich die Regenwolken verzogen und die Gruppe spaziert zum Herrschinger Segel-Club. Dort warten Ludwig Hartmann und Detlef Däke (beide kandidieren für den Landtag) im Segelboot. Mit an Bord: Skipper Klaus Marx von der Uttinger Segelschule. Vor zehn Jahren war Trittin schon einmal in Herrsching. Damals hatte er wegen des böigen Wetters eine ziemlich aufregende Segelfahrt. Die Bavaria 34, die Marx nach seiner Frau Hanni genannt hat, ist aber ein behäbiges Mittelmeerschiff. Trittin lässt den aktiven Seglern den Vortritt und lässt sich fahren. Es regnet wieder. "Bei Regen weht kein Wind - alte Surferweisheit", sagt Trittin. Aber mitten auf dem Ammersee kommt doch noch eine Brise auf. "4,6 Knoten - Windstärke drei bis vier", freut sich Marx, während Hartmann Mühe hat, das Boot auf geradem Kurs zu halten. Endlich flattern die Transparente mit der Aufschrift "mit Windkraft unterwegs" so, wie sie sollen. "Und da sagt der Erwin Huber, Bayern hat keinen Wind", flachst Hartmann. Schnell werden noch ein paar dynamische Segelfotos mit den Kandidaten und Trittin gemacht. Dicht über dem Wasser fliegt ein schwarzer Kormoran vorbei. An Bord entspinnt sich eine Diskussion über diese bei den Fischern ungeliebten Vögel und dann legt die Hanni bereits in Sankt Alban an. Hier übernehmen die Landsberger Grünen. Programm ist an diesem Nachmittag keines mehr. Trittin soll seine Kräfte für das Festzelt aufheben.

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