Wenn Thomas Vogl seine Bücher aufschlägt, sieht er ein Problem. Vieles läuft gut für den Vorstandsvorsitzenden der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg: Sein Geldinstitut wirtschaftet solide, die Zahlen stimmen. Aber: Von seinen 380 Mitarbeitern geht die Hälfte in den kommenden 15 Jahren in Rente. Und weil auch der Bankensektor nicht vom Fachkräftemangel verschont bleibt, wird es für Vogl schwierig, die Stellen adäquat nachzubesetzen.
Auch deshalb haben Vogl und seine Vorstandskollegen von der benachbarten VR-Bank Werdenfels, Stefan Hutter und Martin Jocher, eine Entscheidung getroffen: Die beiden Häuser werden im kommenden Jahr zur VR-Bank Starnberg-Zugspitze zusammengelegt. Mit Cyrus Ahari und Konrad Hallhuber wird der Vorstand dann aus fünf Personen bestehen, bis Vogl in knapp drei Jahren in den Ruhestand ausscheidet. Für die Kunden beider VR-Banken ändert sich durch die Fusion wohl wenig: Einige erhalten neue Kontonummern, auch die BIC wird sich ändern. Bei den Umstellungen werde man die Kunden eng begleiten, betont Ahari, der mit Hutter in Zukunft vor allem für den Kundenservice zuständig sein wird. Und auf noch einen Aspekt legen die Vorstände wert: Beide Häuser seien gesund und kapitalstark, betonen sie.
Von der Zusammenlegung erhoffen sich die fünf Vorstände aber „Synergieeffekte“, wie es Vogl nennt. So sollen etwa Verwaltungskosten eingespart und die Beschäftigten entlastet werden. Um seinen Job fürchten muss niemand: Alle 681 Mitarbeiter werden in der fusionierten Bank weiterbeschäftigt. Bis auf eine Zusammenlegung in Penzberg bleiben alle der bislang 33 Filialen mit Personal sowie die 32 SB-Standorte bestehen. „Wir müssen vor Ort bleiben“, betont Hallhuber das Geschäftsmodell der Genossenschaftsbank. Gleichzeitig erhöhen sich durch die Fusion die Möglichkeiten der VR-Bank auf dem Kapitalmarkt: Mit einer Bilanzsumme von mehr als fünf Milliarden Euro kann die neue Bank in Zukunft größere Kredite vergeben.
Das neue Geschäftsgebiet erstreckt sich über die Landkreise Starnberg, Landsberg, Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen. Und weil es sich dabei laut Jocher um eine „sehr florierende Region“ mit vielen Firmenkunden handelt, könnte die größere Finanzkraft dazu beitragen, deren Wünsche zu erfüllen – auch, wenn keiner der Vorstände aufgrund der schwächelnden Konjunktur damit rechnet, dass es in nächster Zeit zu Investitionen im großen Umfang kommen könnte. Auch bleibe man den eigenen Prinzipien treu, erklärt Vogl. „Wir werden keine Abenteuer eingehen.“ Vielmehr soll die neue VR-Bank „widerstands- und wettbewerbsfähiger“ werden.
Die Überlegungen für eine Fusion gab es in den Vorständen schon länger. Immerhin hat sich auch das Bankenwesen in den vergangenen Jahren enorm verändert, auf die Anforderungen müssen die Häuser reagieren. „Auf Dauer macht es wenig Sinn, klein zu bleiben“, erklärt Jocher. Immerhin müssten unter anderem die Services für die Kunden vor Ort bestehen bleiben und online ausgeweitet werden. Im vergangenen Sommer wurden die Pläne dann konkret. „Irgendwann spürt man: Der Zeitpunkt ist reif“, sagt Vogl.
In der vergangenen Woche wurde dann die Belegschaft informiert, deren Reaktion war nach Auskunft der Vorstände überwiegend positiv. Mitte nächsten Jahres müssen die knapp 50 000 Mitglieder beider Genossenschaften der Fusion zustimmen. Vogl und die anderen Vorstände sind zuversichtlich, dass diese ihre Zustimmung erteilen. Schließlich ist die Chefetage überzeugt „von den vielen Mehrwerten“ der Fusion für beide Häuser, so Vogl.
Bis es so weit ist, gibt es noch viele Detailfragen zu klären – zum Beispiel, wo genau die Zentrale der neuen Bank eingerichtet werden soll. Klar ist hingegen der juristische Sitz: Er soll in Starnberg liegen. Und noch etwas ist bereits beschlossene Sache: An der grundlegenden Ausrichtung der VR-Bank ändert sich nichts, stellt Vogl klar: „Unsere Wurzeln liegen in der Region.“