Wie oft war in der Vergangenheit die lange Einkaufsnacht in Herrsching buchstäblich ins Wasser gefallen! An diesem Freitagabend jedoch passte alles: Bei hochsommerlichen Temperaturen wandelte sich die Ammerseegemeinde in einen südländischen Urlaubsort. Vor den Geschäften standen Liegestühle und kühle Drinks bereit. An den Ständen wurden Flip-Flops und Sonnenschutzmittel verkauft. Scharen von Besucher im Strandoutfit schlenderten durch das "magische Viereck", wie Herrschings Haupteinkaufsstraßen genannt werden.
Der Gewerbeverein "WIR" hatte die Veranstaltung unter das Motto "Feuer und Flamme" gestellt. Bei Einbruch der Dunkelheit entflammten vor den Geschäften Feuerkörbe und Kerzen, und die Feuer- und Lichtkünstler traten auf. "So sollte es immer sein", schwärmte eine junge Frau, die sich mit ihrem Freund in den Outdoor-Friseursalon von Coiffeur Angela begeben hatte. Hier zeigte Andreas Zaun die Kunst des Rasierens mit dem Messer. "Mann trägt wieder Bart, und da wird das Rasieren mehr nachgefragt", erklärte der Friseur den Umstehenden. Ein paar Schritte weiter stieg die große Beach-Party bei Vodafone. Zum fünfjährigen Jubiläum hatten Alexander Cigarev und sein Team einen grünen Teppich auf das Trottoir vor dem Laden legen lassen. Liegestühle, Partymusik, ein Barkeeper, der Spezialitäten wie den "Flying Vodafone" (Vodka, Kirsche, Maracuja, Grenadine, Zitrone) mixte sowie die Hüpfburg und die Popcornmaschine für die Kleinen sorgten für gute Laune. Zum ersten Mal hatten sich auch die Geschäfte der Weinhartstraße zusammengetan und die Straße für den Autoverkehr sperren lassen. Statt mit Schere und Lockenwickler im Geschäft hatte es sich Friseurmeisterin Heike Krauß gemeinsam mit anderen Verkäufern hinter einem Flohmarkttisch in der Abendsonne gemütlich gemacht. Hier genoss sie wechselweise die jazzige Loungemusik der Live-Band "Tschilp!" oder die temperamentvollen Zumba-Auftritte vor dem Sportgeschäft Henle.
Überhaupt: Der ganze Ort war an diesem Abend in eine riesige Klangwolke gehüllt. An allen Ecken des Ortes traten Bands auf, aber auch Straßenakrobaten wie die Bewegungskünstler des Christoph-Probst-Gymnasiums. Viel Arbeit sei die Organisation gewesen, sagte Krauß, die Vorstandsmitglied des Gewerbevereins ist. "Wir haben das für die Gemeinschaft am Ort gemacht, denn wenn man nichts macht, dann stirbt der Ort aus", erklärte sie. Davon konnte an diesem Abend keine Rede sein. Die Straßen, Geschäfte, Cafés und Restaurants waren belebt wie kaum zuvor.