Schatz, ich bin mal eben kurz Zigaretten holen. Wer den Satz in früheren Zeiten zu hören bekam, der wusste: Vorbei ist die Liebe, vorbei das Glück, vorbei die vermeintliche Sicherheit, die ohnehin nur eines ist: trügerisch. Und wer so dachte, bekam auch häufig genug die Gewissheit: Der Kerl - und das waren nur Kerle! - war weg. Wohin? Ausgewandert. Vielleicht nach Jamaika. Vielleicht nach Amerika, weil es dort auch die unmöglichsten Möglichkeiten gibt. Sogar Menschen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten und dann doch auf die Verfassung schwören, alles nur, um Präsident dieses wunderbar freien Landes zu werden.
Wenn aber jemand in Andechs sagt, Schatz, ich geh' mal eben Zigaretten holen und nicht wiederkommt, heißt das noch lange nicht, dass dieser Mensch auf einem Schiff angeheuert hat und irgendwo ins Nirgendwo segelt. Manchmal ist es einfach nur so, dass das Auto an der Tankstelle in Herrsching plötzlich nicht mehr anspringt. Mit Hausschuhen an den Füßen, einem dünnen Kleidchen am Leib, hupenden Wagen hinter einem und ohne Handy in der Tasche wächst sich so eine Panne schnell zum Debakel aus. Zumindest gefühlt. Wenn da nicht der eine Kerl wäre, der sich durch seine Bekleidung und der darauf befindlichen Aufschrift einer Automarke eindeutig als Mechaniker - oder auf Neudeutsch Mechatroniker - ausweist. Der Mann blickt auch wissend auf die Zündung, um dann festzustellen: "Geht nicht."
Auch der zweite Kerl an dieser Tankstelle ist vom Fach. Er ist sich zunächst sicher: "Die Batterie ist leer." Als er jedoch ein Überbrückungskabel anschließt und noch immer keinerlei Motorengeräusch ertönt, ist auch er so ganz ohne Werkstatt ratlos. Man selbst ist es ohnehin. Die Nacht, so denkt man, werde man hilflos und allein an der Tankstelle verbringen - und irgendwann schließt auch die. Anrufen kann man niemanden, die Nummern sind ja eingespeichert im Handy. Und das wiederum liegt in Andechs. Busse fahren irgendwann keine mehr. Taxis in Herrsching? Abends und nachts: Mangelware. Auch wenn der Mann hinter dem Tresen sich redlich bemüht, eines aufzutreiben.
Eine Frau erbarmt sich schließlich und fährt einen nach Hause. Obwohl es nicht auf ihrem Weg liegt, das Zeit kostet und die Familie wartet. Dieser hatte sie auch nur eines gesagt: Ich bin mal eben kurz Zigaretten holen.