SZ Gute Werke:Zuerst Krebs, dann schweres Rheuma

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Bettina Sprenger aus Herrsching ist sehr krank und kann deshalb seit vielen Jahren nicht mehr arbeiten. Die 58-Jährige ist aber froh, noch ihr Hündchen „Bounty“ zu haben, doch auch der Chihuahua ist nicht mehr gesund. (Foto: Nila Thiel)

Wegen verschiedener Erkrankungen kann Bettina Sprenger seit 14 Jahren nicht mehr arbeiten. Die kleine Rente der 58-jährigen Herrschingerin reicht nicht einmal für Medikamente und die Reparatur des Ölofens in ihrer Sozialwohnung.

Von Christian Deussing, Herrsching

Sie muss sich oft an ihre Schulter fassen, jede Bewegung schmerzt. Bettina Sprenger sitzt an ihrem Tisch im winzigen Wohnzimmer in einer Sozialwohnung ohne Heizung in Herrsching. Der 58-Jährigen war wegen eines Krebsgeschwürs vor 16 Jahren die Schilddrüse entfernt worden. Danach begann das Rheuma, außerdem leidet sie unter Depressionen, Diabetes und Bluthochdruck. Seit 2010 ist Bettina Sprenger arbeitsunfähig und erhält eine kleine Rente von 450 Euro.

Die Herrschingerin streichelt ihren geliebten Chihuahua „Bounty“. Er sei ihr „Baby und ein treuer Freund“, sagt sie. Leider sei der kleine Hund ebenfalls krank, benötige Augentropfen, eine Salbe und müsste nach einem Hundebiss ins Ohr eigentlich in der Tierklinik behandelt werden. Und auch das Frauchen benötigt dringend Hilfe. „Ich krabbel’ meistens auf allen Vieren im kalten Schlafzimmer aus meinem Bett mit der uralten durchgelegenen Matratze, denn ich habe für die Wohnung keinen Rollator“, erzählt sie. Damit nicht genug: Jetzt ist auch noch die Pumpe ihres Ölofens defekt, doch sie habe kein Geld, um sich eine neue zu beschaffen.

Bettina Sprenger hat weder Geld für zusätzlich notwendige Medikamente noch für frisches Obst und Gemüse oder hochwertige Lebensmittel, die ihre schmerzhaften rheumatischen Schübe lindern könnten. Im vergangenen Jahr erlitt sie zwei anaphylaktische Schocks. Schon ein kleiner Spaziergang zum See werde oft zur Qual. Früher habe sie für dieselbe Strecke fünf Minuten gebraucht, nun seien es 30 Minuten. Apropos früher: Ihre Friseurlehre nach der Schule musste sie wegen allergischer Reaktionen auf chemische Stoffe abbrechen. Damit war auch ihr Traum geplatzt, Visagistin am Deutschen Theater in München zu werden. Danach begann Bettina Sprenger eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau, brach sie aber ab, weil ihr Chef übergriffig geworden sei.

Die Pumpe ihres alten Ölofens in der Küchennische ist kaputt, doch Geld für eine Ersatzpumpe hat die Frührentnerin nicht. (Foto: Nila Thiel)

Bis zum 40. Lebensjahr arbeitete sie in der Gastronomie, häufig auch nachts in Clubs. Irgendwann hätten diese Jobs sie aber zermürbt. Bettina Sprenger ließ sich zur Europasekretärin umschulen und betrieb auch mal ein Nagelstudio am Viktualienmarkt. Allerdings überlegte es sich die damals noch gesunde Frau wieder anders: Sie wurde Monteurin bei einer Firma in Frieding und war als einzige Frau auf Baustellen unterwegs. Der Chef sei von ihrer vitalen und zupackenden Art angetan gewesen. Dann ereilte sie die Schockdiagnose: Schilddrüsenkrebs.

„Ich würde so gern wieder arbeiten, aber ich kann es leider nicht mehr“, klagt Bettina Sprenger, die trotz allem ihren Humor und Lebensmut nicht verloren hat. Ihre Freunde sagten zu ihr: „Du lachst und weinst gleichzeitig.“ Sehr traurig ist sie auch darüber, dass sie seit 15 Jahren nicht mehr ins Theater oder Kino gehen könne: „Ich habe keinen Cent dafür übrig“. Auch eine Bahnfahrt zu ihrer schwer kranken Tante nach Kiel kann sich Bettina Sprenger nicht leisten. Aber noch hat sie die Hoffnung nicht aufgegeben, ihre Verwandte im Norden besuchen zu können.

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