Herrsching:Tröge des Anstoßes

Herrsching: Seestrasse Blumenkübel

Die mit Bäumen bepflanzten Tröge in Summer- und Seestraße zur Verkehrsberuhigung stoßen bei vielen Bürgern auf Kritik.

(Foto: Nila Thiel)

Initiatoren der Unterschriftenaktion zum Verkehrskonzept fordern vom Rathaus mehr Transparenz

Von Astrid Becker, Herrsching

Einen gewissen Sinn für Humor muss man den Herrschingern schon zusprechen. Zum Beispiel, wenn man an die Freinacht denkt, also an die Nacht vom 30. April auf 1. Mai. In der Ammerseegemeinde boten heuer die neuen Pflanztröge zur Verkehrsberuhigung Anlass für allerlei Unfug. Sie wurden in Aluminiumfolie gehüllt und mit einem Schild "Herrsching schillert" beschriftet. Ein Scherz, über den damals, eigenen Aussagen zufolge, auch Bürgermeister Christian Schiller herzhaft lachen musste.

Das dürfte ihm mittlerweile wohl vergangen sein. Denn besagte Pflanztröge, spalten seine Gemeinde. Aus der anfänglich noch harmlos klingenden Kritik - die einen fanden sie zu groß, die anderen zu hässlich, wieder andere schlichtweg unnötig - ist längst echter Unmut geworden. Befeuert wird dieser nun noch durch die jüngste Entscheidung des Gemeinderats, auf den Wunsch einer Bürgerinitiave um Gerhard Knülle und Günter Rümmelein zu einer Informationsveranstaltung zu diesem Thema "Verkehrskonzept Herrsching" nicht einzugehen. 500 Unterschriften hatten die Beiden gesammelt. Viele Bürger, so ihre Argumentation, würden vor allem die provisorische Verkehrsberuhigungen in der See- und Summerstraße, wie die geänderte Rechts-vor-Links-Regelung und die Pflanztröge nicht verstehen. Mittlerweile geht es den Initiatoren der Unterschriftenaktion, Knülle und Rümmelein, aber um mehr. Schlichtweg um Demokratie und mehr Transparenz, wie bei einem Pressegespräch am Montag deutlich wurde. Darin beklagten beide, über das Konzept und das dafür ausgegebene Geld - angeblich allein 150 000 Euro für die Tröge - zu wenig informiert zu werden. Zwar sei auf der Homepage der Gemeinde einiges dazu zu lesen, was sie dann auch zugeben mussten. Aber: "30 Prozent der Herrschinger sind älter als 65, 40 Prozent sind Kinder", behauptet Knülle. All diese Bürger haben seiner Auffassung nach kaum Möglichkeit, sich im Internet zu informieren, was denn alles in ihrer Gemeinde geschehe.

Dass es zuvor eine Bürgerbeteiligung gegeben habe, dass in diversen Arbeitskreisen an dem Konzept gefeilt wurde, dass Gemeinderatssitzungen auch öffentliche Teile haben, in denen es nach wie vor darum geht, ist ihnen viel zu dürftig. Auch die Ankündigung von Schiller, Ende des Monats mit dem Verkehrsplaner, der Polizei und Gemeindevertretern im Rahmen einer Ortsbegehung eine erste Bilanz zu ziehen, genügt anscheinend nicht. "Er hätte ja wenigstens mit uns reden können", meinen sie. Für Schiller wäre sicher ein Leichtes, die beiden Herren einfach mal anzurufen. Vielleicht kehrt dann wieder mehr Ruhe ein. Denn es könnte gut sein, dass sich aus dem Unmut am Ende noch ein Bürgerbegehren entwickelt. Es wäre nicht das erste in Herrsching. Und für Schiller wohl kaum ein Grund zum Lachen.

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